
Baden-Württemberg Karlsruher Start-up nimmt Europas größte Produktion für E-Fuels in Betrieb
Das Karlsruher Start-up INERATEC feiert die Einweihung seiner Anlage für E-Fuels. Sie soll sich durch ihre einfache Bauweise in flexiblen Modulen auch weiter verkaufen.
Sie sind künstlich hergestellte Kraftstoffe auf Grundlage von Wasserstoff und Kohlendioxid (CO2): sogenannte E-Fuels, die als E-Benzin, E-Diesel oder E-Kerosin wie anderer normaler Treibstoff verwendet werden können. In der Nähe des Frankfurter Flughafens hat das Karlsruher Unternehmen INERATEC jetzt eine neue Produktionsanlage dafür in Betrieb genommen.
Dort sollen bis zu 2.500 Tonnen E-Fuels pro Jahr hergestellt werden und dafür jährlich bis zu 8.000 Tonnen CO2 recycelt werden. Zunächst soll der synthetische Kraftstoff von INERATEC vor allem Flugzeuge und Schiffe bewegen. Auch an Schwerlasttransporter ist gedacht. Das Unternehmen hat gut 40 Millionen Euro in die Anlage namens ERA ONE investiert. INERATEC ist eine Ausgründung aus dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT).
Klimaneutrale e-Fuels sind nicht nur technologisch möglich. ERA ONE zeigt, dass sie auch marktreif sind. Tim Böltken, CEO von INERATEC
2.500 Tonnen E-Fuels im Jahr gegenüber 15.000 an einem Tag
Die produzierten Mengen der E-Fuel-Entwickler reichen aber bei Weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken. Allein der Frankfurter Flughafen benötigt laut dessen Betreiber Fraport rund 15.000 Tonnen Kerosin am Tag.
Selbst bei einer erheblichen Steigerung der Produktion können E-Fuels in absehbarer Zeit nur einen Bruchteil des Bedarfs der Luftfahrtindustrie decken. Strategieberater gehen davon aus, dass weitere technologische Fortschritte und ein massiver Ausbau der Kapazitäten nötig sind. Nur so könnte die Luftfahrt nachhaltig mit alternativen Kraftstoffen versorgt werden.
CO2 aus Biogasanlage, Wasserstoff aus Chlorproduktion
Im Industriepark Höchst liefert INERATEC die Technologie für die Herstellung der E-Fuels und betreibt auch die Anlage. Die beiden benötigten Rohstoffe - CO2 und Wasserstoff - kommen vom Partner Infraserv. Das CO2 stammt aus einer Biogasanlage, der Wasserstoff wird als Nebenprodukt der Chlorproduktion gewonnen.

Die E-Fuels-Anlage des Karlsruher Start-ups INERATEC soll die Luftfahrt mit nachhaltigem Kerosin versorgen.
INERATEC: Modularer Aufbau macht Technologie leicht einsatzbar
Die neue Anlage soll aber nicht nur E-Fuels produzieren, sondern auch als Vorbild dienen und ein Beispiel für das Potenzial der Technologie sein. Dank ihres modularen Aufbaus kann die Anlage leicht erweitert und weltweit eingesetzt werden. Sie kann synthetisches Kerosin, Benzin, Diesel, Wachs, Methanol oder Erdgas herstellen.
Hoffnungsträger internationaler Investoren
Nach Angaben von INERATEC arbeitet das Unternehmen bereits an internationalen Projekten, unter anderem in Chile und Italien. Das Unternehmen wird von verschiedenen internationalen Investoren unterstützt. Zuletzt gab es eine weitere Finanzierungsrunde mit über 100 Millionen Euro.
Für die künftigen noch größeren Anlagen braucht es vor allem genügend Rohstoffe für die Produktion. Am Standort in Frankfurt-Höchst sind die limitierenden Faktoren das CO2 und der Wasserstoff. Bei weiteren Produktionsanlagen will das Unternehmen strategisch sinnvolle Standorte wählen. Beispielsweise in der Nähe von Papierproduzenten - dort fallen die passenden Rohstoffe als Abfall an - und in einem Land mit geringen Stromkosten.
Sendung am Di., 3.6.2025 6:00 Uhr, SWR Aktuell am Morgen, SWR Aktuell