
Baden-Württemberg "Parkinson als Lebensgefährte": Wie in Baden-Baden Betroffene lernen, mit der Krankheit zu leben
Eine Parkinson-Erkrankung trifft nicht nur ältere Menschen. Eine Physiotherapiepraxis in Baden-Baden setzt auf die Kombination aus Sport und Physiotherapie.
Parkinson äußert sich bei jedem Patienten anders, sagt Sportwissenschaftler André Inthorn. Er und Physiotherapeut Marc Hohmann wissen das genau. In ihrer Physiotherapiepraxis in Baden-Baden behandeln sie regelmäßig Parkinsonpatienten. Mittlerweile kommen immer mehr in ihre Praxis. Einer ihrer langjährigen Patienten ist Fernsehlegende Frank Elstner.

Marc Hohmann (links) und André Inthorn arbeiten regelmäßig mit Parkinson-Patienten.
Patientin Alexandra Gonzalez: Mit Parkinson leben lernen
Eine weitere Patientin ist Alexandra Gonzalez. Das Beispiel der 45-Jährigen zeigt: An Parkinson erkranken auch immer mehr junge, sportlich fitte Menschen, sagen die beiden Therapeuten. Ihre Diagnose hat sie vor knapp drei Jahren bekommen. Aus dem anfänglichen Ohnmachtsgefühl und der Depression konnte sie sich befreien. Vielen Parkinsonpatienten gelingt das aber nicht. Denn die Krankheit greift Körper und Psyche an.
Überall heißt es, man müsse gegen die Krankheit kämpfen. "Immer nur kämpfen, kämpfen, kämpfen", so Alexandra Gonzalez. Aber genau das wollte die Walldorferin nicht ihr Leben lang: "Ich sehe das bewusst anders und versuche, ein anderes Mindset an den Tag zu legen. Parkinson sehe ich eher als ständigen Begleiter an und versuche, die Krankheit in meinen Alltag zu integrieren."
Ich habe gelernt, Parkinson als Lebensgefährten, als Freund zu akzeptieren. Parkinson-Patientin Alexandra Gonzalez ist 45 Jahre alt

Alexandra Gonzalez (45) ist die jüngste Parkinsonpatientin in der Physiotherapiepraxis von Marc Hohmann in Baden-Baden
Therapie bei Parkinson: Bewegung ist der Schlüssel
Wichtig bei der Therapie ist dabei die Kombination aus motorischem und kognitivem Training. Sie hilft Alexandra Gonzalez dabei, mit ihrer Krankheit zurechtzukommen. Für die sportlichen Übungen ist André Inthorn verantwortlich. Je nach Patient und Krankheitsverlauf biete er ein individuelles Training an, erklärt der Sportwissenschaftler.
Parkinsonpatientin Alexandra Gonzalez startet das Sportprogramm beispielsweise mit einer Partie Tischtennis. Koordination und Beweglichkeit sollen gefördert werden. Daher steht sie auf einem beweglichen Untergrund, die Tischtennisplatte ist kleiner als gewöhnlich. Es folgt ein individuelles Krafttraining, ehe das sportlich anstrengende Programm mit einer Runde Boxen abgeschlossen wird.
Das Boxen ist optimal, um die motorischen Fähigkeiten zu trainieren. Außerdem ist es auch sehr gut für die Psyche: So kann man aktiv gegen Parkinson zurückschlagen. André Inthorn, Sportwissenschaftler

Boxen gegen Parkinson - Der Sport ist gut für Motorik und Psyche.
Parkinson mit Physiotherapie behandeln: Gut für Körper und Geist
Vielen Parkinsonpatienten fallen kleine Alltagssituationen, wie etwa das Aufstehen aus einem Stuhl, schwer. Alles dauert deutlich länger, teilweise gehen sie gebückt oder die Stimme wird schwächer. Symptome, die auch bei Alexandra Gonzalez zutreffen. Neben den sportlichen Übungen hilft ihr daher die Physiotherapie von Marc Hohmann. Durch seine physiotherapeutischen Maßnahmen möchte er den Patienten das Vertrauen in den eigenen Körper zurückgeben. Selbstbewusstsein und Sicherheit sollen dadurch zurückkehren.
Der Schlüssel ist, dass man den Patienten die Motivation gibt, den Alltag mit Parkinson gut zu bestreiten. Marc Hohmann, Physiotherapeut

Physiotherapeut Marc Hohmann mit Patientin Alexandra Gonzalez
Sendung am Fr., 11.4.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW