Gläubige gedenken Papst Franziskus in einem Gottesdienst in einer Kirche in Buenos Aires

Argentinien nach dem Tod von Franziskus "Es ist sehr traurig, aber er hat viel bewirkt"

Stand: 22.04.2025 10:41 Uhr

In Argentinien, der Heimat von Franziskus, ist die Trauer über den Tod des Papstes groß. Dort wurde er besonders von der armen Bevölkerung geschätzt. Als Erzbischof von Buenos Aires pflegte er den direkten Kontakt mit den Menschen.

Im Armenvietel Villa 21-24 von Buenos Aires kannten sie ihn als Padre Jorge, als einfachen Priester, der im Linienbus angefahren kam, die zerschlissene lederne Aktentasche unterm Arm, der hier zwischen einfachen Ziegelhäusern, durchhängenden Stromleitungen und engen Gassen, Mate-Tee mit ihnen trank.

"Wir sind sehr traurig und sehr bewegt", erzählt Padre Toto. "Ich musste weinen, als ich die Nachricht hörte. Wir haben hier auf Erden jemanden Großen verloren, der uns geprägt hat, der uns verändert hat. Er brachte die Kirche näher zu den Menschen, zu den Armen, aber er überzeugte auch globale Führungspersönlichkeiten davon, dass in der Kirche Platz für alle sein muss. Vom Himmel aus, wird er uns weiter den Weg zeigen, aber heute ist ein trauriger Tag."

Als Erzbischof in den Armenvierteln unterwegs

Es sind "Curas Villeros", Armenpriester wie Padre Toto aus Buenos Aires, die Papst Franziskus vor Augen hatte, wenn er sich eine arme Kirche wünschte, die sich um die Ausgegrenzten und Besitzlosen kümmert. Im Barrio, im Armenviertel, engagierte er sich Seite an Seite mit Müttern wie Mirna Florentin für ein Leben in Würde an den Rändern der Stadt - auch dort, wo Gewalt und Drogenkriminalität den Alltag prägten.

Als Erzbischof von Buenos Aires zog sich Jorge Mario Bergoglio, wie Franziskus mit bürgerlichem Namen hieß, nicht auf die Kanzel zurück. Er ging auf die Straße, legte sich mit Mafia und Mächtigen an, und wusch den Jungs von der Straße die Füße.

Auch deswegen kommen an diesem Dienstag so viele Menschen im Viertel für ihn zusammen. Papst Franziskus war einer von ihnen, sagt Mirna Florentin. "Er betrat die bescheidensten Häuser und segnete uns alle, besonders die Ärmsten und Demütigsten. Das lehrte uns, dass wir immer an der Seite der Ärmsten und Bescheidensten sein müssen."

Xenia Böttcher, ARD Rio de Janeiro, zu den Reaktionen aus Argentinien auf den Tod von Papst Fraziskus

Morgenmagazin, 22.04.2025 05:30 Uhr

"Er war einer, der Brücken baute"

Am Abend: Trauermessen in der ganzen Stadt, mit Kerzen, mit Blumen, mit Tränen. Auch in Flores, einem Mittelstandsviertel, in dem Franziskus geboren wurde und aufwuchs - als Kind italienischer Einwanderer, zwischen Pizza, Fußball und Tango.

Hunderte sind gekommen, drängen sich vor der Kathedrale bis auf die Straße. Darunter Marcelo Javier Alejandro: Ja, es habe auch Seiten am Papst gegeben, die ihm nicht gefallen hätten, aber darüber wolle er heute nicht sprechen. "In dieser Welt, die völlig aus den Fugen geraten ist, gibt es nur noch wenig Personen, die Frieden predigen, die Gutes tun", erzählt er. "Was weiß ich, ob die USA und China sich morgen den Krieg erklären. Deswegen tut es so weh, dass einer wie er nun diese Erde verlässt. Er war einer, der Brücken baute, zwischen Menschen, zwischen Religionen - das ist außergewöhnlich. Deswegen bin ich hier."

Franziskus kehrte nie nach Argentinien zurück

Dass Franziskus als Papst nie in seine Heimat zurückkehrte, das bleibt vielen auch an diesem Abend unverständlich. Wollte er seinen Besuch, in einem politisch so polarisierten Land wie Argentinien, nicht als ideologisches Statement interpretiert wissen? Fand er einfach keinen Raum in einer so ausgebuchten Agenda? Auch in zwölf Jahren nicht?

Er hat ein Stück Argentinien in die Welt getragen, sagt dagegen Mirna Florentin aus dem Armeviertel Villa 21-24. Nun liege es an den Menschen, sein Erbe weiter zu leben. "Es ist sehr traurig, aber gleichzeitig hat er viel bewirkt. Er hat viele Herzen berührt, viele Menschen, die hinausgehen und die Botschaft von Papst Franziskus lesen werden. Und hoffentlich wird sie in Taten umgesetzt - hoffentlich werden auch unsere zukünftigen Führer seinem Weg, seiner Predigt und seinem Auftrag folgen."

Große Trauer in Argentinien nach dem Tod von Papst Franziskus

Xenia Böttcher, ARD Rio de Janeiro, tagesschau, 22.04.2025 12:00 Uhr

Auch Argentiniens Präsident Javier Milei fand zum Abschied versöhnliche Worte. Sein Verhältnis zum Papst galt als angespannt, weil dieser seine Spar- und Kürzungspolitik harsch kritisiert hatte. Milei wiederum hatte Franziskus als Böses auf Erden beschimpft, das den Kommunismus vorantreibe. In Sozialen Medien betonte der Staatschef nun versöhnlich "trotz der Differenzen, die heute geringfügig erscheinen", die "Güte und Weisheit" des Verstorbenen. Er verhängte sieben Tage Staatstrauer und kündigte an, zur Beerdigung nach Rom zu reisen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 22. April 2025 um 08:26 Uhr.