
Baden-Württemberg Unzufriedenheit mit Deutschlands Infrastruktur: Wie sieht es in BW aus?
Der Mobilitätsmonitor 2025 zeigt: Die Mehrheit der Menschen ist unzufrieden mit der Verkehrsinfrastruktur in Deutschland und hofft auf Verbesserung. Was tut sich in Baden-Württemberg?
Am Dienstag ist der Mobilitätsmonitor 2025 vorgestellt worden. Die Deutsche Akademie für Technikwissenschaften acatech lässt das Institut für Demoskopie (IfD) Allensbach seit 2019 das Mobilitätsverhalten sowie die Erwartungen und Wünsche der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland abfragen. Jährlich durchgeführt, soll die Erhebung Trends und Veränderungen sichtbar machen.
Kritik an Zustand von Autobahnen und Schiene
Ein Großteil der Befragten sieht sowohl das Autobahn- als auch das Schienennetz in eher schlechtem Zustand. An den Autobahnen wurden am meisten die vielen Baustellen kritisiert. Eines der größten Autobahnbauprojekte in Baden-Württemberg ist der Ausbau der A8 bei Pforzheim - seit Jahren Dauerstau-Stelle. Die Stadt Pforzheim nahm dies jüngst zum Anlass für einen Aprilscherz.
Auch bei der Bahn sind es vor allem die vielen Baustellen im Land, die für frustrierte Pendler und Pendlerinnen und Reisende sorgen.
Mehrheit ist mit Verkehrsinfrastruktur unzufrieden
Insgesamt sind mehr als vier von fünf Befragten der Ansicht, dass in Deutschland zu wenig in die Verkehrsinfrastruktur investiert wurde. Viele hoffen, dass sich das in der nächsten Legislaturperiode ändert. Fast zwei Drittel nehmen laut Mobilitätsmonitor dafür auch höhere Staatsschulden in Kauf, wie vom Bund geplant.
Trendwende bei E-Autos - BW dürfte Ziel verfehlen
Der Mobilitätsmonitor ergab außerdem, dass sich bei Elektroautos eine Trendwende abzeichnet. Erstmals seit 2021 können sich wieder mehr Menschen vorstellen, auf ein Elektrofahrzeug umzusteigen. Waren es im vergangenen Jahr nur 17 Prozent, zeigten sich nun 23 Prozent der Befragten dafür offen. In Baden-Württemberg sollte nach dem Willen der Landesregierung eigentlich bis 2030 jedes zweite Auto klimaneutral sein - das wird nach einer Datenanalyse des SWR aber nicht klappen.
Verkehrsminister dringt auf E-Zonen
Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) setzt auf Anreize zum Umstieg auf E-Autos. So soll es in absehbarer Zeit innerstädtische Zonen nur für Elektroautos geben, wie Konstanz es jetzt plant. Auch Fahrspuren nur für E-Autos wie auf der B14 in Stuttgart könnten seiner Meinung nach helfen.
Radwege in BW: Große Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Ein Mittel auf dem Weg zur Klimaneutralität könnte der Umstieg aufs Fahrrad sein. Das funktioniert aber nur, wenn das Rad eine echte Alternative für Pendlerinnen und Pendler ist. Mindestens 20 Radschnellwege sollen nach dem Willen von Minister Hermann bis 2030 in Baden-Württemberg entstehen, doch der Ausbau stockt, realisiert worden sind bisher nur einige Teilstücke.
Frank Zühlke vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Stuttgart sieht vor allem die Bürokratie als Hinderungsgrund. Die Konzepte seien vielfach vorhanden, aber unterschiedliche Zuständigkeiten verlangsamten häufig deren Umsetzung, sagte Zühlke dem SWR. Sobald für Radwege Parkplätze gestrichen oder landwirtschaftliche Fahrzeuge von Feldwegen verbannt werden sollten, würden die Widerstände schier unüberwindlich.
Für die Landeshauptstadt sieht Zühlke das Bahnprojekt Stuttgart 21 als Chance für ein besseres Radwegenetz. Er wünscht sich, dass nach Abschluss der Bauarbeiten frei werdende Gleisstrecken und Brücken in Radwege umgewandelt werden.
"Mobilitätsberater" in Stuttgart - Haushaltsbefragung in der Region
Das Amt für Umweltschutz bietet Unternehmen Beratungen zum betrieblichen Mobilitätsmanagement an, um Beschäftigte und Kundschaft zum Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel zu bewegen. Auch Privatpersonen können sich bei der Stadt für eine kostenlose sogenannte Mobilitätsberatung anmelden.
Der Verband Region Stuttgart startet eine Haushaltsbefragung zum Thema Mobilität. Die Region brauche eine echte Mobilitätswende, so hat Regionaldirektor Alexander Lahl die Befragung begründet. Ab sofort werden dazu zufällig ausgewählte Haushalte in der gesamten Region Stuttgart angeschrieben.
Verkehrswende in BW: So will das Land die Klimaziele erreichen
Der Verkehrsbereich in Baden-Württemberg muss seine Emissionen bis 2030 um 55 Prozent senken, um die Klimaziele des Landes zu erreichen. Das Landesverkehrsministerium erfasst den aktuellen Stand der Verkehrswende im Land mit dem KlimaMobilitätsMonitor. Regelmäßig wird dabei für die fünf vom Land definierten Ziele gemessen, wie weit der Fortschritt ist. Bis 2030 soll demnach unter anderem der öffentliche Verkehr verdoppelt werden, jedes zweite Auto und jede zweite Tonne an Gütern klimaneutral fahren, es ein Fünftel weniger Autoverkehr in der Stadt und auf dem Land geben und jeder zweite Weg zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt werden.
Baden-Württemberg hängt in all seinen fünf Zielen zur Verkehrswende hinterher - positive Entwicklungen gibt es trotzdem: So sei die Zahl der Radfahrer und Radfahrerinnen in Baden-Württemberg in den letzten Jahren deutlich gestiegen - so das Verkehrsministerium. Auch die Zahl der Fahrgäste im ÖPNV in Baden-Württemberg sei in den Jahren nach der Corona-Pandemie wieder angestiegen. Um die verschiedenen Ziele in Zukunft zu erreichen, müsse vor allem die Infrastruktur angepasst werden.