Der Leichnam von Papst Franziskus liegt aufgebahrt im Petersdom. Gläubige stehen Schlange, um Abschied zu nehmen.

Aufbahrung im Petersdom 100.000 Gläubige wollen Abschied vom Papst nehmen

Stand: 23.04.2025 17:06 Uhr

Der Andrang ist riesig: Mehr als 100.000 Menschen haben sich vor dem Petersdom in Rom versammelt, um am offenen Sarg Abschied von Papst Franziskus zu nehmen. Dafür nehmen sie stundenlange Wartezeiten in Kauf.

Im Petersdom in Rom haben bereits in den ersten Stunden nach der öffentlichen Aufbahrung zehntausende Menschen von Papst Franziskus Abschied genommen. Die ersten Gläubigen versammelten sich schon in den frühen Morgenstunden vor der riesigen Kirche. Als sich die Türen öffneten, drängten die Menschen am Sarg vorbei.

Mehrere Frauen knieten sich etwas seitlich auf den harten Marmorboden. Eine von ihnen weinte und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Währenddessen strömten immer mehr Menschen an Franziskus' Leichnam vorbei. Dutzende von ihnen filmten und fotografierten mit ihren Handys diesen für sie so bewegenden Moment. Vor dem Petersdom bildete sich schnell eine lange Schlange. Laut Schätzung der Behörden warteten rund 100.000 Menschen vor der Basilika. Die Wartezeit wurde zwischenzeitlich auf acht Stunden geschätzt.

Bis Freitagabend haben Gläubige nun die Möglichkeit, den am Ostermontag im Alter von 88 Jahren verstorbenen "Heiligen Vater" noch einmal zu sehen und Abschied zu nehmen.

Der Sarg mit dem Leichnam von Papst Franziskus wird zum Petersdom in Rom getragen.

Kardinäle begleiten den Leichnam von Franziskus auf dem Weg in den Petersdom.

Feierliche Prozession zum Petersdom

Die feierliche Prozession zur Überführung des Leichnams begann kurz nach 9 Uhr. Der tote Pontifex wurde im offenen Sarg aus der Kapelle von Franziskus' Residenz Casa Santa Marta in Begleitung einer Ehrengarde von acht Wachmännern der Schweizergarde in die Kirche getragen. An der Prozession nahmen auch zahlreiche Kardinäle teil. Dazu läutete die größte Glocke des Petersdoms das Trauergeläut. Als der Sarg auf den Platz getragen wurde, brandete Applaus auf.

Zuvor hatten Kardinäle in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses, in dem Franziskus lebte, die Zeremonie zur Überführung des Leichnams abgehalten. Geleitet wurde diese von Kardinal Kevin Farrell, der bis zur Wahl des neuen Papstes der Verwaltung des Vatikans vorsteht.

Papst Franziskus sterbliche Überreste im Petersdom aufgebahrt

Ina Schwandner, ARD Rom, tagesschau, 23.04.2025 15:00 Uhr

Petersdom länger für Gläubige geöffnet

Die Türen des Petersdoms sollten eigentlich bis Mitternacht geöffnet bleiben. Da der Andrang so groß ist, schließt der Vatikan es nicht aus, den Petersdom länger als eigentlich angekündigt geöffnet zu lassen. Insbesondere am späteren Nachmittag und Abend werden noch mehr Menschen erwartet. Am Donnerstag soll der Petersdom ebenfalls von 7 Uhr bis Mitternacht geöffnet sein, am Freitag von 7 Uhr bis 19 Uhr.

Der Eintritt ist - wie gewöhnlich - frei. Die Kuppel des Petersdoms, von der man einen Blick auf ganz Rom hat, bleibt in dieser Woche geschlossen. Sie öffnet erst wieder am Sonntag, einen Tag nach der Beisetzung von Papst Franziskus.

