Neues Pumpspeicherkraftwerk unter Tage entsteht in Forbach im Schwarzwaldgranit

Baden-Württemberg Neues Pumpspeicherkraftwerk frisst sich in den Berg in Forbach

Stand: 17.03.2025 10:53 Uhr

Erschütterungen und Explosionen in Forbach - der Grund sind Sprengungen im Untergrund für das neue Pumpspeicherkraftwerk, das dort im Schwarzwald gebaut wird.

In Forbach im Kreis Rastatt wird seit knapp einem Jahr an einem neuen Pumpspeicherkraftwerk gebaut. Das Besondere: Das Pumpspeicherkraftwerk wird komplett unter Tage liegen. Aktuell kann man in der Umgebung vermehrt Erschütterungen spüren und Explosionen hören. Im Murgtal, oberhalb des Flusses gegenüber dem rund 100 Jahre alten Pumpspeicherkraftwerk, haben sich die Experten bereits rund 2,8 Kilometer in den Schwarzwalduntergrund hineingearbeitet beziehungsweise gesprengt.

Der Sprengmeister verdrahtet die Kabel mit der Zündmaschine kurz vor der Sprengung.

Der Sprengmeister verdrahtet die Kabel mit der Zündmaschine kurz vor der Sprengung.

Weitverzweigtes System aus Tunneln und Straßen im Berg

In das zukünftige unterirdische Pumpspeicherkraftwerk kommt man über den Haupttunnel. Die Einfahrt ist vier Meter hoch und etwa zehn Meter breit. Bagger, Lastwagen und die Fahrzeuge der rund 230 Tunnelbauarbeiter tauchen hier auf verschiedenen Ebenen in ein weitverzweigtes System ein. Später wird das Pumpspeicherkraftwerk komplett im Untergrund des Schwarzwaldbodens versteckt Platz haben.

Unter Tage im Granitgestein entsteht in Forbach im Schwarzwald ein neues Pumpspeicherkraftwerk.

Unter Tage im Granitgestein entsteht in Forbach im Schwarzwald ein neues Pumpspeicherkraftwerk.

"Pumpspeicherkraftwerk ist die Königsdisziplin im Tunnelbau"

Innen im Tunnelsystem herrscht eine Temperatur von 8 Grad, von der Tunneldecke tropft Wasser, der Untergrund ist an den meisten Stellen schlammbedeckt. Rechts und links an den Tunnelwänden hängen Lampen, Strom- und Wasserleitungen. Über allem hängen riesige gelbe Schläuche der Belüftungsanlage. Schichtbauleiter Tobias Kettler erklärt, was hier passiert: "Wir bauen 5.866 Meter Stollen inklusive zwei Schächte, führen das Wasser aus der Schwarzenbachtalsperre sowie aus dem Kirschbaumwasen-Sammelbecken in die Turbinen, um Strom zu produzieren."

Pumpspeicherkraftwerk ist die Königsdisziplin im Tunnelbau. Viele verschiedene Querschnitte in allen Richtungen, das ist kein normaler Straßentunnel, der nur drei Kilometer geradeaus geht, das ist wirklich herausfordernd. Tobias Kettler, leitender Bauleiter auf der Baustelle des Pumpspeicherkraftwerks Forbach

Im Berg entsteht eine Art Kathedrale unter der Erde

Kavernen werden sie genannt - es sind riesige Hohlräume, die ins Gestein gesprengt worden sind. Das Herzstück nennt Bauleiter Tobias Kettler die Kaverne, in der später das Kraftwerk Platz finden wird. Eine Art Kathedrale unter der Erde, so empfindet der leitende Geologe Rolf Schindler beim Anblick der 123 Meter langen, bis zu 20 Meter breiten und bis zu 40 Meter tiefen Halle im Granit. In einer weiteren Kaverne, noch etwas tiefer im Gestein, sollen später riesige Wassermengen gespeichert werden.

Bauleiter Tobias Kettler in der Kraftwerkskaverne, dem "Herzstück" des Tunnelbaus im Schwarzwaldgranit.

Bauleiter Tobias Kettler in der Kraftwerkskaverne, dem "Herzstück" des Tunnelbaus im Schwarzwaldgranit.

Harte Brocken Schwarzwaldgranit herausgesprengt

Der Baubetrieb in Forbach findet ohne Tunnelbohrmaschine statt. Die Mineure, also die Arbeiter im Tunnelbau, sprengen Stück für Stück den Granit heraus, das vorherrschende Gestein im Schwarzwaldboden. So entstehen nach und nach Tunnel, Schächte und Kavernen. Nach den Sprengungen werden die Granitbrocken von schweren Baggern auf Lastwagen geladen und abgefahren. Fast 500.000 Tonnen sind bislang abtransportiert worden. Bis alle Stollen in den Granit des Schwarzwaldes gesprengt worden sind, werden rund eine Million Tonnen Abraum aus der Baustelle auf den Steinbruch fünf Kilometer oberhalb von Forbach gebracht.

Die heilige Barbara, die Schutzpatronin der Tunnelbauer, hängt am Eingang zur Baustelle.

Die heilige Barbara, die Schutzpatronin der Tunnelbauer, hängt am Eingang zur Baustelle.

Neues Pumpspeicherkraftwerk in Forbach soll 2027 ans Netz gehen

Mit der Segnung und Übergabe einer Statue der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Tunnelbauer, startete am 27. Juni 2024 in Forbach offiziell der Bau des Zufahrtstollens zur Kraftwerkskaverne für das neue Pumpspeicherkraftwerk der EnBW. Rund 18 Monate sollen die Spreng- und Abbrucharbeiten unter Tage insgesamt dauern. Dann folgt die Einrichtung der Technik. Die Inbetriebnahme des Kraftwerks ist für Herbst 2027 geplant. Rund 30.000 Haushalte sollen dann mit Strom versorgt werden.

Sendung am Fr., 14.3.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Nachrichten

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