
Nordrhein-Westfalen Tag der Organspende: Herz verzweifelt gesucht
"Richtig. Wichtig. Lebenswichtig" - so das Motto zum heutigen Tag der Organspende. Der NRW-Gesundheitsminister wirbt fürs Spenden.
Gefragt nach dem Datum seiner Herztransplantation überlegt Norbert Longerich keine Sekunde: 31. Dezember 2015. Die Operation fand - nach jahrelangem Warten - ausgerechnet in der Silvesternacht statt. Heute wirbt Longerich für den Selbsthilfe-Verein Organtransplantierter NRW mit Verve für die Bereitschaft zur Organspende. "Es kann jeden treffen", sagt er und verweist auf seine eigene Biografie als Marathon-begeisterter Sportler, als Feuerwehrmann.
Und dann doch, das war 2012, ein Herzinfarkt. Von nur noch sieben Prozent Herzleistung berichtetet er und der Gefahr eines Erstickungstods. Erst kam das Kunstherz, dann in der Silvesternacht das Spenderorgan. Longerich wirbt für die Widerspruchsregelung zur Organspende, die bereits in weiten Teilen Europas gilt. Dabei würden alle einwilligungsfähigen Erwachsenen als potenzielle Spender gelten - es sei denn, daher der Name, sie widersprechen.
Laut Umfragen große Zustimmung zu Organspenden

NRW-Gesundheitsminister Laumann
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sieht das genauso. Er verweist auf eine Repräsentativbefragung des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit. Danach stehen 85 Prozent der Befragten dem Thema Organ- und Gewebespende positiv gegenüber. Angesichts dieser Zahlen könne die Widerspruchsregelung eine "Wende in der Organspende" herbeiführen.
Vor allem weil die Menschen, die Organe spenden möchten, dann automatisch als Organspender gelten, ohne dies dokumentieren zu müssen. Ich werde mich deshalb weiterhin für die Widerspruchslösung stark machen und bitte den neuen Bundestag, sich mit diesem wichtigen Thema zeitnah zu befassen.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU)
Deutlich zu wenig Spenderorgane

Organspende: Widerspruchslösung?
So lange es diese Regelung nicht gibt, sollte sich zumindest jede und jeder mit dem Thema auseinandersetzen, wirbt Laumann. Derzeit gilt die "Entscheidungslösung", das heißt: Eine Organspende setzt eine dokumentierte Zustimmung voraus. Jede Entscheidung - ob für oder gegen eine Spende - sei zu akzeptieren. Wichtig sei aber, dass man zu Lebzeiten eine Entscheidung treffe und diese dokumentiere. "Leider tun das nach wie vor zu wenige Menschen in unserem Land“, sagt der Gesundheitsminister.
Das Ministerium verweist auf Zahlen der Stiftung Eurotransplant. Demnach warten allein in NRW derzeit über 1.700 Menschen auf ein oder mehrere Organe. Gespendet wurden im vergangenen Jahr aber nur 495 Organe.
Zum ersten Mal wieder den eigenen Herzschlag hören

Organspende: Ärzte führen eine Transplantation durch
Norbert Longerich würde seine eigenen Erfahrungen gerne einmal im Bundestag schildern, um deutlich zu machen, wie existentiell das Thema ist. Wie es war, zum ersten Mal wieder den eigenen Herzschlag zu hören. Und so für die Widerspruchsregelung zu werben. Vorstöße dafür scheiterten bislang. Longerich wünscht sich viel mehr Aufmerksamkeit für das Thema. Und das nicht nur am "Tag der Organspende".
Wie wird man Organspender?
Der schnellste Weg ist wohl der klassische Organspendeausweis, der per Hand ausgefüllt wird und dann dauerhaft in der Geldbörse bleibt. Die Ausweise gibt es kostenlos zum Mitnehmen in vielen Arztpraxen, Apotheken oder unter diesem Link. Der Organspendeausweis ist ein offizielles Dokument, das die Entscheidung für oder gegen eine Organ- und Gewebespende dokumentiert. Es ist auch möglich, bestimmte Organe von der Spende auszuschließen. Die Bereitschaft zur Spende kann außerdem im Rahmen einer Patientenverfügung dokumentiert werden. Zusätzlich ist es sinnvoll, seine Angehörigen über die Entscheidung zu informieren. Denn der ausgefüllte Organspendeausweis wird nicht registriert.
Wer will, kann sich alternativ online im neuen Organspende-Register eintragen. Wer das möchte, muss allerdings zwingend einen Personalausweis mit Online-Ausweisfunktion besitzen sowie die "AusweisApp" für Smartphone oder PC installiert haben. Sowohl für den Organspendeausweis als auch für den Eintrag im Register gilt: Die Entscheidung kann jederzeit geändert werden.
Unsere Quellen:
- Appell des NRW-Gesundheitsministers zum Tag der Organspende
- Interview mit Norbert Longerich
- Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
- Agenturen