
Moderate Gewinne Wall Street nur mit halber Kraft
Die Wall Street setzte heute ihre jüngste Erholungstendenz zwar fort, Euphorie kam aber nicht auf. Zu erratisch bleibt die Zollpolitik der Trump-Regierung.
An der New Yorker Aktienbörse hat sich die jüngste Erholungstendenz nach guten Vorgaben aus Asien und Europa heute fortgesetzt. Die führenden Aktienindizes gingen allesamt mit moderaten Gewinnen aus dem Handel, blieben am Ende aber unter ihren Tageshöchstkursen vom Sitzungsbeginn.
Der Leitindex Dow Jones schloss bei 40.524 Zählern um 0,78 Prozent höher, nachdem er schon am Freitag gut 1,5 Prozent zugelegt hatte. Der marktbreite S&P 500 rückte um 0,79 Prozent vor und die Technologiebörse Nasdaq gewann 0,64 Prozent. Der Auswahlindex Nasdaq 100 stieg um 0,57 Prozent auf 18.796 Punkte.
Auf die unerwartete Aussetzung der Zölle war am Samstag eine Ausnahmeregelung für bestimmte Elektronik-Produkte aus China gefolgt. Das bestärkte vage Hoffnungen, dass es in dem von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelskonflikt doch nicht zu einer Eskalation kommt und die Zölle weniger belastend ausfallen als befürchtet.
Auch Autoherstellern hat Trump heute zumindest zeitweise geltende Ausnahmen von seinen weitreichenden Zöllen in Aussicht gestellt. Die Autofirmen bräuchten etwas mehr Zeit, um ihre Lieferketten auf eine Teile-Produktion in den USA umzustellen, sagte Trump ohne weitere Details zu nennen. Eine Verschnaufpause gab es heute auch am Rentenmarkt, wo die Notierungen der Staatsanleihen wieder anzogen.
"Nach der Aufschiebung der Zölle gegen alle Länder um 90 Tage ist die nun verkündete Ausnahmeregelung für Halbleiter, Smartphones und Chips aus China ein weiterer Beleg dafür, dass Trump einsieht, etwas über das Ziel hinausgeschossen zu sein", kommentierte Marktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets.
"Es ist aber auch eine Bestätigung dafür, dass sich die Börse in den kommenden Wochen auf nichts, was aus dem Weißen Haus kommt, mehr verlassen kann", mahnte er.
Experten zeigten sich angesichts der erratischen Zollpolitik der Trump-Regierung wenig euphorisch. "Das Zurückrudern nach Trumps 'Liberation Day' hat bei manchen für Erleichterung gesorgt - bei uns aber nicht", sagte Bruce Kasman, Chefvolkswirt bei der US-Investmentbank JP Morgan.
Der Pauschalzoll in Höhe von zehn Prozent bleibt dem Experten zufolge ein Schock, während der Satz von 145 Prozent auf Importe aus China faktisch einem Handelsverbot gleichkommt. "Man kann den Handel zwischen den zwei größten Volkswirtschaften der Welt nicht stoppen, ohne überall mit Schäden zu rechnen."
Die Zollaussetzung zeige, dass sich US-Präsident Donald Trump den Verwerfungen an den Kapitalmärkten nicht verschließen kann, schreiben Experten der Dekabank. "Allerdings wirft Trumps Handeln die Frage auf, wie viele seiner Entscheidungen Ideologie, wie viele Verhandlungstaktiken und wie viele wirtschaftliche Inkompetenz widerspiegeln."
Aktien von US-Anbietern von Computertechnik wie Apple, legten zu, denn viele lassen ihre Geräte überwiegend in Asien produzieren. So gewannen die Papiere des iPhone-Herstellers 2,2 Prozent zu und gehörten zu den größten Gewinnern im Dow Jones. Micron stiegen um 2,1 Prozent. Nvidia rutschen zuletzt noch 0,2 Prozent ins Minus. Ebenso erholten sich Hardware-Aktien wie HP Inc oder Super Micro Computer.
Außerhalb des Technologiesektors standen Quartalszahlen von Goldman Sachs im Fokus. Starke Handelsgeschäfte haben den Gewinn des US-Geldhauses zum Jahresstart beflügelt. Im ersten Quartal sei der Überschuss binnen Jahresfrist um 15 Prozent auf 4,74 Milliarden Dollar gestiegen, teilte die Bank heute vor dem Börsenstart in New York mit.
