
Baden-Württemberg "Schlechtestes Auto der Welt": Gmünder will Kultauto Yugo wiederbeleben
Er galt mal als "schlechtestes Auto der Welt": der Yugo. Vor 17 Jahren rollte der letzte im heutigen Serbien vom Band. Ein Unternehmer aus Schwäbisch Gmünd will ihn wiederbeleben.
Klein, kantig und kultig. Das war der Yugo. Und noch etwas war er - zumindest in den Augen zeitgenössischer Motorjournalisten: das schlechteste Auto der Welt.
Aleksandar Bjelic lässt diese Einschätzung so nicht stehen. Man müsse sich vor Augen führen, dass der Yugo während seiner Bauzeit von 1981 bis 2008 auch das günstigste Auto war - mit Abstand. In den USA konnte man ihn für 3.990 Dollar kaufen. "Vergleichsweise doppelt so teure Fahrzeuge waren nicht besser. Gemessen am Einsatz von Kapital war der Yugo deutlich besser, als es die Presse behauptet hat."

Karg, aber übersichtlich und praktisch: Das Armaturenbrett des klassischen Yugo.
Gmünder Unternehmer will dem Yugo ein zweites Leben schenken
Aleksandar Bjelic verteidigt den Yugo mit Zähnen und Klauen - und das hat einen Grund: Er will den Balkan-Kleinwagen wiederbeleben: als "New Yugo". Der 50-jährige Ingenieur, promovierte Betriebswirt und Unternehmer aus Schwäbisch Gmünd entwickelt die Neuauflage. Zusammen mit einem neunköpfigen Team, unter anderem einem freischaffenden Designer, der aus Serbien stammt - der Heimat des Yugo.
So wie Aleksandar Bjelic selbst. Als 13-Jähriger ist er zum ersten Mal Yugo gefahren - hinterm Steuer! Anfangs auf der frischgemähten Wiese seiner Großmutter, später auf Feldwegen und Dorfsträßchen.
Erinnerungen, die sich in seinem Kopf im wahrsten Sinn festgefahren haben. Als Inhaber einer Firma für die Wiederaufbereitung von Gebrauchtwagen und Oldtimern in einem Gewerbegebiet bei Schwäbisch Gmünd ist Bjelic, wie er sagt, bestens vernetzt in der Auto- und Zulieferindustrie. Erstens deshalb, zweitens wegen seiner serbischen Wurzeln und drittens mit einer gehörigen Portion Hartnäckigkeit hat er es geschafft, sich die Rechte an der Marke Yugo zu sichern - einschließlich des Logos.
Auf Partnersuche bei den Autokonzernen
Damit kann der Gmünder Unternehmer aber noch lange kein Auto auf die Räder stellen. Deshalb ist Bjelic auf Partnersuche für sein "Kind". Mit mehreren Autoherstellern hat er bereits Gespräche geführt. Wie zielführend die waren oder sind, behält er noch für sich. Das Partnerunternehmen müsste nicht nur Produktionskapazität für den "New Yugo" haben - er sollte auch zur Unternehmensphilosophie und ins Programm des Herstellers passen.
Ein Traum von ihm wäre eine Produktion im alten Yugo-Werk in seiner serbischen Heimat. Dort - in Kragujevac - baut der Stellantis-Konzern derzeit Citroen C3 und Fiat Panda.

Stolz präsentiert Aleksandar Bjelic das Modell des "New Yugo". In zwei Jahren will er den ersten fahrbaren Prototyp vorstellen.
Sechs Yugo-Varianten sind fertig designt
Wie der Ur-Yugo soll auch der "New Yugo" ein Kleinwagen werden. Mit Motoren zwischen 80 und 150 PS. Entgegen dem aktuellen Trend setzt Bjelic auf herkömmliche Verbrennermotoren. Im potenziell größten Absatzgebiet - den Balkanstaaten - gibt es noch viel zu wenige Ladesäulen, selbst in Großstädten, so seine Erfahrung. Hybrid- oder vollelektrische Varianten sieht er erst zu einem späteren Zeitpunkt. Wie sein Vorgänger soll auch der neue Yugo bezahlbar sein - Unternehmer Bjelic schwebt ein Einstiegspreis von 15.000 Euro vor.
Der "New Yugo" soll im Übrigen kein Einzelkind bleiben. Der vom Gmünder Unternehmer beauftragte Designer hat eine komplette Modellfamilie entworfen: Neben dem Dreitürer einen Fünftürer, außerdem soll es einen Kombi und ein SUV geben - und sogar ein viersitziges Cabrio und einen zweisitzigen Roadster. Ein Modell im Maßstab 1:5 gibt es bisher nur vom Dreitürer, in schickem Hellblau.

Die beiden Ur-Yugos gehören Aleksandar Bjelic. Der Schwäbisch Gmünder Unternehmer mit serbischen Wurzeln arbeitet an einem Nachfolger.
Im neuen Yugo erkennt man den alten
Wer den alten Yugo noch nie gesehen hat, den nimmt Aleksandar Bjelic mit in eine Halle in der Nähe von Waldstetten, eine Viertelstunde von Schwäbisch Gmünd entfernt. Da stehen seine beiden. Und tatsächlich - die Ähnlichkeit mit dem Modell des Nachfolgers ist unverkennbar: Die schräge Heckpartie, aber vor allem der charakteristische Knick ganz vorne auf der Motorhaube, oberhalb der Frontscheinwerfer.
Durch seine sportlich gestreckte Form und die modernen LED-Leuchten wirkt der "New Yugo" trotzdem sehr zeitgemäß. Aleksandar Bjelic hofft, dass er nicht nur Nostalgiker anspricht, die den alten Yugo noch gekannt haben, sondern auch junge Leute. "Fahranfänger, die dann sagen: Ich habe hier ein attraktives Modell, ein gut motorisiertes Modell mit allem, was ein zeitgemäßes Auto benötigt."
Bjelics Traum: Erster Prototyp des "New Yugo" auf der Expo 2027 in Serbien
Roadster und SUV will der Schwäbisch Gmünder noch im Lauf des Jahres auf Veranstaltungen dem Publikum zeigen - ebenfalls als 1:5-Modelle. Im kommenden Jahr soll dann ein Modell in Originalgröße ausgestellt werden - auf einer Messe im chinesischen Beijing. Fahren soll der "New Yugo" erstmals im übernächsten Jahr. Da will Bjelic den ersten echten Prototyp vorstellen. Auf heimatlichem Boden: der Weltausstellung Expo 2027 in der serbischen Hauptstadt Belgrad.
Sendung am Do., 5.6.2025 15:30 Uhr, SWR4 BW Studio Ulm