
Baden-Württemberg Kinofilm statt Vollnarkose: Sinsheimer Krankenhaus setzt Videobrille ein
Die GRN-Klinik in Sinsheim besitzt seit neustem eine medizinische Videobrille für Operationen. Bei lokaler Betäubung können nervöse Patienten damit während der OP Filme schauen.
Die GRN-Klinik in Sinsheim (Rhein-Neckar-Kreis) hat am Mittwoch offiziell eine medizinische Videobrille überreicht bekommen. Diese soll künftig in der Anästhesie bei Operationen eingesetzt werden. Und zwar, wenn keine Vollnarkose nötig ist. Patienten, die beispielsweise an Armen oder Beinen operiert werden, brauchen oft nur eine lokale Betäubung und bekommen die Operation bei vollem Bewusstsein mit. Wer davor Angst hat, kann nun die "HappyMed"-Videobrille nutzen.
Kino-Feeling im OP-Saal
Die Videobrille soll nervöse Patienten mit einem Film in Kinoatmosphäre versetzen und sie so ablenken und während einer OP beruhigen. Das erklärt Anästhesie-Chefärztin Christiane Serf von der GRN-Klinik in Sinsheim.
In einer zweiwöchigen Testphase konnten Ärzte das Ganze mit einem Leihgerät ausprobieren und sind überzeugt davon, dass es funktioniert. Seit Mittwoch ist die Klinik nun in Besitz eines eigenen Gerätes. Eingesetzt werden soll die Brille hauptsächlich in der Anästhesie und im OP-Bereich. Auch für Herzkatheter-Operationen könne man die Brille verwenden. Derzeit prüft die Klinik aber erst einmal, ob dafür ein Bedarf besteht.
Was die Videobrille in der GRN-Klinik Sinsheim kann
Die "HappyMed"-Videobrille ist die erste medizinisch zertifizierte Videobrille mit lizenzierten Filmen. Sie besteht aus einer Brille und einem Kopfhörer und ist individuell auf die Sehstärke der Augen einstellbar. Um während der OP noch mit den Patienten sprechen zu können, können die operierenden Ärzte jeweils eine Seite des Kopfhörers ausschalten oder die Lautstärke verändern. Auf einem kleinen Gerät kann man auswählen, welchen von insgesamt 80 Filmen man anschauen will. Von Opern und Spielfilmen über Dokumentationen bis hin zu Kinderfilmen ist alles dabei.

Die "HappyMed" Videobrille mit Bildschirm zur Filmauswahl.
Im Vorgespräch für die Operation wird Patienten die Videobrille vorgestellt und besprochen, ob und wie die Brille benutzt wird. Die Filme können auch schon vor der OP über einen QR-Code ausgewählt werden.
Medizinische Vorteile der Videobrille
Nicht nur zur Ablenkung und Unterhaltung der Patienten soll die Videobrille dienen. Sie soll den Patienten auch helfen, nach der Operation schneller wieder auf die Beine zu kommen und nicht noch lange Zeit in einem Aufwachraum verweilen zu müssen. Ohne Vollnarkose könnte man Patienten nach Eingriffen schneller wieder nach Hause schicken, heißt es von Seiten der Klinik.
Zwei regionale Unternehmen haben die Videobrille gesponsert
Die Videobrille wird seit 2015 durch ein Wiener Startup-Unternehmen verkauft und bisher in über 200 Kliniken in Deutschland eingesetzt. Das Gerät alleine kostet 6.900 €, dazu kommen noch Filmrechte für circa 2.100 €, welche extra erworben werden müssen.

Dr. Christiane Serf von der GRN-Klinik Sinsheim (mitte), zusammen mit Klinikleiter Thorsten Großstück(2. von links), einem Vertreter der Firma Gebhard Fördertechnik (links), Dr. Christiane Kuhnert und Dr. Steffen Kuhnert der Firma Multitorch (rechts).
Die Klinik alleine hätte die Kosten dafür nicht stemmen können, so die Chefärztin Christiane Serf. Umso glücklicher sei man an der Klinik, dass zwei regionale Firmen die Brille gesponsert haben.
Sendung am Mi., 4.6.2025 16:30 Uhr, Nachrichten SWR Studio Mannheim