
Nach Anschlag in Kaschmir UN fordern Zurückhaltung von Indien und Pakistan
Nach einem tödlichen Angriff in der Konfliktregion Kaschmir nehmen die Spannungen zwischen Indien und Pakistan zu. Beide Länder überziehen sich mit Strafmaßnahmen. Die UN fordern eine Deeskalation der Lage.
Die Vereinten Nationen haben nach einem Angriff in der Region Kaschmir mit 26 Toten zur Mäßigung aufgerufen. Angesichts massiver diplomatischer Spannungen zwischen Indien und Pakistan sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric in New York: "Wir appellieren an beide Regierungen, größtmögliche Zurückhaltung zu üben und sicherzustellen, dass sich die Situation und die Entwicklungen, die wir gesehen haben, nicht weiter verschlechtern." Alle Probleme zwischen Pakistan und Indien sollten "friedlich" gelöst werden.
Klare Anzeichen dafür fehlen bislang jedoch. So kam es in der Nacht offenbar zu einem Schusswechsel von indischen und pakistanischen Soldaten in Kaschmir. Die Schüsse seien im Leepa-Tal an der durch Kaschmir verlaufenden Kontrolllinie gefallen, sagte Regierungsvertreter Syed Ashfaq Gilani im pakistanisch kontrollierten Teil der Region der Nachrichtenagentur AFP. Zivilisten seien von den Schüssen nicht betroffen gewesen.
Die Nachrichtenagentur AP berichtete unter Berufung auf drei indische Offiziere, dass pakistanische Soldaten mit Handfeuerwaffen auf eine indische Stellung entlang der massiv gesicherten Grenze gefeuert hätten. Die indischen Soldaten hätten das Feuer erwidert. Verletzt worden sei bei dem Vorfall niemand. Pakistans Außenministerium wollte die Meldung weder dementieren noch bestätigen.
Angreifer töten 26 Menschen in Kaschmir
Ausgangspunkt der angespannten Lage war ein Anschlag im beliebten Urlaubsort Pahalgam, der etwa 90 Kilometer von der Stadt Srinagar entfernt liegt. Bewaffnete Angreifer hatten dort am Dienstag auf einer Bergwiese 26 Menschen getötet, mindestens 17 weitere wurden verletzt. Es war der folgenschwerste Angriff in Kaschmir seit mehr als 20 Jahren.
Laut indischen Medien reklamierte die islamistische Terrorgruppe "The Resistance Front" (TRF) die Tat für sich. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es bislang nicht. Die TRF ist eine Splittergruppe der aus Pakistan operierenden islamistischen Terrororganisation Lashkar-e-Taiba, die unter anderem für eine Anschlagsserie in Mumbai 2008 verantwortlich gemacht wird. Damals wurden fast 170 Menschen getötet.
Indien wirft Pakistan Terrorunterstützung vor
Von indischer Seite wurde die Verantwortung Pakistan zugewiesen, das in Kaschmir "grenzüberschreitenden Terrorismus" unterstütze. Indiens Regierung beschloss aus diesem Grund mehrere Strafmaßnahmen. Unter anderem wurde die Ausweisung aller pakistanischen Staatsangehörigen angeordnet. Das Außenministerium in Neu-Delhi verkündete außerdem die Schließung des wichtigsten gemeinsamen Grenzübergangs sowie die Aussetzung eines Abkommens zur Verteilung von Wasserressourcen mehrerer Himalaya-Flüsse.
Die Regierung in Islamabad teilte daraufhin mit, jeder Versuch Indiens, durch ein Aussetzen des Wasserabkommens für den Indus-Fluss in Kaschmir die pakistanischen Wasserressourcen zu gefährden, werde als "Kriegsakt" bewertet. Pakistan verwies bereits indische Diplomaten des Landes und kündigte eine Aussetzung des Handels an.
Die nördliche Himalaya-Region Kaschmir, die mehrheitlich von Muslimen bewohnt wird, ist seit der Unabhängigkeit Indiens und Pakistans im Jahr 1947 geteilt. Beide Länder beanspruchen das Gebiet vollständig für sich und haben bereits zwei Kriege um die Kontrolle der Bergregion geführt.