
Baden-Württemberg So antworten einige Freiburger auf wochenlange Proteste von "Reichsbürgern"
Am Rande des Freiburger Stadtteils St. Georgen fordern "Reichsbürger" seit Wochen die Rückkehr der Reichsverfassung von 1871. Einige Anwohner wollen das aber nicht hinnehmen.
Für die Rückkehr der Reichsverfassung von 1871 demonstriert seit einigen Wochen eine kleine Gruppe von sogenannten "Reichsbürgern" - am Rand des Freiburger Stadtteils St. Georgen. Damit soll aber Schluss sein, finden einige andere Freiburger. Deshalb protestierten sie am Sonntag gegen "die Verbreitung von krudem Gedankengut und gegen die Aushöhlung der Demokratie".
Rund 200 Menschen kamen zusammen: jung und alt, überwiegend Anwohnerinnen und Anwohner des Freiburger Stadtteils. Auf der anderen Seite positionierte sich die kleine Gruppe von "Reichsbürgern", nur getrennt durch Absperrband der Polizei. Die Einsatzkräfte hatten aber mit beiden Lagern keine Probleme.
"Reichsbürger" protestieren seit Wochen für Reichsverfassung von 1871
Lediglich zwei Vertreter der sogenannten Reichsbürgerbewegung hielten am Sonntag ihre Stellung am Ortsrand von St. Georgen. Sie hatten an ihrem Versammlungsort die Flagge des Kaiserreichs und die Fahne des Großherzogtums Baden drapiert. Sie verstehen sich selbst als "Reichsdeutsche" und "Bundesstaatler", wie einer der beiden betonte.
"Reichsbürger" nennen sich gelegentlich "Reichsdeutsche". Damit betonen sie ihre ideologische Verbindung zum historischen Deutschen Reich. Der Begriff "Reichsdeutsche" stammt ursprünglich aus der Zeit des Deutschen Kaiserreichs (ab 1871) und bezeichnete damals die Bewohnerinnen und Bewohner des Deutschen Reiches. Die "Reichsbürger"-Bewegung lehnt den modernen deutschen Rechtsstaat und seine Landesgrenzen ab.

Am Ortsausgang des Freiburger Stadtteils St. Georgen kam es am Sonntagvormittag zu einer Demo gegen sogenannte Reichsbürger. Die Polizei trennte beide Lager mit Absperrflatterband und postierte sich dazwischen.
Freiburger gegen Präsenz von "Reichsbürgern" in seinem Stadtteil
Die Idee, am Ortsausgang des Freiburger Stadtteils St. Georgen einen Protest zu organisieren, hatte Simon Kirsch. Er selbst wohnt in St. Georgen und hat sich "immer wieder geärgert und eine Wut verspürt" wenn er sonntags an der Gruppe "Reichsbürger" vorbei gefahren ist.
Für ihn sei es ein Unding, dass "Reichsbürger" hier in unmittelbarer Nähe seines Wohnortes - schon seit Monaten - ihre Flaggen hissen und die Rückkehr zur Reichsverfassung 1871 fordern. Um einen Gegenprotest zu organisieren, gründete er mit Mitstreitern das "BuBüBü" - das "Bunt-Bürgerliche-Bündnis St. Jerge". Die Idee: Menschen zu mobilisieren, die sich auch gegen die "Reichsbürger"-Bewegung stellen.
Immer wenn ich hier am Ortsausgang von St. Georgen vorbei gefahren bin, hab ich mich geärgert. Simon Kirsch, Organisator des Protests in Freiburg-St. Georgen
Mit Flyern und Unterschriften hatten Simon Kirsch und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter versucht, die Demoteilnehmenden von Sonntagvormittag zu mobilisieren. Dass so viele an den Ortsrand des Freiburger Stadtteils St. Georgen kommen würden, um "gegen die Aushöhlung der Demokratie zu protestieren", habe ihn dann aber doch überrascht.
"Reichsbürger" und St.Georgener diskutierten sachlich
Am Rand des Protests, der ruhig verlief und nach gut anderthalb Stunden beendet war, kam es zwischen beiden Lagern doch noch zu Diskussionen. Sie verliefen laut SWR-Informationen sachlich, ohne Emotionen und in zivilisierter Tonlage. "Wir werden hier weiter demonstrieren", betonte Thomas Wurt, der sich als "Reichsdeutscher" bezeichnet.
Ob der Widerstand des "BuBüBü St. Jerge" auch weitergehen wird, ließ Organisator Simon Kirsch offen: "Wenn die 'Reichsbürger' weiter hier am Ortsausgang von St. Georgen stehen, dann werden auch wir wieder Präsenz zeigen".
Sendung am Mo., 14.4.2025 6:30 Uhr, SWR4Baden-Württemberg Radio Südbaden