Pro Aktie stand ein Gewinn von 14,12 Dollar in den Büchern, nach 11,58 Dollar ein Jahr zuvor. Das Finanzinstitut kam im Zeitraum Januar bis März auf Erträge von 15,06 Milliarden Dollar - ein Plus von sechs Prozent. Bei Anlegern kommen die Zahlen gut an: Die Aktie kletterte an der NYSE bei lebhaftem Handel um 1,87 Prozent.
Am Freitag hatten die Banken JPMorgan, Morgan Stanley und Wells Fargo den vierteljährlichen Zahlenreigen an der Wall Street eröffnet. Es zeichnet sich ab, dass im ersten Quartal vor allem die Investmentbanken mit ihren großen Handelsabteilungen von den Börsenturbulenzen profitiert haben. Gleichzeitig wurden aber auch die Rückstellungen für faule Kredite erhöht in Erwartung wirtschaftlich schwierigerer Zeiten.
Allerdings sehen JP-Morgan-Chef Jamie Dimon und auch der Chef von Wells Fargo, Charlie Scharf, angesichts der unvorhersehbaren Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump und Konjunktursorgen nun die Banken in unruhigeres Fahrwasser geraten.
Morgen präsentieren mit der Citigroup und der Bank of America zwei weitere Banken-Schwergewichte ihre Quartalsberichte. Die Berichtssaison dürfte den Anlegern weiter Klarheit darüber geben, wie sehr der Zollstreit die Unternehmen in den USA belastet, vor allem die Ausblicke dürften daher im Fokus stehen.
Mit deutlichen Kursgewinnen reagierte die Börse zum Wochenstart auf eine leichte Entspannung im US-Zollstreit, bei dem es um US-Zollerleichterungen für Elektronikkomponenten geht. Der DAX legte kräftig um 2,85 Prozent zu auf 20.954 Punkte und erreichte dabei in der Tagesspitze 21.048 Punkte. Der MDAX der mittelgroßen Unternehmen gewann in ähnlicher Größenordnung deutlich um 3,31 Prozent auf 26.627 Zähler.
In der Nacht hatten auch die asiatischen Märkte bereits deutlich zugelegt und für gute Vorgaben gesorgt. In Tokio gewann der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 1,6 Prozent auf 34.127 Punkte, in Shanghai stiegen die Kurse heute um 0,75 Prozent.
Seit seinem Kurssturz am "Panic Monday" vor einer Woche bis auf 18.489 Zähler hat der deutsche Leitindex damit wieder ordentlich Boden gutmachen können. Mehr als die Hälfte des in der Spitze gut 4.000 Punkte umfassenden Börsen-Crashs seit Anfang April hat der deutsche Leitindex DAX mittlerweile aufgeholt.
Hintergrund der Erleichterungsrally an den Börsen war die Ankündigung der US-Regierung vom Wochenende, Smartphones, Laptops und andere wichtige Elektronik von Sonderzöllen gegen zahlreiche Länder - darunter China - auszunehmen. Die Ausnahme ist eine Erleichterung für amerikanische Anbieter von Computertechnik wie Apple, die ihre Geräte größtenteils in Asien herstellen lassen.
Dazu passt, dass US-Handelsminister Howard Lutnick heute betonte, dass es sich lediglich um vorübergehende Erleichterungen handle und neue Zölle auf genau diese Produktgruppen bereits in Vorbereitung seien. US-Präsident Donald Trump will in Kürze neue Sonderzölle im Bereich der Halbleiterindustrie ankündigen.
"Ich werde das im Laufe der kommenden Woche bekanntgeben", erklärte der Republikaner gegenüber Reportern und betonte, in der Sache sei "eine gewisse Flexibilität" erforderlich. Auf pharmazeutische Produkte, die bisher noch von Zöllen ausgenommen sind, plant Trump in nicht "allzu ferner Zukunft", Zölle zu erheben. Sein Ziel sei es, dass die Hersteller die Medikamente in den USA produzieren sollen.
Die Verhandlungen mit der Europäischen Union (EU) zum Thema Zölle weisen derweil der US-Regierung zufolge in die richtige Richtung. "Es gab viele Gespräche mit der EU", sagte der Wirtschaftsberater von Präsident Donald Trump, Kevin Hassett, heute dem Sender Fox Business Network. "Wir machen enorme Fortschritte. Das wird sehr gut für amerikanische Arbeitnehmer sein, insbesondere für die amerikanischen Autoarbeiter." Wieviel Substanz hinter der Ankündigung steckt bleibt aber unklar, es gab keine weiteren Details.
