Wolodymyr Selenskyj

Waffenruhe im Ukraine-Krieg Selenskyj für 30 Tage statt 30 Stunden

Stand: 19.04.2025 22:12 Uhr

Kremlchef Putin hat überraschend eine Waffenruhe von 30 Stunden über Ostern vorgeschlagen. Der ukrainische Präsident Selenskyj reagierte verhalten - und machte einen Gegenvorschlag: Er plädiert für 30 Tage - das biete eine Chance auf Frieden.

Nach dem überraschenden Vorstoß Russlands, über Ostern eine Waffenruhe abzuhalten, hat nun auch die Ukraine ausführlich reagiert. Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte: "Wenn Russland nun plötzlich bereit ist, sich wirklich auf ein Format des vollständigen und bedingungslosen Schweigens (der Waffen) einzulassen, wird die Ukraine entsprechend handeln - und damit Russlands Handlungen widerspiegeln", schrieb Selenskyj im Onlinedienst X.

Er schlug zudem vor, die zuvor von Russlands Präsident Wladimir Putin verkündete Waffenruhe "über den Ostertag des 20. April hinaus zu verlängern". "Das würde Russlands wahre Absichten zeigen - denn 30 Stunden reichen zwar für Schlagzeilen, nicht aber für echte vertrauensbildende Maßnahmen", fügte der Präsident hinzu. "30 Tage würden dem Frieden eine Chance geben."

Selenskyj betonte zugleich, dass Moskau seine Waffenruhe-Ankündigung bereits gebrochen habe: "Die russischen Angriffe auf mehrere Frontabschnitte dauern an, und der russische Artilleriebeschuss hat nicht nachgelassen". Aus dem Osten und dem Süden der Ukraine meldeten die Behörden Luftalarm.

Putin hatte am Karsamstag überraschend eine Feuerpause für Ostern ausgerufen. Diese gilt demnach seit Samstag 17.00 Uhr MESZ und soll bis Sonntag 23.00 Uhr MESZ dauern. Das kündigte Putin bei einem im Fernsehen übertragenen Treffen mit dem russischen Generalstabschef Waleri Gerassimow an.

Putin kündigt kurze Oster-Waffenruhe an

tagesthemen, 19.04.2025 23:20 Uhr

Selenskyj wirft Moskau Manipulation vor

Putin begründete den Schritt mit "humanitären Gründen" und rief die Ukraine auf, in diesem Zeitraum ebenfalls die Waffen niederzulegen. "Wir gehen davon aus, dass die ukrainische Seite unserem Beispiel folgen wird. Gleichzeitig müssen unsere Truppen bereit sein, mögliche Verletzungen der Waffenruhe und Provokationen des Gegners, jede seiner aggressiven Aktionen, abzuwehren", sagte Putin demnach.

Selenskyj betonte, dass er den Worten aus Moskau nicht vertraut werde. "Wir wissen zu gut, wie Moskau manipuliert, wir sind auf alles vorbereitet." Putin hatte schon einmal, im Januar 2023, eine einseitige, anderthalbtägige Feuerpause zum orthodoxen Weihnachtsfest angeordnet. Dies war damals von Kiew als Finte ausgelegt worden, damit Moskau Zeit für Truppenverlegungen gewinnt.

Zuvor hatte Selenskyj in einer ersten Reaktion auf X geschrieben: "Was den neuen Versuch Putins betrifft, mit Menschenleben zu spielen, so erklingt gerade in vielen Teilen der Ukraine der Luftalarm." Und weiter: "Shahed-Drohnen an unserem Himmel entlarven Putins wahre Einstellung zu Ostern und zu Menschenleben."

"Man kann noch keine Waffenruhe sehen" - Judith Schacht, ARD Kiew

tagesthemen, 19.04.2025 23:20 Uhr

Reaktionen von EU und Großbritannien

Die EU reagierte ebenfalls zurückhaltend auf Putins Ankündigung und stellte ihre Unterstützung für die Ukraine klar: "Russland hat sich als Aggressor erwiesen. Wir müssen daher zunächst ein tatsächliches Ende der Aggression und klare Taten für eine dauerhafte Waffenruhe sehen", sagt die Sprecherin für auswärtige Angelegenheiten, Anitta Hipper. "Russland könnte diesen Krieg jederzeit beenden, wenn es wirklich wollte. Wir unterstützen die Ukraine weiterhin für einen langen, gerechten und umfassenden Frieden."

Großbritannien forderte Russland auf, sich zu einem vollständigen Waffenstillstand in der Ukraine zu bekennen. Es gehe um "nicht nur eine eintägige Pause", teilt das britische Außenministerium mit.

"Kein Interesse an einer richtigen Waffenruhe"- Silke Diettrich, ARD Moskau, zur Feuerpausen-Ankündigung von Putin

tagesthemen, 19.04.2025 23:20 Uhr

USA warnen vor Ende ihrer Friedensbemühungen

Die von den USA initiierten Verhandlungen über ein Ende der Kämpfe waren zuletzt kaum vorangekommen. Zum Abschluss der Ukraine-Gespräche in Paris hatte US-Außenminister Marco Rubio am Freitag vor einem möglichen Ende der Friedensbemühungen seines Landes gewarnt.

Die USA könnten ihre Bemühungen einstellen, sollte es innerhalb der nächsten Tage keine Fortschritte in den Verhandlungen über einen Frieden zwischen Russland und der von Russland angegriffenen Ukraine geben. US-Präsident Donald Trump sagte am Freitag: "Wir wollen das schnell erledigen."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 20. April 2025 um 23:20 Uhr.