
Kaschmir-Konflikt Indien und Pakistan melden weitere Angriffe
Einen Tag nachdem Indien Ziele in Pakistan beschossen hat, weiten sich die Kämpfe zwischen den Atommächten aus. Beide Seiten werfen sich gegenseitige Angriffe mit zahlreichen Toten und Verletzten vor.
Im Konflikt zwischen den Atommächten Indien und Pakistan ist keine Entspannung in Sicht. Beide Länder attackieren die Flugabwehr der jeweils anderen Seite. Nach Angaben der indischen Regierung wurden Systeme an mehreren Orten des Nachbarlandes angegriffen. Unter anderem sei eine Stellung in der Millionenstadt Lahore zerstört worden.
Mit dem Beschuss in der Nacht zum Donnerstag habe das Militär auf den Versuch Pakistans reagiert, militärische Ziele im Norden und Westen Indiens mit Drohnen und Raketen zu treffen. Dies habe aber vereitelt werden können, hieß es von der indischen Regierung weiter. Eine Bestätigung dafür aus Pakistan gab es zunächst nicht.

Ein pakistanisches Ermittlungsteam präsentiert Trümmerteile, die von einer indischen Drohne stammen sollen.
Pakistan will zahlreiche Drohnen abgeschossen haben
Das pakistanische Militär teilte mit, dass zahlreiche Drohnen aus Indien abgeschossen worden seien. Indien habe mehrere Orte angegriffen, sagte ein Militärsprecher. Darunter seien die beiden größten Städte des Landes, Karatschi und Lahore, gewesen.
Beide Seiten meldeten nach dem jüngsten Gewaltausbruch jeweils zahlreiche getötete Kämpfer und Soldaten. Der pakistanische Militärsprecher sagte, Drohnen würden weiterhin in den pakistanischen Luftraum eindringen. Indien werde für diese "unverhohlene Aggression weiterhin teuer bezahlen".
Laut der indischen Regierung wurden 16 Menschen in der Kaschmir-Region auf indischer Seite getötet, darunter fünf Kinder. Indien erklärte, bei den Angriffen am Mittwoch mehr als 100 "Terroristen" in Pakistan getötet zu haben. Die pakistanische Regierung teilte mit, es seien 40 bis 50 indische Soldaten an der Grenze zwischen beiden Ländern getötet worden.
Lage bleibt angespannt
Die Angriffe Indiens auf pakistanische Ziele gelten als Reaktion auf einen Terroranschlag vom 22. April im indischen Unionsterritorium Jammu und Kaschmir, bei dem 26 Menschen getötet wurden. Die Opfer waren meist indische Touristen. Neu-Delhi wirft Pakistan eine Beteiligung vor, was die Regierung in Islamabad zurückweist.
In der Nacht zum Donnerstag kam es nach Berichten indischer Medien in der Himalaya-Region Kaschmir zudem erneut zu Schusswechseln zwischen Soldaten beider Länder sowie zu Artilleriebeschuss. Die Gefechte erfolgten erneut im Grenzgebiet Kaschmirs. Die Region ist zwischen Pakistan und Indien geteilt, beide beanspruchen aber das ganze Gebiet für sich.
Airlines in Indien und Pakistan setzen Betrieb aus
Indische Fluggesellschaften haben den Flugbetrieb im Norden und Westen des Landes teilweise ausgesetzt. Indigo, die größte heimische Fluggesellschaft des Landes, sagte am Mittwoch 165 Flüge ab, während Air India und Air India Express eine ähnliche Zahl von Annullierungen meldeten. Auch einige Internationale Flüge wurden umgeleitet.
In Pakistan wurde der Flugverkehr angesichts der gegenseitigen Drohnen- und Raketenangriffe zeitweise landesweit eingestellt. Die Sperrung des Luftraums ist nach Angaben der nationalen Luftfahrtbehörde inzwischen aber wieder aufgehoben. Lediglich in der Stadt Karatschi bleiben Starts und Landungen bis Mitternacht verboten.
Das US-Generalkonsulat im pakistanischen Lahore wies seine Mitarbeiter an, sich in Sicherheit zu bringen. Das geschehe angesichts von Berichten über Explosionen, abgeschossene Drohnen und mögliche Verletzungen des Luftraums, teilt das Außenministerium mit. Laut dem US-Generalkonsulat gibt es auch Berichte, dass die pakistanischen Behörden einige an den Hauptflughafen von Lahore angrenzende Gebiete evakuieren wollen.
EU ruft zu Stopp der Angriffe auf
Deutschland und die anderen 26 EU-Staaten haben die beiden Atommächte Indien und Pakistan inzwischen zu einer sofortigen Deeskalation des aktuellen militärischen Konflikts aufgerufen. "Die EU verfolgt die wachsenden Spannungen in der Region sowie die daraus resultierenden Folgen mit großer Besorgnis", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.
Beide Seiten werden darin aufgefordert, Zurückhaltung zu üben, die Spannungen abzubauen und von weiteren Angriffen aufeinander abzusehen, um das Leben von Zivilisten zu schützen. Zugleich will die EU mit allen Parteien zusammenarbeiten, um zur Deeskalation der Lage beizutragen.