
Baden-Württemberg Figur des "Mohrenkönig" feiert Comeback: Debatte um Blackfacing beim Wurmlinger Pfingstritt
Auf dem traditionellen Pfingstritt in Wurmlingen am Pfingstmontag soll wieder die Figur des "Mohrenkönig" zu sehen sein - mit schwarz angemaltem Gesicht. Das sorgt für Diskussionen.
Die Figur "Mohrenkönig" mit schwarz angemaltem Gesicht wird auf dem Pfingstritt in Rottenburg-Wurmlingen (Kreis Tübingen) in diesem Jahr wieder zu sehen sein. Das ist die Entscheidung des Organistationsteams gemeinsam mit dem Ortschaftsrat von Wurmlingen. Die vorigen Organisatoren hatten die Figur abgeändert, mit anderem Namen und ohne das sogenannte Blackfacing, also dem Gesicht schwarz anmalen. Dass die Figur nun wieder im Stil der Tradition auftreten soll, finden einige gut, andere kritisieren es:
Bei der SWR-Umfrage auf den Straßen Wurmlingens wollten zwei Personen, die das Verhalten der Organisatoren kritisieren, nichts ins Mikrofon sagen. Sie hatten den Eindruck, ihre Meinung nicht öffentlich sagen zu können, weil sie dafür verurteilt werden würden.
Ortsvorsteher und Organisatoren sehen keinen Rassismus
Ein paar Menschen gibt es trotzdem, die ihre Kritik laut äußern, direkt bei den Verantwortlichen oder in den Sozialen Medien. Der Ortsvorsteher von Wurmlingen, Michael Elmenthaler (Unabhängige Wählervereinigung Wurmlingen), weist die Vorwürfe des Rassismus zurück: "Der Vorwurf trifft sicher auf viele Darstellungen von dunkelhäutigen Menschen im Zusammenhang mit Sklaverei zu. (...) Das bringen wir aber nicht mit dem Mohrenkönig in Verbindung." Dieser verkörpere eine starke Person, so Elmenthaler. Er würde Vielfalt darstellen und von allen Beteiligten geschätzt.
Dem schließt sich auch das Organisatorenteam an. Der "Mohrenkönig" erinnere daran, dass unsere Gemeinschaft bunt ist und stehe dafür, "dass jede und jeder von uns einen wertvollen Beitrag leistet, ganz gleich, woher wir kommen oder wie wir aussehen."
Oberbürgermeister Neher: "an den Haaren herbei gezogen"
Rottenburgs Oberbürgermeister und Schirmherr des Pfingstritts, Stephan Neher (CDU), findet das eine Scheindebatte. Man solle sich lieber auf die konzentrieren, die wirklich fremdenfeindlich sind.
Beim Pfingstritt vor zwei Jahren hatte das Organisationsteam entschieden, die umstrittene Figur umzubenennen und auf das Anmalen des Gesichts zu verzichten. Das wurde damals demokratisch beschlossen. Der damalige Vorstand möchte sich aber nicht an der aktuellen Diskussion beteiligen.
Wenn es nichts Wichtigeres zu diskutieren gibt, scheint es der Gesellschaft gut zu gehen. Stephan Neher, OB Rottenburg am Neckar
Pfingstritt: Ein Fest voller Traditionen
Der Wurmlinger Pfingstritt findet alle zwei Jahre statt. Organisiert wird er von jungen engagierten Menschen, die sich freiwillig melden. Alle zwei Jahre ist ein anderer Jahrgang dran, dieses Mal der Jahrgang 2005/2006. In diesem Jahr sind von 13 Personen aus dem Organisationsteam drei Frauen dabei. Sie planen die Veranstaltung zwei Jahre lang, sammeln Gelder und organisieren Pferde für den Ritt. Die Frauen dürfen traditionell nicht reiten. Alle Pfingstreiter haben eigene Rollen, die traditionell festgeschrieben sind. Am Pfingstmontag treten sie gegeneinander an: Auf Pferden reitend versuchen sie, einen Maibaum aus einer Halterung zu ziehen. Wer es schafft, hat gewonnen.
Sendung am Mi., 4.6.2025 7:30 Uhr, SWR4 BW Studio Tübingen - Regionalnachrichten