"Es wird einfach immer mehr", Martin Zöller, BR, zur Petersdom-Prozession und mit einem Ausblick auf die Beerdigung des Papstes

tagesschau, 23.04.2025 12:00 Uhr

Leichnam für Aufbahrung vorbereitet

Im Petersdom wurde Papst Franziskus' Leichnam - anders als bei seinen Vorgängern - nicht auf einem Katafalk aufgebahrt. Das Kirchenoberhaupt hatte in seinem Testament ein schlichteres Verfahren verfügt. Der verstorbene Pontifex liegt in einem einfachen Holzsarg ohne den päpstlichen Bischofsstab als Herrschaftssymbol neben dem Sarg. 

Am Morgen wurde am Leichnam des Papstes einbalsamiert. "Das umfasst die Injektion einer Konservierungsflüssigkeit in das Kreislaufsystem, gefolgt von einer Schönheitsbehandlung des Gesichts und der Hände", sagte der Gründer des Italienischen Nationalinstituts für Thanatopraxie, Andrea Fantozzi, der Nachrichtenagentur AFP. So solle die natürliche Verwesung etwas verlangsamt werden, um die Aufbahrung im Petersdom zu ermöglichen. Das Verfahren müsse innerhalb von 36 Stunden nach dem Tod angewandt werden und dauere mehrere Stunden. Durch die Injektion der chemischen Flüssigkeit erscheint der Verstorbene laut Fantozzi ruhiger und natürlicher. Der Effekt hält bis zu zehn Tage lang an.

Beisetzung am Samstag

Am Samstag soll Papst Franziskus beigesetzt werden. Am Vormittag soll auf dem Petersplatz in Rom eine Trauermesse abgehalten werden, geleitet von Giovanni Battista Re, dem Dekan des Kardinalskollegiums.

Den Ort seiner letzten Ruhestätte hatte Franziskus ebenfalls testamentarisch selbst bestimmt. Er wird nicht wie viele Päpste vor ihm in der Krypta unter dem Petersdom beigesetzt, sondern in der Basilika Santa Maria Maggiore. Auf seinem Grab soll nur sein Name in schlichter lateinischer Inschrift stehen: "Franciscus". In der Basilika gibt es bereits Gräber früherer Päpste. Der letzte Pontifex wurde hier vor mehr als 350 Jahren beigesetzt.

In Rom laufen die Vorbereitungen rund um die Trauerfeierlichkeiten und die Beisetzung, Sicherheitsvorkehrungen werden deutlich verschärft. Zu der Beisetzung werden Staatsgäste aus aller Welt erwartet. Auch US-Präsident Donald Trump hat sich angekündigt. Aus Deutschland kommen vermutlich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz. Ebenso will die Chefin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, an den Trauerfeierlichkeiten teilnehmen. Auch der französische Staatschef Emmanuel Macron und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wollen zur Beisetzung nach Rom reisen.

Konklave beginnt voraussichtlich im Mai

Das Konklave, bei welchem ein neuer Papst gewählt wird, soll voraussichtlich im Mai stattfinden. Wahlberechtigt sind nach aktuellen Stand 135 Kardinäle aus aller Welt unter 80 Jahren. Anreisen werden krankheitsbedingt aber nur 133 Kardinäle, meldete das Nachrichtenportal Vatikan News. Dazu gehören auch drei Deutsche: Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising, Rainer-Maria Kardinal Woelki, Erzbischof von Köln, und Gerhard Ludwig Kardinal Müller, früherer Leiter der vatikanischen Glaubensbehörde. Die Kardinäle wurden bereits vom Dekan des Kardinalskollegiums, Battista Re, nach Rom einberufen.

Das Konklave mit seinen streng geheimen Wahlgängen kann nach wenigen Stunden vorbei sein, aber auch Tage dauern: Ein Zeitlimit gibt es nicht. Zur Wahl benötigt der neue Pontifex eine Zweidrittelmehrheit. Wenn er gewählt ist, steigt aus einem Schornstein weißer Rauch auf.

"Unglaubliche Anziehungskraft", Tilmann Kleinjung, ARD Rom, zur Sarg-Überführung von Papst Franziskus

tagesschau, 23.04.2025 20:00 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 23. April 2025 um 15:00 Uhr.