Zwei Menschen stehen auf einem fahrbahren Steg unterhalb der Kocherbrücke. Sie entnehmen Proben aus der Brücke.

Baden-Württemberg Korrosion an der Kocherbrücke in Schwäbisch Hall: So läuft die Untersuchung ab

Stand: 15.04.2025 17:10 Uhr

Die Kocherbrücke in Schwäbisch Hall ist in die Jahre gekommen und marode. Experten entnahmen am Dienstag Proben, um zu untersuchen, wie stark die Korrosion fortgeschritten ist.

Im September ist in Sachsen die marode Carolabrücke eingestürzt. In ähnlicher Bauweise, mit Spannstahl, wurde 1957 auch die Kocherbrücke in Schwäbisch Hall gebaut. Deshalb wurde am Dienstag an der Brücke viel gehämmert, gebohrt und geflext. Um ihren Zustand zu überprüfen, hat die Materialprüfanstalt der Universität Stuttgart Proben entnommen. Wegen Korrosion ist aktuell nicht klar, wie stabil die Brücke ist. Denn der Spannstahl ist besonders anfällig dafür. Im schlimmsten Fall muss die Brücke neu gebaut werden.

Korrosion an der Kocherbrücke: Einschränkungen im Verkehr

In der Kocherbrücke ist nicht nur Spannstahl verbaut, damals wurde auch ein besonders korrosionsanfälliges Verfahren angewendet. Das hat die Stadt bei der Vorbereitung der diesjährigen Bauprüfung gemerkt. Zur Sicherheit ist die Brücke seit März erst einmal nur einspurig befahrbar - entweder in die eine oder die andere Richtung, der Gegenverkehr muss warten. Außerdem sind nur Fahrzeuge unter 20 Tonnen erlaubt.

"Es ist wichtig zu wissen, ob der Spannstahl korrosionsgefährdet ist oder nicht", so Hansjörg Herrmann, Leiter des Tiefbauamts Schwäbisch Hall. Je nach dem wie groß die Gefahr sei, sei auch ein Versagen der Brücke möglich. Dieses Restrisiko solle man kennen. "Die Brücke ist für ihr Alter noch in einem guten Zustand. Dennoch sollte man schnell handeln", erklärt Matthias Bunz von der Planungsfirma, die die Untersuchung koordiniert.

Untersuchung der Kocherbrücke

In den letzten Tagen hat eine Baufirma bereits kritische Punkte der Konstruktion der Brücke freigelegt. So konnten die Experten aus Stuttgart anrücken und Proben der verbauten Materialien entnehmen. Dafür sind sie mithilfe eines speziellen Krans an die schon freigelegten Stellen unter der Brücke gekommen. Die Spezialisten haben Proben des Betons außen, des Verpressmörtels innen, der als Korrosionsschutz verbaut wurde, sowie vom Spannstahl entnommen.

Mit Hammer und Meißel klopft der Experte das Baumaterial aus einem Loch in der Brücke und legt so den Spannstahl frei.

Mit Hammer und Meißel legen die Experten der Materialprüfanstalt die Spannstähle frei. Eine der Stangen flexen sie heraus, um sie im Labor zu untersuchen.

Die erste Einschätzung des Experten vor Ort: mehr Korrosion als bisher erwartet. Wie schlimm es um die Brücke steht, zeigt sich aber erst im Labor. Dort wird untersucht, wie viel Feuchtigkeit in den Materialien steckt. Außerdem wird geschaut, ob korrosionsfördernde Substanzen eingedrungen sind - zum Beispiel Streusalz. Erste Ergebnisse werden in rund einem Monat erwartet.

Milliardeninvestitionen für Infrastruktur - auch für Brücken

Das Land Baden-Württemberg will bis 2030 alle maroden Brücken sanieren. Auch das vom Bundestag beschlossene Sondervermögen von 500 Milliarden Euro soll teilweise in die Sanierung von Brücken fließen. In Baden-Württemberg gibt es aktuell 73 Brücken an Bundes- oder Landesstraßen, in denen der Spannstahl ebenfalls verbaut ist.

Sendung am Di., 15.4.2025 10:00 Uhr, SWR4 am Vormittag, SWR4

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