Trump hatte gegen zahlreiche Handelspartner pauschale Zölle von 20 Prozent verhängt und kurz danach für 90 Tage ausgesetzt. Die Zölle von 25 Prozent auf Stahl, Aluminium und Autos sowie die zehnprozentigen Basiszölle auf sämtliche andere Produkte blieben für die EU in Kraft.
Im Handelskonflikt mit den USA hat die EU die Anwendung geplanter Sonderzölle auf US-Produkte derweil bis zum 14. Juli ausgesetzt. Mit der entsprechenden Veröffentlichung im EU-Amtsblatt setzt die EU eine Ankündigung von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen um.
Der Goldpreis hat heute bei 3.245,73 Dollar ein frisches Rekordhoch markiert, fiel danach aber wieder zurück. Zuletzt wurden 3.210 Dollar für die Feinunze bezahlt.
Erst am Freitag hatte Gold erstmals in der Börsengeschichte die Marke von 3.200 Dollar geknackt. Die Rekordrally bei dem gelben Edelmetall ist in erster Linie auf die jüngsten Turbulenzen an den Aktienmärkten zurückzuführen. Diese dämpfen die Risikobereitschaft und begünstigen eine Verlagerung in sichere Anlagen. Auch der fallende Dollar trägt zum Anstieg des Goldpreises bei, stärkt er doch die Nachfrage aus dem Nicht-Dollar-Raum.
Der Kurs des Euro bewegte sich derweil nur leicht. Zuletzt kostete die europäische Gemeinschaftswährung im US-Handel 1,1348 Dollar, etwas weniger als im späten europäischen Handel. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1377 (Freitag: 1,1346) Dollar fest.
Wegen der US-Zollpolitik steht der Greenback allerdings schon länger zu allen anderen wichtigen Währungen unter Verkaufsdruck. Davon profitiert auch der Euro, der heute zeitweise über 1,14 Dollar anzog, das Niveau baer im Verlauf nicht halten konnte. Die Gemeinschaftswährung notierte damit nur knapp unter ihrem höchsten Stand seit Februar 2022, der am Freitagvormittag zeitweise bei 1,1473 Dollar erreicht worden war.
Im weiteren Wochenverlauf dürfte die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank im Blick der Märkte stehen. Sie dürfte den Leitzins erneut senken. "Entscheidender wird die Kommunikation rund um die möglichen Auswirkungen der US-Importzölle auf Inflation und Wachstum in der Eurozone sein", schreiben die Experten der Dekabank. Marktbewegende Konjunkturdaten standen heute nicht auf der Agenda.
Größte Gewinner im DAX waren Rheinmetall und Siemens Energy mit einem Plus von knapp sechs Prozent, auch die Aktie der Deutschen Bank gewann über fünf Prozent. Europaweit waren Papiere aus dem Bankensektor gefragt.
Anleger hoffen, dass der Konjunkturabschwung durch den Zollstreit womöglich weniger drastisch als befürchtet ausfallen könnte. Banken profitieren von einer laufenden Konjunktur vor allem in ihrem Kreditgeschäft - und sie könnten darüber hinaus im Handelsgeschäft aus den hohen Schwankungen an den Märkten einen Nutzen ziehen. Einziger Wert im Minus waren Henkel Vorzüge, die am DAX-Ende rund 0,7 Prozent verloren.
Die italienische Großbank Unicredit kann ihren Einstieg bei der Commerzbank weiter vorantreiben. Das Bundeskartellamt gab die Übernahme eines Minderheitsanteils des Frankfurter Geldhauses durch die Unicredit ohne Auflagen frei. Die Unicredit hatte die Übernahme eines Anteils von bis zu 29,99 Prozent an der Commerzbank bei den Bonner Wettbewerbshütern im Februar zur Prüfung angemeldet.
SAP-Vorstandschef Christian Klein ist der bestbezahlte Lenker eines DAX-Unternehmens. Mit einer Vergütung von 18,98 Millionen Euro löste er in der Gehalts-Rangliste der Chefs der 40 wichtigsten börsennotierten Unternehmen in Deutschland im vergangenen Jahr Mercedes-Chef Ola Källenius ab, der mit leichten Einbußen und 12,49 Millionen Euro auf Rang drei abrutschte.
