Der 37-Jährige aus Malterdingen (Kreis Emmendingen) wird seit Mitte Februar vermisst. Seine Schwester sucht weiterhin nach ihm.

Baden-Württemberg 37-Jähriger aus Malterdingen vermisst: Wie seine Schwester verzweifelt kämpft und sucht

Stand: 07.04.2025 18:08 Uhr

Es bestimmt ihr Leben: die Ungewissheit, die Frage nach dem Warum. Seit Mitte Februar wird Nadines Bruder aus Malterdingen vermisst. Seither hat sie alles getan, um ihn zu finden.

Frank F. aus Malterdingen (Kreis Emmendingen) ist seit dem 23. Februar verschwunden. Freunde haben jetzt einen Spendenaufruf gestartet.

"Ich lebe noch, schon allein das wundert mich", sagt Nadine. Der Schmerz sei am Anfang so groß gewesen. "Ich dachte, ich überlebe das nicht", erzählt sie. Die ersten drei Wochen sei sie im "Zombie-Modus" gewesen. Ihr Gehirn habe "nicht funktioniert". Jetzt halte sie sich über Wasser - mache, was möglich ist. Ohne ihre Freunde - auch die von ihrem Bruder - sei das alles gar nicht möglich und auch nicht auszuhalten, sagt sie. An die Öffentlichkeit geht Nadine, weil sie möchte, dass ihr Bruder nicht vergessen wird.

Seit mehr als sechs Wochen wird Nadines Bruder vermisst. An jenem Abend hatte er sich mit Freunden getroffen. Gegen 22 Uhr machte er sich auf den etwa sechs Kilometer langen Heimweg, kam dort aber nie an.

Die Landschaft bei Kenzingen (Kreis Emmendingen). Ein 37-Jähriger aus Malterdingen wird seit Mitte Februar vermisst.

Seit etwa eineinhalb Monaten ist Frank F. aus Malterdingen verschwunden. Seine Schwester sucht weiterhin nach ihm.

Ganz Malterdingen hilft mit

Seither versucht Nadine alles, um ihren Bruder zu finden. "Ich mache, was geht." Etliche Suchaktionen im Gelände zum Beispiel. Außerdem hat sie Flyer verteilt mit Infos über ihren Bruder, welche Gegenstände er beispielsweise am Tag seines Verschwindens bei sich hatte. Und dabei ist sie nicht allein: Die Betroffenheit und Hilfsbereitschaft im Dorf ist groß. Die Familie und vor allem Frank sind bekannt in Malterdingen. Um die 100 Freiwillige suchten bei einer gemeinsamen Aktion nach dem Vermissten. Darüber freut sich die Familie natürlich. Doch es gibt auch eine Kehrseite.

"Alle fragen ständig, ob es etwas Neues gibt", erzählt Nadine. Irgendwann wurde ihr das zu viel. Sie habe sich zurückgezogen, sagt sie. "Ich gehe nicht mehr ins Dorf, das ist zu belastend für mich." Nadine wohnt etwa 200 Meter vom Haus ihres Bruders entfernt. Täglich schaut sie dort nach dem Rechten, holt die Post aus dem Briefkasten. Selbst diese kurze Strecke fährt sie mit dem Auto, "weil ich nicht durchs Dorf laufen will."

Freunde bitten um Spenden

Jetzt sammeln Freunde der Familie Spenden. Geld, um die ganzen Kosten zu begleichen und um Franks Besitz wahren zu können. Der 37-Jährige hat allein ein Haus gemietet. Der Vermieter habe zwar die Grundmiete für ein halbes Jahr erlassen, doch Strom, Handyvertrag und Co. laufen weiter, sagt Nadine.

Familie und Bekannte wollen das alles so lange wie möglich aufrechterhalten. "Ich versuche alles für ihn zu regeln, dass, wenn er wieder kommt, er ein geordnetes Leben führen kann. Deswegen bezahle ich seine Rechnungen", sagt Nadine. Seit Sonntag ist das Spendenkonto eröffnet. Etwa einen Tag später (Montagnachmittag) sind fast 1.800 Euro zusammengekommen.

Polizei geht noch den Hinweisen nach

Währenddessen ermittelt die Polizei weiter. Die Suche im Gelände rund um Malterdingen ist nach umfangreichen Aktionen vorerst abgeschlossen. Die dafür eingerichtete Ermittlungsgruppe wurde deshalb wieder aufgelöst. Zuständig ist jetzt das Kriminalkommissariat in Emmendingen. Die Ermittler fokussieren sich jetzt auf die sogenannten Verkehrsdaten, erklärt ein Polizeisprecher. Also auf den elektronischen Fingerabdruck, den jeder Mensch im Alltag hinterlässt. Das werde jetzt alles überprüft - auch auf Hinweise über den möglichen Aufenthalt von Frank F.

Es hat Zeugenaufrufe der Polizei gegeben. Daraufhin seien Hinweise im niedrigen zweistelligen Bereich eingegangen, sagt ein Polizeisprecher. Doch es gebe auch noch Hinweise aus Befragungen der Nachbarschaft, der Familie und des Freundeskreises. Auch diese würden ausgewertet. Doch bisher seien die Hinweise noch nicht so bahnbrechend gewesen, sodass die Polizei weiterhin in alle Richtungen ermittle, so ein Sprecher. Bisher ist laut Polizei noch jede Theorie möglich.

Die quälende Frage: Was ist passiert?

Auch Nadine denkt in alle Richtungen. Was, wenn er gefunden wird? Was, wenn er nicht gefunden wird? "Ich versuche, alle Möglichkeiten zu durchdenken und mich darauf vorzubereiten", sagt sie. Ihre Gedanken kommen kaum zur Ruhe - drehen sich ständig um die Frage, was passiert sein könnte. Dass ihr Bruder abgehauen ist, glaube sie nicht. "Jeder, der ihn kennt, sagt: Niemals ist er abgehauen", erzählt Nadine.

Seine Welt habe sich um Malterdingen gedreht. Frank sei gerne zu Hause bei seinen Freunden und seiner Familie gewesen. Er hat dieses "schöne Häuschen" mit selbstgebautem Pool - "es ist ein absoluter Traum hier", sagt seine Schwester. Deswegen sei er auch nicht während seines Urlaubs verreist.

Doch was ist passiert? Diese Frage scheint Nadine zu quälen. "Das Hirn sucht sich immer neue Erklärungen. Das kommt von ganz allein, da kann man gar nichts dagegen machen", sagt sie. Die Hoffnung hat sie noch nicht aufgegeben, dass ihr Bruder zurückkommt.

Sendung am Di., 8.4.2025 6:30 Uhr, SWR4 BW Studio Südbaden