Ein Mann mit Handy am Ohr schaut durch einen Türspion (Symbolbld). Die Polizei warnt vor Trickdieben, die immer häufiger an der Haustür klingeln.

Baden-Württemberg Falsche Dachdecker, Gärtner und Installateure: Wenn Trickdiebe an der Haustür klingeln

Stand: 06.06.2025 13:04 Uhr

Mit falschen Geschichten oder Angeboten verschaffen sich Trickdiebe Zugang zu Häusern - als Kaminfeger oder Gärtner. Nun warnt die Polizei: Die Gauner werden immer dreister.

Von Ulrike Schirmer

Unschlagbar niedrige Preise, zeitlich befristete Angebote oder einfach nur die Bitte um ein Glas Wasser - mit cleveren Tricks schaffen es immer häufiger Gauner und Ganoven in Wohnungen und Häuser. In einem aktuellen Fall gaben sich Betrüger in Eppingen (Kreis Heilbronn) als Gärtner und Putzhilfe aus. So ergaunerten sie wertvollen Schmuck. Jetzt berichtet die Polizei von weiteren kuriosen Fällen aus der Region und warnt vor einer raffiniert verpackten Masche.

Filmreife Szenen an der Haustür: Polizei sucht Trickdiebe und Zeugen

Der Fall aus dem Eppinger Stadtteil Mühlbach klingt beinahe filmreif: Ein Mann klingelt bei einem Ehepaar, bietet Gartenarbeit an. Wenig später steht eine Frau vor der Tür, mit dem freundlichen Angebot, im Haushalt zu helfen. Beides lehnt das Paar allerdings ab. Tage später trifft der Mann den "Gärtner" aber plötzlich im Haus an. Angeblich wollte er noch etwas fragen. Erst zwei Wochen später bemerkt das Paar, dass ihnen Schmuck im Wert von mehreren tausend Euro fehlt.

Die Polizei geht von einem professionellen Diebes-Duo aus, das sich durch die Masche gezielt Zutritt zum Haus verschaffte. Nun suchen die Ermittler nach Zeugen, die Ähnliches erlebt haben - und warnen zugleich: Solche oder ähnliche Fälle häufen sich.

Mit System und viel Fantasie: Trickbetrüger in Heilbronn-Franken

Denn der Fall in Eppingen-Mühlbach ist kein Einzelfall. In den vergangenen Monaten waren in der Region Heilbronn-Franken immer wieder Trickbetrüger unterwegs, die mit erfundenen Rollen das Vertrauen ihrer Opfer erschleichen wollten: mal als Handwerker, mal als Mitarbeiter eines Pflegedienstes.

Laut Polizei gaben sich Kriminelle erst im April in Bad Rappenau (Kreis Heilbronn) als Notfall-Handwerker aus. Angeblich war ein Wasserrohr in der Nachbarschaft gebrochen und sie müssten dringend im Keller nachsehen.

Wenige Wochen später behaupteten Unbekannte in Neckarsulm (ebenfalls Kreis Heilbronn), den Kamin sanieren zu müssen - ebenfalls frei erfunden. Doch nicht alle Täter sind Handwerker im Tarnanzug: In Heilbronn wollten Trickbetrüger im März eine Unterschrift für eine vermeintlich wohltätige Aktion sammeln. Ziel ist es stets, in die Wohnung zu gelangen, möglichst unbemerkt Wertsachen zu entwenden und wieder zu verschwinden, bevor etwas auffällt.

Alte Masche, aber immer wieder neue Rollen - Betrüger sind kreativ

Die Kreativität der Täterinnen und Täter kenne kaum Grenzen, so die Polizei. Schon in der Vergangenheit gaben sich Kriminelle als Feuerwehrleute, Pflegedienstmitarbeiter oder Vertreter der Wasserwerke aus. Nicht immer waren sie erfolgreich. Manche wurden gestört, andere flohen ohne Beute, heißt es vom Heilbronner Polizeipräsidium. In vielen Fällen allerdings bleibe ein Schaden zurück, materiell oder auch emotional.

Die Polizei rät deshalb, bei unangemeldeten und fremden Besucherinnen und Besuchern misstrauisch zu sein.

So schützen Sie sich vor Trickdieben - das rät die Polizei:
  • Erst schauen, dann öffnen: Nutzen Sie Türspion oder Fenster - und öffnen Sie nur mit vorgelegtem Sperrriegel.
  • Keine Fremden reinlassen: Nur wer sich ausweisen kann und angekündigt ist, darf rein. Im Zweifel lieber später mit Begleitung empfangen.
  • Energisch reagieren: Laut sprechen, Hilfe rufen - zudringliche Besucher nicht dulden.
  • Nachbarschaft hilft: Verabreden Sie gegenseitige Hilfe bei verdächtigen Besuchern.
  • Amtspersonen prüfen: Immer Dienstausweis zeigen lassen und bei der Behörde zurückrufen - Nummer selbst raussuchen!
  • Vorsicht bei "Kontrolleuren": Polizei, Banken oder Behörden schicken keine Geldprüfer oder Bargeldabholer.
  • Nur echte Handwerker reinlassen: Handwerker nur ins Haus lassen, wenn Sie sie selbst bestellt oder angekündigt bekommen haben.
  • Nichts für andere annehmen, wenn Geld verlangt wird: Keine Pakete für Nachbarn ohne klare Absprache übernehmen; erst recht keine Nachnahmesendungen oder Lieferungen gegen Zahlung.
  • Nichts unterschreiben: Nicht für angebliche Geschenke oder dubiose Formulare unterschreiben.
  • Immer selbst anrufen: Rückrufe nur über selbst recherchierte Nummern tätigen - nie über Nummern, die Ihnen genannt werden.

Und im Zweifel lieber einmal zu viel die Polizei rufen, gerade dann, wenn einem etwas seltsam vorkommt.

Sendung am Di., 3.6.2025 10:00 Uhr, SWR4 am Vormittag, SWR4

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