Der Gehaltssprung des 44-jährigen Klein liegt an der SAP-Aktie, an deren Entwicklung seine Langfrist-Boni gekoppelt sind. Ihr Kurs hat sich in den Jahren von 2021 bis 2024, die für die Berechnung maßgeblich sind, mehr als verdoppelt. Insgesamt sechs DAX-Chefs lagen im vergangenen Jahr laut der von der Nachrichtenagentur Reuters errechneten Gehalts-Rangliste über der Zehn-Millionen-Euro-Marke, 2023 waren es nur zwei.
Auf der Ausschüttung von Langfrist-Boni für vier Jahre fußt der größte Gehaltssprung eines DAX-Chefs. Bei Vincent Warnery von Beiersdorf war im vergangenen Jahr ein Bonus von fast elf Millionen Euro für die vier Jahre von 2021 bis 2024 fällig, durch den sich die Vergütung des Franzosen auf 13,19 Millionen Euro mehr als verfünffachte.
Der Energieinfrastruktur-Experte Friedrich Vorwerk zieht für den Großhandelskonzern Metro in den SDAX ein. Die Änderung wird zum 17. April wirksam, wie die Deutsche-Börse-Tochter Stoxx Ltd. am späten Abend mitteilte. Am Freitag hatte Metro bekanntgegeben, dass das Papier im Zuge der Übernahme durch EP Global Commerce mit Ablauf des 16. Aprils nicht mehr an der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt werden kann.
Der weltgrößte Luxuskonzern LVMH hat die allgemein eingetrübte Konsumlaune der Verbraucher zum Jahresbeginn zu spüren bekommen. Der Umsatz sank im ersten Quartal um drei Prozent auf 20,3 Milliarden Euro, wie das Unternehmen mit Marken wie Louis Vuitton, Tiffany & Co. und Bulgari heute nach Börsenschluss in Paris mitteilte. Das Ergebnis liegt unter den Analystenerwartungen von plus zwei Prozent, wie aus Konsensschätzungen von VisibleAlpha hervorgeht. Im vierten Quartal war der Konzern noch leicht um ein Prozent gewachsen.
Der Bereich Mode und Lederwaren, zu dem Marken wie Louis Vuitton und Dior gehören, verzeichnete einen Rückgang von fünf Prozent und lag damit deutlich unter den Markterwartungen. Die Hauptsparte macht fast die Hälfte des Konzernumsatzes sowie über drei Viertel des Betriebsgewinns aus. Die Aktie gab nachbörslich nach.
Zum Auftakt des Kartellprozesses um eine mögliche Zerschlagung der Facebook-Mutter Meta hat die US-Wettbewerbsbehörde dem Unternehmen vorgeworfen, sich mit dem Kauf von Instagram und WhatsApp Dominanz bei den Sozialen Netzwerken gesichert zu haben.
Ob der Facebook-Konzern Meta gezwungen werde, sich von Instagram und WhatsApp zu trennen, darum geht es ab heute vor einem Gericht in Washington. Die Handelsbehörde FTC wirft Meta vor, das Online-Netzwerk habe den Chatdienst WhatsApp und Instagram gekauft, um widerrechtlich die eigene Monopolstellung zu schützen.
Meta argumentiert, dass die Klage auf einer eingeengten Sicht auf den Markt für Soziale Medien basiere. Schließlich gebe es mit den Videodiensten TikTok und YouTube, dem Kurznachrichtendienst X oder dem Karriere-Netzwerk LinkedIn rege Konkurrenz. Mit einem Antrag auf Abweisung der Klage hatte Meta keinen Erfolg. Allerdings äußerte das Gericht damals Zweifel, dass die Position der FTC angesichts des technologischen Wandels Bestand haben werde.
Der kriselnde US-Chiphersteller Intel will sich im Zuge seines Umbaus unter dem neuen Chef Lip-Bu Tan von einem Mehrheitsanteil an seiner Sparte Altera für programmierbare Chips trennen. Der Finanzinvestor Silver Lake solle den Altera-Anteil von 51 Prozent für 4,46 Milliarden Dollar übernehmen, teilte Intel heute mit. Der Deal bewerte Altera mit 8,75 Milliarden Dollar - weit weniger als die 17 Milliarden Dollar, die Intel noch 2015 für das Geschäft bezahlt hatte.
Die programmierbaren Chips kommen etwa in der Telekommunikation zum Einsatz, können aber auch im militärischen Bereich genutzt werden. Mit der Transaktion fließen Intel im mit Sparprogrammen verbundenen Umbau flüssige Mittel zu. Mit dem Verkauf schärfe Intel sein Profil, sagte der neue Chef Tan.