Hendrick Wüst beim Spatenstich

Nordrhein-Westfalen Spatenstich für Windstrom-Erdkabel im Münsterland

Stand: 11.04.2025 12:25 Uhr

300 Kilometer Erdkabel sollen Windstrom von der Nordsee an Rhein und Ruhr bringen. Für NRW war am Freitag der Spatenstich.

Von Brigitte Lieb

In Rhede und Südlohn im Kreis Borken laufen derzeit schon erste Bauarbeiten für den Teilabschnitt der Windstrom-Trasse A-Nord in NRW. Am Freitagvormittag fiel nun unter der Beteiligung von Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) der offizielle Startschuss.

Spatenstich in Rhede: Erdkabeltrasse von Emden nach NRW

Der gebürtige Rheder hat dabei die Bedeutung der Stromtrasse für das Land hervorgehoben:

Wir holen damit den Strom von der Nordsee zu uns. Der fehlt in unserer gesamten Energieversorgungsstrategie.

Hendrik Wüst, Ministerpräsident NRW

"Die Trasse A-Nord ist ein wichtiges Projekt für die Versorgungssicherheit, für die Menschen hier und die Industrie und damit auch für die Arbeitsplätze in Nordrhein-Westfalen," ergänzte er.

300 Kilometer lange "Stromautobahn"

Hendrik Wüst steht an einem Rednerpult

Hendrik Wüst hält Rede beim Spatenstich

Die insgesamt 300 Kilometer lange Trasse wird zukünftig zwei Gigawatt Windstrom vom ostfriesischen Emden bis ins nordrhein-westfälische Meerbusch-Osterath transportieren. Mit der Leistung könnten drei Städte von der Größe Dortmunds versorgt werden.

In Niedersachsen war der Baubeginn bereits im Oktober 2023. Heute ist der Spatenstich für den in NRW gelegenen Teil der Trasse. Übernächstes Jahr soll die Leitung in Betrieb genommen werden.

Die Gesamtkosten des Projekts liegen insgesamt bei rund drei Milliarden Euro. Die Investition in den Bau der "Stromautobahn" übernimmt zunächst der Netzbetreiber und Bauherr Amprion. Später werden die Kosten auf die Stromverbraucherinnen und -verbraucher über Netzentgelte weitergegeben.

Unterirdische Stromtrasse

Auf der Baustelle der Erdkabeltrasse werden Kabelschutzrohre in einem Kanal miteinander verbunden

Baustelle der Erdkabeltrasse A-Nord in Rhede

Der Kabelschacht der Stromtrasse wird komplett in den Boden verlegt. Dazu hat Amprion im Kreis Borken bereits bis Ende Februar zahlreiche Bäume und Sträucher gerodet. Bagger werden hier massenweise Erde ausheben, damit die Leitung verlegt werden kann.

Dort, wo Gewässer und Straßen auf dem Streckenverlauf liegen, werden Bohrungen durchgeführt. Der Kabelschacht wird dann sozusagen unter das Wasser und die Fahrbahnen geschossen. Eine besondere Herausforderung wird es sein, sobald die Trasse unter den Rhein geführt werden soll.

"Wir müssen da die Deiche aufmachen und dafür haben wir nur einen bestimmten Zeitraum zur Verfügung", so Jörn Koch, Leiter der Kabelprojekte Land bei Amprion. Aufgrund von Naturschutzmaßnahmen wie dem Vogelschutz und durch Hochwasserperioden müsse dort schnell gehandelt werden. Gleichzeitig dürfe der Schiffsverkehr durch die Bauarbeiten nicht beeinträchtigt werden.

Naturschützer kritisieren Verlegungstechnik auf dem Land

Im Kreis Borken kritisieren Naturschützer des NABU die Verlegungstechnik auf dem Land. Durch die Abholzungen mussten auch Wallhecken mit Eichen, die weit über 100 Jahre alt waren, weichen. "Das war für uns ein großes Problem, weil dort ökologische Leitlinien zumindest teilweise zerstört wurden", sagt der Kreisvereinsvorsitzende Martin Frenk.

Den Vorwurf weist Amprion zurück. "Die Wallhecken werden in bestimmten Bereichen zum Schluss topografisch wiederhergestellt und angepflanzt. Dadurch bleibt die parkähnliche Kulturlandschaft im Münsterland erhalten", so der zuständige Projektingenieur Lucas Kaufmann.

Der NABU ist grundsätzlich für die Stromtrasse, befürwortete an den strittigen Stellen jedoch die an Straßen und Gewässern übliche Verlegungstechnik. Laut Bauherr war das keine Option, weil Vorhaben wesentlich zeit- und kostenintensiver gewesen wäre.

Unsere Quellen:

  • Netzbetreiber Amprion
  • NABU
  • WDR-Reporterin vor Ort

Über dieses Thema berichten wir am 11.04.2025 auch im WDR Fernsehen: Lokalzeit Münsterland, 19.30 Uhr.