
Baden-Württemberg Anwohner von EuroAirport Basel-Mulhouse: Größere Mengen PFAS im Blut nachgewiesen
Anwohner des EuroAirports Basel-Mulhouse haben über Jahre Schadstoff belastetes Trinkwasser getrunken. Die sogenannten PFAS-Chemikalien fand man jetzt auch in hoher Konzentration in ihrem Blut.
Rund um den EuroAirport Basel-Mulhouse ist das Trinkwasser mit dem gesundheitsschädlichen PFAS - auch bekannt als PFC - belastet. Rund 60.000 Anwohner sollen betroffen sein. Eine Studie hat die Chemikalie jetzt zusätzlich im Blut von einem Dutzend Anwohnern nachgewiesen. Sie leben nur einen Steinwurf entfernt vom deutschen Weil am Rhein (Kreis Lörrach) und Basel.
PFAS gilt als gesundheitsgefährdend
Franck Bezza lebt in Saint-Louis (Elsass) in der Nähe des EuroAirports Basel-Mulhouse. Ihn beschleiche jedes Mal ein mulmiges Gefühl, wenn er einen Schluck aus dem Wasserhahn trinke, sagt er. Denn das Wasser belastet seinen Körper mit PFAS. Diese Mikropartikel können nämlich neurologische Beschwerden verursachen, die Schilddrüse schädigen oder sogar krebserregend sein. "Ich werde mir ein zusätzliches Filtersystem anschaffen, um die PFAS im Wasser möglicherweise reduzieren zu können", so Bezza.
Löschschaum soll Ursache für hohe PFAS-Werte sein
Frühere Tests belegen, dass PFAS seit mindestens einem Jahrzehnt nahezu im gesamten Grundwasser des Elsass vorhanden sind. Saint-Louis und seine Umgebung zählen zu den am stärksten mit PFAS belasteten Wassernetzen in Frankreich. Die PFAS-Konzentration übersteigt hier den festgelegten Grenzwert um das Vierfache. Was könnte die Ursache dafür sein?
Für Bruno Wollenschneider, Präsident des "Vereins zur Verteidigung der Anrainer des Euroairport Basel-Mulhouse" (ADRA), steht fest: Die Ursache liegt beim EuroAirport Basel-Mulhouse. ADRA habe herausgefunden, dass Flughäfen offiziell als Verursacher einer PFAS-Verschmutzung gelten, weil sie Feuerlöschschaum benutzen. Es sei - so die ADRA - bekannt, dass Feuerlöschschäume die Böden dort verschmutzen würden, wo sie verwendet werden. Und auch der EuroAirport Basel-Mulhouse habe über Jahrzehnte hinweg bei Übungen Feuerlöschschaum eingesetzt.

Das Problem wurde in den vergangenen Jahre auch an anderen Flughäfen bekannt. So fand man größere Mengen PFAS auch im Trinkwasser in der Nähe des ehemaligen Militär-Flughafen Zweibrücken im Westen der Pfalz. Hier liegen einige Einsiedlerhöfe, die ihre eigenen Trinkwasserbrunnen betreiben. Behörden und Umweltschützer konnten dort rekonstruieren, dass rund um den Flugplatz an drei Stellen Löschschäume mit Chemikalien der PFAS-Gruppe verwendet worden waren.
Nähe EuroAirport: Viele PFAS auch im Blut von Anwohnern nachgewiesen
Im März veröffentlichte ADRA die Studie, die hohe PFAS-Werte im Blut von Anwohnerinnen und Anwohnern des EuroAirports Basel-Mulhouse nachwies. Unter den insgesamt zehn getesteten Personen befand sich auch Franck Bezza. Die Bluttestergebnisse zeigten PFAS-Konzentrationen von bis zu 20 Mikrogramm pro Liter Blut oder sogar mehr. Der Grenzwert liegt laut der Human Biomonitoring-Initiative der EU jedoch bei fünf Mikrogramm pro Liter. Der Verein hofft, mit dieser Blutanalysestudie die Behörden, die laut der Vereinigung weitgehend untätig sind, zu einer Reaktion zu bewegen.
Die Ergebnisse sind für Bruno Wollenschneider jedoch keine wirkliche Überraschung. "Seit Januar 2024 wissen wir offiziell, dass das Wasser aus der Leitung von Saint-Louis stark mit PFAS belastet ist. Rund 60.000 Menschen sind von dieser Verschmutzung betroffen, was sichere Auswirkungen und Konsequenzen für unsere Gesundheit mit sich bringt", sagte er gegenüber France3 Alsace.
Trinkwasser in Deutschland soll nicht betroffen sein
Laut der ADRA habe der hohe PFAS-Wert im Grundwasser keine Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung in Deutschland und der Schweiz. Anders sei das aber bei Lebensmitteln aus Saint-Louis und Umgebung. So solle man Fisch aus den Baggerseen um Saint-Louis vermeiden und Gemüse, das mit Leitungswasser gegossen worden ist.
Eine öffentliche Stellungnahme zum belasteten Trinkwasser gibt es derzeit nicht. Jedoch soll es bis Ende April einen neuen Wasserversorger für Saint-Louis und Umgebung geben. Der neue Betreiber wird ein Filtersystem für PFAS installieren müssen. Bleibt die Frage, wer das bezahlen wird, der Verbraucher oder der Verursacher.
Starke PFAS-Belastung bei Rastatt
PFAS beschäftigt seit Jahren auch die Region um Rastatt. Hier soll die Vergiftung des Grundwassers mit PFAS auf Kompost zurückgehen. Dieser soll mit Schlamm aus der Papierherstellung versetzt über mehrere Jahre hinweg auf den Feldern als Dünger verteilt worden sein.
Über das belastete Trinkwasser rund um den EuroAirport berichtete die Sendung "Dreiland Aktuell" am 12.04.2025, 18 Uhr, in SWR Aktuell Baden-Württemberg.
Sendung am Sa., 12.4.2025 18:00 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW