
Nordrhein-Westfalen Was der Koalitionsvertrag für Geflüchtete mit subsidiärem Schutz bedeutet
Ein Leben ohne die eigenen Kinder ist für Wala Abdulrahman in Essen seit drei Jahren Realität. Jetzt macht sie sich noch mehr Sorgen.
"Ich habe meine Kinder seit drei Jahren nicht gesehen", sagt Wala Abdulrahman: Sie lebt seit zwei Jahren in Deutschland. Die alleinerziehende Mutter aus Syrien hat subsidiären Schutzstatus und wartet bisher auf den Familiennachzug für ihre Kinder. Der neue Koalitionsvertrag der Bundesregierung macht ihr Angst. Denn er setzt den Familiennachzug für Geflüchtete mit subsidiärem Schutz für mindestens zwei Jahre aus.
"Ich kann nicht schlafen. Das hat mich psychisch noch mehr erschöpft", sagt sie. Wala Abdulrahman wohnt in einem Flüchtlingsheim bei Essen. Die Syrerin ist geschieden, hat eine zehnjährige Tochter und einen dreizehnjährigen Sohn. Sie ist allein nach Deutschland geflüchtet. "Ich bin diesen gefährlichen Weg gegangen, nur um für meine Kinder ein sicheres Leben zu schaffen."
Familien dürfen nur in Härtefällen nachziehen
Der Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD bringt deutliche Verschärfungen im Bereich Migration. Der Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte soll nur noch in Härtefällen möglich sein.
Gleichzeitig sollen Abschiebungen verstärkt und freiwillige Aufnahmeprogramme wie das Bundesaufnahmeprogramm Afghanistan gestrichen werden. Asylsuchende sollen künftig direkt an den Grenzen zurückgewiesen werden können.
"Turboeinbürgerung" abgeschafft
Auch die sogenannte "Turboeinbürgerung" nach drei Jahren für gut integrierte Zuwanderer wird abgeschafft. Der deutsche Pass soll nun frühestens nach fünf Jahren Aufenthalt möglich sein.
Ich will mit meinen Kindern in Sicherheit leben.
Wala Abdulrahman
Die Ankündigung des Koalitionsvertrags der neuen Regierung bereitet vielen große Sorgen. "Ich hoffe, ich finde bald eine Arbeit. Und dass der Familiennachzug nicht mehr so lange dauert", sagt die Syrerin.
Ein Land zwischen Integration und Abschottung
Die Diskussion um Migration bleibt angespannt. Während Integrationsangebote ausgebaut werden sollen, wird der Ton bei Flucht und Asyl deutlich schärfer. Für Menschen wie Wala Abdulrahman bleibt vorerst nur eines: Warten.
Unsere Quellen:
- Interview mit Wala Abdulrahman