Angeklagter und sein Verteidiger

Nordrhein-Westfalen Prozess gegen mutmaßlichen Kino-Brandstifter in Krefeld startet

Stand: 10.04.2025 13:02 Uhr

Mehrere Brände in Krefeld hatten im Oktober einen Großeinsatz ausgelöst. Der Beschuldigte war durch wiederholte Randale bekannt.

Von Peter Hild, Martin Höke

Unter großem Medieninteresse hat am Donnerstagmorgen vor dem Landgericht Krefeld der Prozess gegen einen 38 Jahre alten Mann begonnen. Er soll am 10. Oktober des vergangenen Jahres an mehreren Orten in der Krefelder Innenstadt Feuer gelegt haben.

Prozess gegen mutmaßlichen Kino-Brandstifter in Krefeld startet

Zuerst soll der polizeibekannte Mann laut Anklage in seiner Dachgeschosswohnung Feuer gelegt, dann einen auf der Straße abgestellten Transporter der Caritas in Brand gesetzt haben. Dann habe er die Fensterscheibe eines Büros der Arbeitsagentur in Krefeld eingeschlagen, Benzin auf einem Schreibtisch ausgeschüttet und angezündet, bevor er weiterzog in Richtung Kino-Komplex.

Großeinsatz der Polizei

Das hatte einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst, zunächst stand auch der Verdacht eines Amoklaufes im Raum. Als der Angeklagte offenbar auch in einem Kino am Krefelder Hauptbahnhof Feuer legen wollte, war er von den Beamten niedergeschossen worden. In dem Kino-Komplex sollen sich zum Tatzeitpunkt rund 150 Menschen aufgehalten haben.

Mehrere Vorwürfe gegen den Mann erhoben

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann unter anderem versuchte besonders schwere Brandstiftung sowie Bedrohung und Beleidigung vor. Es soll mit ihm außerdem immer wieder zu Ärger und Angriffen in städtischen Ämtern gekommen sein.

Unerwartetes Teilgeständnis zum Auftakt

Zum Prozessauftakt hat der Angeklagte völlig ungeplant und auch nicht von seinem Verteidiger zu verhindern, ein Teilgeständnis abgelegt. Der vorsitzende Richter Johannes Hochgürtel hatte ihm zuvor noch vorgeschlagen, "dass alles am nächsten Verhandlungstag zu machen, wenn der psychiatrische Sachverständige auch da ist".

Doch der Angeklagte ließ sich nicht abhalten, dem Gericht seine Sicht der Dinge mitzuteilen. "Es sind alles Lügen, ich habe niemanden töten“, erklärte der Iraner in gebrochenem Deutsch und ohne den Dolmetscher miteinzubeziehen.

Der 38-Jährige gab zu, er habe am 10. Oktober Stimmen gehört und deshalb in seiner Dachwohnung, einem Transporter der Caritas und bei der Arbeitsagentur Feuer gelegt.

Kino sei nur ein Versteck gewesen

Aber nicht in dem Kino, betonte der Angeklagte. Er sei an dem Abend nur in das Cinemaxx am Hauptbahnhof gelaufen, weil er sich vor der Polizei verstecken wollte. Er habe im Foyer des Kinos kein Feuer legen wollen.

"Das Benzin wurde ausgeschüttelt bei Rangelei mit Security-Mann." Der Mann habe ihn damals aufhalten wollen. Seine weitere Schilderung des Vorfalls im Kino wirft Fragen auf. So betont der Angeklagte, er habe damals nichts mehr gemacht. "Das Feuerzeug war nicht in meiner Hand." Und: "Die Polizei hat mir Handschellen angelegt und dann auf meine Beine geschossen.“

Angeklagter als vollschuldfähig eingestuft

Diesen Vorgang müssten doch die Überwachungskameras des Kinos aufgezeichnet haben, meint Verteidiger Stefan Tierel. Entsprechende Videos habe er aber in den Ermittlungsakten nicht gesehen.

Der Tatort in Krefeld nach der versuchten Brandstiftung

Großeinsatz der Polizei rund um den Kino-Komplex

Der Prozess soll am 29. April fortgesetzt werden. Bis zum 13. Juni sind insgesamt fünf Verhandlungstage angesetzt. Bei einer Verurteilung muss der polizeibekannte und mehrfach vorbestrafte Mann mit einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen. Ein psychiatrischer Gutachter hat den 38-Jährigen als voll schuldfähig eingestuft.

Immer wieder Ärger und Angriffe in städtischen Ämtern

Nach Angaben der NRW-Landesregierung war der Iraner 2002 illegal nach Deutschland eingereist. Für das Landgericht in Krefeld ist er kein Unbekannter: Richter verurteilten ihn dort bereits 2010 zu viereinhalb Jahren Haft, unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und versuchter Vergewaltigung.

Nach seiner abgesessenen Haft tauchte er 2014 unter - vermutlich in Frankreich - bis er zehn Jahre später im vergangenen Frühjahr wieder in Krefeld auftauchte. Vor seiner Haft war der Mann bereits häufiger aufgefallen, durch verbale und körperliche Angriffe in städtischen Ämtern. Noch wenige Tage vor seinen mutmaßlichen Brandstiftungen soll er einen Mitarbeiter des Ausländeramtes bedroht haben.

Behörden fürchteten weitere Straftaten

Der abgelehnte Asylbewerber aus Krefeld besaß 27 Identitäten

Der Asylbewerber war unter 27 Namen bekannt

Der mutmaßliche Brandstifter ist den Behörden unter 27 verschiedenen Namen bekannt. In Frankreich soll er sogar zu mehreren Haftstrafen verurteilt worden sein. Abschiebeversuche in den Iran misslangen bisher. Das Land bestand auf einer Erklärung, dass die Person freiwillig zurückkehrt. Diese Erklärung habe der 38-Jährige trotz mehrfacher Bemühungen nicht unterzeichnet.

Weil die Behörden nach seiner Rückkehr im vergangenen Jahr weitere Straftaten von ihm befürchteten, nahm ihn die Polizei über das Programm "Periskop" für Risikopersonen stärker ins Visier, konnte die Vorfälle aber nicht verhindern. Seine Duldung musste er wegen seiner Vergangenheit zuletzt jeden Monat bei der Stadt verlängern lassen, was zu erneuten Konflikten geführt hatte.

Unsere Quellen:

  • Staatsanwaltschaft Krefeld
  • NRW-Innenministerium
  • NRW-Fluchtministerium
  • Stadt Krefeld
  • Nachrichtenagentur dpa

Über dieses Thema berichten wir am 10.04.2025 auch im WDR-Fernsehen: Lokalzeit aus Düsseldorf, 19.30 Uhr.