Symbolbild: Schild mit Piktogrammen und der Aufschrift "Waffen verboten", vor einem Hauptbahnhof. (Quelle: dpa/sulupress)

Berlin Berliner Senat und BVG prüfen Ausweitung von Messerverboten auf öffentlichen Nahverkehr

Stand: 14.04.2025 14:10 Uhr

An mehreren Orten in Berlin gibt es bereits Messerverbotszonen - nach einer erneuten tödlichen Attacke könnten weitere dazu kommen. Darüber will der Senat mit der BVG beraten. Vorbild könnte die Bundespolizei sein.

Der Berliner Senat und die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) beraten über Möglichkeiten, die Messerverbotszonen auf den öffentlichen Nahverkehr auszuweiten. Anlass ist der Tod eines Menschen am Wochenende am U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz in Berlin-Charlottenburg.
 
Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) sagte dem rbb am Montag, zunächst müssten Sicherheitsexperten entsprechende Vorschläge erarbeiten, dann werde man auch in die Umsetzung kommen. Es sei aber durchaus vorstellbar, die bestehenden Verbotszonen auszuweiten.

BVG-Chef signalisiert Unterstützung

Der Vorstandschef der BVG, Henrik Falk, sagte dem rbb, bereits jetzt stehe in der Hausordnung der Verkehrsbetriebe, dass gefährliche Gegenstände nicht im Nahverkehr mitgeführt werden dürfen. Dennoch könnten Messerverbotszonen eine andere Grundlage für die Polizei sein zu handeln.
 
Entscheidend sei, dass Kunden im Ernstfall richtig reagierten. Bereits jetzt gebe es auf jedem Bahnhof Notrufsäulen und viele Kameras, damit sei also schon eine gute Grundlage vorhanden. Trotzdem würde er neue Messerverbotszonen unterstützen, so Falk.

Die Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hatte am Sonntag in der rbb24 Abendschau gesagt, sie verfolge mit großem Interesse die Maßnahmen der Bundespolizei mit den Waffen- und Messerverboten im Bereich der Bahnhöfe. "Vergleichbares kann ich mir auch für den Berliner ÖPNV vorstellen", so Spranger.
 
Sie hatte angekündigt, dass es schon in den nächsten Tagen ein Treffen mit Vertretern der Berliner Verkehrs- und Innenverwaltung sowie Verkehrsbetrieben, Polizei Berlin und Bundespolizei geben soll.

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Angreifer und Angegriffener polizeibekannt

Auslöser der aktuellen Diskussion ist ein Vorfall am Wochenende: Am Samstag soll laut Polizei ein 43 Jahre alter Mann einen 29-Jährigen in einer U-Bahn mit einem Küchenmesser niedergestochen und tödlich verletzt haben. Die Männer sollen zuvor in einem Zug der U12 im Berliner Westen in Streit geraten sein. Das Opfer verließ nach dem Angriff die Bahn auf dem U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz in Charlottenburg, brach dann aber auf dem Bahnsteig zusammen und starb trotz Reanimationsversuchen noch vor Ort.
 
"Wir gehen im Augenblick eher davon aus, dass die beiden sich vorher nicht kannten", so der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Berlin, Sebastian Büchner, gegenüber der rbb24 Abendschau. Worum es bei ihrem Streit ging, sei bislang unklar. Beide seien in der Vergangenheit mehrfach strafrechtlich in Erscheinung getreten, mit Körperverletzungen und tätlichen Angriffen auf Polizeibeamte, hieß es.

Symbolbild:Polizisten haben bei der Durchsuchung dieses Messer gefunden und sichergestellt, bei einer Polizeikontrolle.(Quelle:picture alliance/dpa/D.Young)
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Angreifer von vier Kugeln getroffen

Der mutmaßliche Angreifer wurde kurz nach dem Vorfall in der U-Bahn von einem Polizisten auf der Straße angeschossen, weil er mit einem Küchenmesser auf mehrere Beamte zugegangen sein soll. Er starb später.
 
Wie die Staatsanwaltschaft am Montag mitteilte, wurde der Mann von vier Kugeln getroffen. Das habe die Obduktion ergeben. Demnach trafen ihn zwei Kugeln in Kniehöhe und jeweils eine am Oberkörper und Hals. Bislang war man von drei Kugeln ausgegangen.
 
In Berlin-Friedrichsfelde ereignete sich am Sonntag eine weitere Messertat: Ein Unbekannter soll einen 44 Jahre alten Mann mit Messerstichen schwer verletzt haben. Beide sollen zuvor in einer Straßenbahn aneinandergeraten sein, wie die Polizei mitteilte.
 
Seit Februar gibt es in Berlin drei dauerhafte vom Senat festgelegte Messerverbotszonen: am Leopoldplatz, am Görlitzer Park und am Kottbusser Tor. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht solche Zonen seit längerer zeit kritisch. Sie fordert ein generelles Verbot von Messern in der Öffentlichkeit - und nicht nur in bestimmten Zonen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 14.04.2025, 02:00 Uhr