Ein Mann mit Brille und rotem Birett trägt ein grünes Gewand und blickt in die Kamera.

Nordrhein-Westfalen Über 55.000 Unterschriften für Absetzung von Kölns Kardinal Woelki

Stand: 04.06.2025 08:42 Uhr

Eine an den Papst gerichtete Petition fordert die Absetzung des Kölner Kardinals Woelki. Den Aufruf haben inzwischen mehr als 55.000 Menschen unterschrieben.

Von Christina Zühlke

"Die Empörung war mit Händen zu greifen", so erklärt der Münchner Pfarrer Wolfgang Rothe den Erfolg seiner Petition. Darin fordert er den Papst auf, den Kölner Erzbischof und Kardinal Rainer Maria Woelki abzusetzen. Die Initiative wurde Ende Mai auf der Online-Plattform "change.org" gestartet und wurde inzwischen von mehr als 55.000 Menschen unterstützt.

Die Petition beruft sich auf das Ergebnis von Ermittlungen der Kölner Staatsanwaltschaft gegen Woelki. Diese führten zwar nicht zu einer Anklage vor Gericht, der Kardinal musste aber eine Geldauflage von 26 000 Euro zahlen.
Die Staatsanwaltschaft hatte in insgesamt vier Fällen geprüft, ob Kardinal Woelki zu Missbrauchsfällen falsch ausgesagt habe. Zwei eidesstattlicher Versicherungen und zwei Zeugenaussagen Woelkis vor Gericht, in einer Presserechtsstreitigkeit mit der "Bild"-Zeitung, lagen im Fokus der Ermittler.

Woelki habe "jede Glaubwürdigkeit verloren"

Das Ergebnis: In einem Fall ein hinreichender Verdacht, dass Woelki fahrlässig eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben habe. In einem zweiten Fall habe er vor dem Landgericht einen Falscheid abgelegt, allerdings nicht absichtlich. Wesentlich für den Verzicht auf eine Anklage, erklärte die Staatsanwaltschaft, sei gewesen, dass Woelki nicht vorbestraft sei und auch seine Anwälte eine Mitschuld an den Falschaussagen trügen.

Der Münchner Pfarrer Rothe kritisiert in der Petition, unter anderem, eine Pressemitteilung des Erzbistums Köln, in der es heißt: "Kardinal Woelki ist unschuldig und hat nicht gelogen. Er hat keine Aussagedelikte, insbesondere keinen Meineid begangen." Dies sei "wahrheitswidrig", heißt es in der Petition.

Die Kölner Staatsanwaltschaft sagte im WDR, eine Verurteilung des Kardinals im Falle einer Anklage sei als "überwiegend wahrscheinlich" einzustufen. Die Unterstützer der Petition folgern daraus, Woelki habe "jede Glaubwürdigkeit verloren".

Kirchenrechtler und Reformer unterstützen Petition

Der enorme Erfolg der Online-Petition hat mich nicht wirklich überrascht.

Pfarrer Wolfgang Rothe aus München

"Kardinal Woelki hat nach den entlarvenden Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft sinngemäß erklärt, er wolle jetzt weitermachen wie bisher, so, als sei nichts geschehen", sagte Rothe dem WDR.

Zu den Erstunterzeichnenden gehören auch der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller, Christian Weisner von der Reformgruppe "Wir sind Kirche" sowie Maria Mesrian von der Reformbewegung Maria 2.0.

Eine Frau, Maria Mesrian, steht vor einem Plakat und spricht in ein Mikrofon

Theologin Mesrian übt seit vielen Jahren Kritik an Woelki

Maria Mesrian sagte dem WDR: "Auch wenn Kardinal Woelki gerne einen Schlussstrich ziehen würde - viele Menschen wünschen sich, dass endlich von höchster Stelle ein Schlussstrich unter seine Amtszeit gezogen wird." Der Erfolg der Petition zeige, dass es der Mehrheit nicht egal sei, wie ein Kardinal mit der Wahrheit umgehe.

Erzbistum verweist auf Ende des juristischen Verfahrens

Das Erzbistum Köln schrieb auf WDR-Anfrage, die Staatsanwaltschaft Köln habe das juristische Verfahren wegen möglicher Falschaussagen gegen eine Auflage endgültig eingestellt. "Für Kardinal Woelki stellt das Verfahrensende einen Schlusspunkt dar. Er möchte sich jetzt mit ganzer Kraft und gemeinsam mit den Gläubigen den Zukunftsthemen des Erzbistums Köln widmen."

Dass Kardinal Woelki noch in der Lage ist, das Erzbistum Köln in Zukunft zu leiten, stellt Wolfgang Rothe hingegen in Frage. Man könne nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, wenn ein Bischof im Zusammenhang mit Missbrauch die Unwahrheit sage. "Die Verletzung der Sorgfaltspflicht im Zusammenhang mit Fällen sexualisierter Gewalt stellt nach kirchlichen Recht einen Straftatbestand dar." Die Petition entspreche aus kirchenrechtlicher Sicht einer Anzeige und sei als Brief auch auf dem Weg nach Rom.

Unsere Quellen:

  • Interview mit Pfarrer Wolfgang Rothe
  • Interview mit Maria Mesrian von "Maria 2.0"
  • Staatsanwaltschaft Köln
  • Erzbistum Köln