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Baden-Württemberg US-Zölle: Ministerpräsident Kretschmann für "entschlossene" Antwort und Verhandlungen mit Trump

Stand: 03.04.2025 16:59 Uhr

US-Präsident Donald Trumps neue Zölle sorgen für Aufregung. Baden-Württemberg treffen sie besonders. Politiker fordern entschlossene Antworten und Verhandlungen.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle als Angriff auf den internationalen Handel bezeichnet. "Baden-Württemberg wird das als Exportregion massiv spüren, auch wenn viele Details noch unklar sind", glaubt der Ministerpräsident.

Trump hatte am Mittwochabend angekündigt, dass bald 20 Prozent zusätzliche Zölle auf Waren aus der EU gelten sollen. Am deutschen Aktienmarkt hatte der Leitindex Dax am Donnerstagmorgen mit einem Kurssturz reagiert. Zum Handelsauftakt lag das Minus zeitweise bei mehr als zwei Prozent. So einen starken Abfall gleich zu Beginn hatte es zuletzt bei der Corona-Pandemie gegeben.

Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg

BW-Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) - er befürwortet eine "entschlossene" Antwort der EU, will aber auch mit den USA verhandeln (Archivfoto).

Kretschmann fordert "entschlossene" Antwort der EU - und Verhandlungsbereitschaft

Kretschmann forderte "eine entschlossene Antwort der Europäischen Union". "Europa und seine Wirtschaft sind stark. Gleichzeitig muss die Hand weiter für Verhandlungen ausgestreckt bleiben", betonte er am Donnerstag.

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Trumps Zölle als Wendepunkt für Wohlstand und Wachstum?

Auch die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) rechnet mit immensen Auswirkungen. Die USA seien Handelspartner Nummer Eins, sagte Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut in Stuttgart, die durch die amerikanischen Pläne den Wohlstand in Gefahr sieht.

"Das nun vom US-Präsidenten verkündete Strafzollpaket könnte das Ende des liberalen Handels markieren." Es könne der Wendepunkt einer langen positiven Entwicklung sein, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs eingesetzt habe und für Wirtschaftswachstum, Wohlstand und einen stetig steigenden Lebensstandard in weiten Teilen der Welt gesorgt habe. 

Portraitfoto von Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU), Wirtschaftsministerin von Baden-Württemberg. Sie ist in Sorge um die Zukunft der Automobilindustrie in Baden-Württemberg.

Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU), Wirtschaftsministerin von Baden-Württemberg, ist in Sorge um die Zukunft der Automobilindustrie in Baden-Württemberg.

Ökonom: Globalisierung im Rückwärtsgang

Laut dem Chefvolkwirt der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Moritz Kraemer, ist Baden-Württemberg "überproportional" von den Zöllen betroffen. Deutschlandweit machten die Exporte in die USA rund 3,5 Prozent des Bruttoinlandproduktes aus. "Für Baden-Württemberg liegt dieser Wert bei um die 6 Prozent", so Kraemer. Das Land dürfte deshalb noch stärker leiden als Deutschland insgesamt.

In den vergangenen Jahrzehnten habe das Land als exportstarkes Bundesland besonders profitiert. Doch die Intensivierung der Globalisierung sei vorbei. Damit werde jetzt der Rückwärtsgang eingelegt, so Kraemer. "Damit geht eine Ära zu Ende: Der Wohlstand, der durch die Globalisierung geschaffen wurde, steht auf dem Spiel." Insbesondere die Automobilbranche - für die bereits seit Donnerstag Zusatzzölle gelten - sei davon betroffen. 

Zölle treffen Unternehmen sowie Verbraucher

Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut sagte weiter, die Auswirkungen derart willkürlicher Strafabgaben seien gravierend und ließen sich im Einzelnen noch nicht beziffern. Klar sei aber bereits jetzt, es werde alle treffen: Unternehmen, Arbeitnehmer und die Verbraucher. "Und zwar auf alle Seiten, auch in den USA." Es sei wichtig, dass die Europäische Union jetzt besonnen aber entschlossen und geschlossen reagiere. "Ich warne vor einem Aufschaukeln von Zöllen und damit verbunden noch stärker steigenden Preisen."

Dialog und gemeinsame Lösungen als Ziel

Ein Handelskrieg könne nicht im Interesse exportorientierter Nationen liegen. "Angesichts der engen wirtschaftlichen Verflechtungen unserer Wertschöpfungsketten mit dem amerikanischen Markt halte ich es für unabdingbar, dass wir auf den Dialog mit der US-Regierung setzen und nach gemeinsamen Lösungen suchen. Hier ist die EU jetzt gefordert", sagte Hoffmeister-Kraut.

Nach Angaben des Ministeriums gingen 14,4 Prozent der baden-württembergischen Gesamtausfuhren des vergangenen Jahres in die USA. Das waren Waren im Wert von 34,8 Milliarden Euro.

Caspary: Freihandelsabkommen mit anderen Ländern

Der Vorsitzende der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament, Daniel Caspary, hat empört auf die Zoll-Pläne von US-Präsident Trump reagiert. Sie basierten auf Unwahrheiten. So habe Trump beispielsweise die Mehrwertsteuer in seiner Argumentation falsch als Zoll auf US-Produkte deklariert, sagte Caspary im SWR. Gleichzeitig plädierte der Europaabgeordnete aus Karlsruhe dafür, nicht nur nach Washington zu blicken, sondern Alternativen zu suchen.

Freihandelsabkommen mit Indien und weiteren Ländern

Dazu gehöre, so Caspary, sowohl "endlich den europäischen Binnenmarkt zu vollenden", als auch Freihandelsabkommen mit Ländern, wie Argentinien, Brasilien, Indien, Indonesien, Malaysia oder Australien. Caspary betonte die Notwendigkeit, schnell zu handeln. 

Sendung am Do., 3.4.2025 12:00 Uhr, SWR1 BW Nachrichten

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