
DAX zündet Kursfeuerwerk Die Börse liebt Trumps versöhnliche Töne
Mit besänftigenden Worten in Richtung China und Fed-Chef Powell schiebt US-Präsident Trump die internationalen Aktienmärkte an. Der DAX macht einen Satz nach oben. Haben die Märkte nun das Schlimmste hinter sich?
Die Risikofreude feiert an den Börsen ein Comeback, Anleger greifen bei Aktien wieder zu - in der Hoffnung, dass nun das Schlimmste bereits hinter ihnen liegen könnte. Der DAX macht zur Börseneröffnung einen Satz nach oben, in den ersten Handelsminuten schnellt das deutsche Börsenbarometer um bis zu 2,5 Prozent auf 21.831 Punkte empor.
Der DAX überwindet damit sein Vorwochenhoch vom Gründonnerstag bei 21.436 Zählern mit Leichtigkeit - und sendet damit ein frisches Kaufsignal. Der deutsche Leitindex setzt seine V-förmige Erholung seit dem Crash-Tief vom "Panic Monday" am 7. April auf 18.489 Punkte fort. Das Gros seines Kurssturzes hat der DAX bereits wieder wettmachen können.
"Wenn am Ende des Monats wieder mindestens 22.200 Punkte auf der Kurstafel stehen, könnten schon bald die Rekordkurse wieder angelaufen werden", ist Analyst Jochen Stanzl vom Broker CM Markets überzeugt. Technisch bleibe der übergeordnete Aufwärtstrend auch nach dem Einbruch der Kurse im März intakt.
Hintergrund der frühen Kursgewinne sind versöhnliche Töne von Donald Trump in Richtung China und US-Notenbank. Nach seinen wiederholten persönlichen Angriffen gegen Fed-Chef Jerome Powell erklärte der US-Präsident nun, er habe "nicht die Absicht", Powell zu entlassen.
Auch in Sachen Zölle ruderte Trump zurück. Der Republikaner erklärte gegenüber Reportern, er werde in den Verhandlungen mit China sehr freundlich sein. Die Zölle auf Importe aus dem Land würden nach einem Abkommen deutlich sinken, jedoch nicht auf null.
Für Anleger und Marktbeobachter verstärkt sich damit der Eindruck, dass der US-Präsident sehr wohl die Börsenreaktionen auf seine Einlassungen beobachtet - und offenbar bereit ist, von seiner einst strikten Haltung abzuweichen - nach dem Motto: Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?
Entsprechend steigt nun wieder die Risikolust an den Märkten; selbst US-Aktien, die unter Trump einen wahrlich desaströsen Start in das Börsenjahr erlebt hatten, sind nun wieder gefragt.
Die US-Futures ziehen am Morgen deutlich an. Der Future auf den Dow Jones gewinnt aktuell 1,2 Prozent, der Future auf den Nasdaq 100 zieht um 1,9 Prozent an. Bereits im regulären Handel an der Wall Street hatten die großen Börsenindizes Gewinne eingefahren. Marktbeobachter sprachen von einer Gegenreaktion auf die jüngste Schwäche bei US-Aktien.
Die Standardwerte im Dow Jones verabschiedeten sich mit einem Plus von 2,7 Prozent bei 39.186 Punkten aus dem Handel. Der breit gefasste S&P 500 gewann 2,5 Prozent auf 5.287 Zähler, und der technologielastige Nasdaq zog um 2,7 Prozent auf 16.300 Stellen an.
Die versöhnlicheren Töne von US-Präsident Trump haben zur Wochenmitte auch an den asiatischen Börsen für Auftrieb gesorgt. In Tokio legte der Nikkei-Index um 1,8 Prozent auf 34.819 Punkte zu, der breiter gefasste Topix stieg um 2,0 Prozent. Die Börse Hongkong gewann 2,3 Prozent. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen lag 0,3 Prozent höher.
An den Devisenmärkten kehrt das Vertrauen in den Dollar ebenfalls wieder etwas zurück, nachdem Trump seine Drohungen zurückgenommen hatte, Fed-Chef Jerome Powell zu entlassen. Der Dollar zeigt im frühen Devisenhandel Stärke. Der Euro kann dennoch 0,3 Prozent auf 1,1389 Dollar gutmachen.
Auch am Rohstoffmarkt macht sich die nachlassende Risikoaversion der Anleger deutlich bemerkbar. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verteuert sich am Morgen um 1,6 Prozent auf 68,49 Dollar je Barrel (159 Liter).
Die Feinunze Gold kostet am Morgen 3.343 Dollar und damit 0,2 Prozent mehr als am Vorabend.
Im DAX ist die SAP-Aktie im frühen Handel mit einem Plus von elf Prozent der mit Abstand größte Gewinner. Europas größter Softwarehersteller hat im ersten Quartal von seinem großen Stellenabbau aus dem Vorjahr profitiert. Das operative Ergebnis stieg um 60 Prozent auf 2,46 Milliarden Euro - und damit deutlicher stärker als von Analysten erwartet. Analyst Charles Brennan vom Investmenthaus Jefferies sprach von "ermutigenden" Ergebnissen nach der jüngsten Kursschwäche.
In der ostchinesischen Metropole Shanghai stellen von heute an Hunderte Firmen aus der Autobranche ihre neuen Produkte aus. Dabei werden auch große deutsche Konzerne wie Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz ihre neuen Autos präsentieren. Die Automesse in China zählt mittlerweile zu den wichtigsten Branchentreffen. Die Volksrepublik ist der größte Automarkt der Welt.
Die Abwicklung des Thailand-Geschäfts kommt bei den Anlegern von Delivery Hero positiv an. Für die Aktien des Essenslieferdienstes geht es überdurchschnittlich stark nach oben. Das Unternehmen teilte mit, die Asien-Tochter Foodpanda werde den Betrieb in Thailand zum 23. Mai 2025 einstellen. Delivery Hero zieht sich damit weiter aus unattraktiven Märkten zurück.
Tech-Milliardär Elon Musk leitet den Rückzug aus Washington ein. Ab Mai werde er "erheblich" weniger Zeit als Kostensenker von Präsident Donald Trump im Regierungsapparat verbringen, sagte der Tesla-Chef. Stattdessen werde es sich wieder mehr um die Belange des Elektroauto-Herstellers kümmern. Tesla hatte zuvor einen Gewinneinbruch für das vergangene Quartal gemeldet. Tesla verdiente unterm Strich 409 Millionen Dollar und damit 71 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Die Pharmakonzerne Novartis und Sanofi fordern höhere Arzneimittelpreise in Europa. "In der neuen Weltlage kann das europäische Pharmamodell, in Europa zu produzieren und in die USA zu exportieren, nicht fortbestehen", hieß es in einem in der Financial Times veröffentlichten offenen Brief von Novartis-Chef Vas Narasimhan und Sanofi-CEO Paul Hudson.
Eine starke Nachfrage in China nach Säuglingsnahrung und medizinischen Ernährungsprodukten hat Danone zum Jahresauftakt Auftrieb gegeben. Der französische Lebensmittelhersteller mit seinen Marken wie Evian oder Activia Joghurt verzeichnete im ersten Quartal ein Umsatzplus von 4,3 Prozent auf 6,84 Milliarden Euro - Analysten hatten mit weniger gerechnet.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.