
Nordrhein-Westfalen Bielefeld vom Fernverkehr abgeschnitten: Die meisten nehmen's gelassen
Wegen Gleisbauarbeiten ist in Ostwestfalen-Lippe der Fern- und Nahverkehr für eine Woche teilweise stark eingeschränkt. Ein Teil der betroffenen Reisenden nimmt's gelassen. Aber es gibt auch Unmut.
Es ist ruhig am Hauptbahnhof in Bielefeld - ruhiger als sonst an einem Samstag. Das bestätigen auch DB-Mitarbeitende. Auf der Anzeigetafel in der großen Halle fehlen die Hinweise auf viele Fernzüge. Die meisten Angaben beziehen sich auf einige noch fahrende Regionalzüge Richtung Dortmund und vor allem auf Busse.
"Ich fahre jetzt eine Stunde länger, als eigentlich gedacht", sagt Sören Friedrich, der einen Freund in Hannover besuchen will. "Normalerweise benötige ich anderthalb Stunden mit der Regionalbahn, nun sind es zwei Stunden vierzig Minuten." Der 22-jährige Student muss erst mit einem Bus nach Löhne und dort in die Regionalbahn umsteigen. Er nimmt es gelassen.

Deutlich leerer als sonst am Samstag: Unterführung am Bielefelder Bahnhof
Brücke, Gleise und Oberleitungen werden saniert
Der Grund für die Einschränkungen: Seit Freitag, 21 Uhr, wird eine Woche lang eine Eisenbahnbrücke in Herford saniert. Kommenden Freitagabend sollen acht von 16 Gleisen auf der Überführung fertig sein - die dritte von vier Bauphasen. Auch eine Weiche wird verlegt und Oberleitungen werden angepasst. Das heißt: "Halteausfälle in Gütersloh, Bielefeld, Bad Oeynhausen und Minden", so die Deutsche Bahn. Richtung Hannover und Berlin fährt in Bielefeld kein Zug. Für viele Regionalzüge gibt es veränderte Fahrzeiten und Ersatzbusse.
"Ich will nach Magdeburg und verliere zwei Stunden"
Die meisten Fahrgäste sind informiert. "Da kommen 20 Minuten drauf", sagt eine Herforderin, die in Bielefeld einkaufen will. "Nervig ist das schon", meint ein Schüler. "Ich wusste es seit gestern Abend, aber es ist umständlich", ergänzt ein anderer junger Mann.
Doch es gibt auch lautstarken Unmut: "So ein Kackladen", schimpft ein älterer Mann an einer Haltestelle für Schienenersatzverkehr. "Ich will nach Magdeburg und verliere zwei Stunden." Atik Yilmaz ist heute um 7 Uhr in Düsseldorf losgefahren und will nach Helmstedt. Auch er ärgert sich über die Verspätungen. Silvana Seyni fährt mit ihrer Tochter von Dortmund nach Bad Oeynhausen und ist in Bielefeld gestrandet: "Man weiß nicht genau, wo man fragen kann, das könnte mal irgendwo angeschlagen sein."
Bahnreisende finden nicht immer den richtigen Ersatzbus
Dabei haben Bahn und das Portal zuginfo.nrw vorgesorgt. Vier junge Beschäftigte stehen an verschiedenen Stellen im Hauptbahnhof und sprechen auch verwirrte Pendler an. Doch nicht immer finden die Kunden den richtigen Ersatzbus. Die Beschilderung ist dürftig.

Am Bahnhof sind Helfer von zuginfo.nrw unterwegs
Das musste auch Nima Kalhori (31) erfahren. Der Informatiker ist in den falschen Ersatzbus gestiegen und schaut sich hilflos am Bussteig hinter dem Bahnhof um. Er will von Lemgo nach Berlin. Normalerweise fährt er eine halbe Stunde nach Bielefeld und zweieinhalb nach Berlin. Heute muss er länger mit dem Bus fahren, dann mit dem Regionalzug nach Hannover und in den ICE. Und nun hat er auch noch den Anschluss verpasst: "Das wird eine lange Reise."

Nima Kalhori ist zunächst in den falschen Ersatzbus gestiegen
Bauarbeiten bis Freitag – im Sommer geht’s aber weiter
Kommenden Freitag ab 21 Uhr soll alles wieder normal laufen. Allerdings: Die Bauarbeiten an der so viel befahrenen Strecke sind damit nicht vorbei. Zwischen Bielefeld und Hannover muss in den Sommerferien weiter saniert werden, heißt es von der DB: unter anderem Brücken, Gleise und Lärmschutzwände. Es gebe erneut "Fahrplananpassungen im Fernverkehr", Umleitungen, Halteausfälle und Verspätungen.
Mehr dazu finden Bahnreisende online auf der Störungskarte DB Fernverkehr der Deutschen Bahn.
Unsere Quellen:
- Deutsche Bahn
- Eindrücke und Gespräche des Reporters vor Ort