Immer mehr Radfahrer nehmen auf dem Bodensee-Radweg die Fähre in Meersburg.

Baden-Württemberg Immer mehr Radfahrer: Wie viel Verkehr verträgt der Bodensee-Radweg?

Stand: 07.06.2025 12:49 Uhr

Zu Pfingsten beginnt wieder die "heiße" Phase des Tourismus am Bodensee. Allerdings sorgen immer mehr Radfahrer und Radfahrerinnen für Probleme auf den Straßen und Wegen am See.

Von Gerald Pinkenburg

Schönes Wetter, klares Wasser, Alpenpanorama: Das zieht immer mehr Touristen in die Bodenseeregion. Und auch immer mehr radeln mit dem Fahrrad auf dem 260 Kilometer langen Bodensee-Radweg. Die Region lebt davon, doch vor allem im Sommer reißt der Touristenstrom nicht mehr ab.

Viele fragen sich deshalb, wie viele Radler verträgt die Strecke - vor allem auf der deutschen Seite zwischen Bodman-Ludwigshafen (Kreis Konstanz) und dem bayerischen Lindau? "Wir haben hier 'Overtourism' - es ist einfach zu viel los", sagt Bernhard Glatthaar vom Fahrradclub ADFC. Für ihn gibt es auch einen Grund: "Weil's hier so schön ist". Aber eine Lösung für das "Problem" habe niemand, sagt Glatthaar.

Wir haben hier 'Overtourism', weil's hier so schön ist. Bernhard Glatthaar, ADFC Friedrichshafen

Bodensee-Radweg: Bis zu 220.000 Radfahrer pro Jahr

An manchen Tagen werden um die 5.000 Radfahrerinnen und Radfahrer gezählt, die durch Wiesen, Felder und die Orte am See radeln. Dass hier oft die Belastungsgrenze erreicht ist, findet auch Robert Scherer (parteilos), er ist der Bürgermeister von Meersburg (Bodenseekreis).

Wegen der exponierten Lage am See, der historischen Altstadt und vor allem wegen der Fährverbindung zwischen Meersburg und Konstanz ist hier die Situation teilweise besonders kritisch. "Vor allem in den 'Starklastzeiten', wenn der Pkw-Verkehr, Busse und Lkw von der Fähre kommen, ist die Situation sehr herausfordernd." Herausfordernd deshalb, weil es hier keinen Radweg gibt. Bisher zumindest.

Radler kreuzen die Bundesstraße in Meersburg. Immer mehr Radfahrer sind auf dem Bodensee-Radweg unterwegs.

Radler kreuzen vor dem Fähranleger in Meersburg die Bundesstraße.

Meersburg: Umbau der Verkehrsführung an der Fähre bis 2028

Das Land Baden-Württemberg will die überlastete, für alle gefährliche und unübersichtliche Stelle an der Fähre gemeinsam mit der Stadt Meersburg komplett umbauen. Ein Kreisel soll entstehen, Radfahrer, Autos und Fußgänger voneinander getrennt werden. In spätestens drei Jahren, sagt Bürgermeister Scherer, soll alles fertig sein.

Damit nicht genug: Meersburg liegt zum einen unten am See, zum anderen rund 40 Meter höher mit der Oberstadt. Derzeit schlängeln sich Autos, Lkw und Busse über eine Serpentinenstraße von unten nach oben und umgekehrt. Dazwischen sind die Radfahrer. Eine gefährliche Situation, die ebenfalls durch eine Baumaßnahme entschärft werden soll.

"Geisterradler"-Kampagne in Friedrichshafen

"Eine gute Sache", findet auch Bernhard Glatthaar vom ADFC. Doch eigentlich komme die Maßnahme viel zu spät. Ebenso in anderen Bereichen am See. Um den "Wildwuchs" an Radlern etwas einzudämmen, hat sich die Stadt Friedrichshafen etwas Besonderes einfallen lassen: Vor kurzem wurden an einigen Abschnitten sogenannte Geisterradler-Piktogramme auf die Radwege gepinselt.

Sie sollen Fahrradfahrer davon abhalten, die Strecke in der falschen Richtung zu benutzen. "Aktionismus", nennt das Glatthaar. Das löse das Problem nicht, da es keine "vernünftigen, attraktiven Wege" gebe.

Radwege-Vorbild Bregenz

Glatthaar verweist auf die Nachbarn in der Schweiz und in Österreich. Hier gebe es ein attraktives Angebot für alle Radler. Besonders lobt der Mann vom ADFC die Stadt Bregenz. Die habe vor kurzem den Radweg am See komplett fahrradfahrerfreundlich umgebaut. Das erhöhe sowohl die Attraktivität als auch die Sicherheit.

Sendung am Fr., 6.6.2025 6:00 Uhr, SWR Aktuell am Morgen, SWR Aktuell

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