
Baden-Württemberg Recycling radioaktiver Metalle in Fessenheim: Freiburg fordert grenzüberschreitende Verträge
Im elsässischen Fessenheim soll nach dem Willen des EDF-Konzerns künftig radioaktiv belasteter Schrott verwertet werden. In der Region ist das Vorhaben hochumstritten.
Der französische Energiekonzern EDF will im elsässischen Fessenheim eine Anlage errichten, um schwach radioaktiv belasteten Schrott einzuschmelzen - das Projekt sorgt in der Grenzregion für Kritik. Die Stadt Freiburg fordert in der Debatte um die geplante Recyclinganlage nun grenzüberschreitende Verträge.
Diese sollten Warnverfahren und die Abstimmung bei Zwischenfällen umfassen, wie aus dem Abschlussbericht der französischen Anhörungskommission für das Vorhaben hervorgeht. Freiburg ist nur gut 30 Kilometer von Fessenheim entfernt und dringt unter anderem darauf, Szenarien für Katastrophenereignisse wie Flugzeugabstürze und Erdbeben zu entwickeln.
Kommission sammelte Eingaben zum Vorhaben - auch aus Deutschland
Der EDF-Konzern hatte unmittelbar an der deutschen Grenze das vor rund fünf Jahren stillgelegte Atomkraftwerk Fessenheim betrieben. Die Schmelzanlage - Technocentre genannt - soll ab 2027 auf einem bisher ungenutzten Areal gebaut werden. Den Plänen zufolge könnten potenziell 500.000 Tonnen Metalle aus ganz Frankreich verwertet werden, etwa Dampferzeuger aus heimischen Atomkraftwerken.
Eine unabhängige Kommission sammelte bis Anfang Februar rund vier Monate lang Eingaben von Bürgern und Institutionen - auch aus Deutschland. Von dort kam laut dem Abschlussbericht unter anderem dieser Beitrag: "Deutschland muss die Risiken eines Unfalls hinnehmen, ohne direkten Einfluss auf das Funktionieren der Anlage zu haben." Freiburg sei wegen häufiger Winde in Richtung Nordosten exponiert. Ein Name des Einsenders wurde nicht genannt.
Der Freiburger Regierungspräsident Carsten Gabbert (Grüne) hatte sich mit einer detaillierten schriftlichen Eingabe zu Wort gemeldet. Gabbert sieht für Fessenheim Nachteile im Hinblick auf das Erdbebenrisiko im Oberrheingebiet und mögliche Überschwemmungen.
EDF-Konzern bekommt Frist von drei Monaten
EDF hat der Kommission zufolge nun drei Monate Zeit, um auf Empfehlungen und Fragen des Berichts zu reagieren. Falls das Vorhaben weitergeführt wird, müssen für die Genehmigung der Fabrik auf rund 15 Hektar Fläche mehrere Hürden genommen werden - nötig ist etwa eine Umweltgenehmigung. Das Unternehmen will nach früheren eigenen Angaben die Schrottverwertung 2031 in Betrieb nehmen, für das Projekt sollen etwa 450 Millionen Euro fließen.
Das Vorhaben wird auf beiden Seiten des Rheins schon länger von Umweltschützern kritisiert, denn sie befürchten Radioaktivität in wiederverwerteten Metallen. Anders als Deutschland setzt Frankreich für seine Energieversorgung und das Erreichen von Klimaschutzzielen auf den Ausbau der Atomkraft. Präsident Emmanuel Macron will den Atomsektor im Land entscheidend stärken. Das Alt-AKW Fessenheim wurde 2020 nach 42 Betriebsjahren stillgelegt. Der Abriss soll voraussichtlich 2026 beginnen.