Kerzen und Blumen stehen an einer Gedenkstelle.

Amoklauf an Grazer Schule Motiv des Täters weiterhin unklar

Stand: 12.06.2025 13:01 Uhr

Laut Polizei war der Amokläufer von Graz ein sehr introvertierter Mensch, der zurückgezogen lebte. Der 21-Jährige habe seine Attacke bis ins kleinste Detail geplant. Ermittelt wird noch, ob er während der Tat Kontakt zu jemandem hatte.

Zwei Tage nach dem Amoklauf in Graz mit elf Toten hat die Polizei noch keine Hinweise auf das Motiv des Täters. Das sagten Ermittlungsbeamte auf einer Pressekonferenz.

Zu den Opfern habe der Täter keine Beziehung aus seiner Schulzeit gehabt, sagte der Leiter des Landeskriminalamts Steiermark, Michael Lohnegger. Nur die getötete Lehrerin habe der Schütze gekannt. Der 21-Jährige hatte am Dienstag neun Schülerinnen und Schüler und eine Lehrerin erschossen, anschließend sich selbst. Elf Menschen verletzte er schwer.

Zunächst habe er im zweiten Stock des Gebäudes wahllos auf Menschen geschossen, sagte Lohnegger. Danach sei er in den dritten Stock der Schule gegangen und habe eine inzwischen von innen verriegelte Tür aufgeschossen. Praktisch zeitgleich mit dem Eintreffen der Polizei habe er sich selbst getötet.

Täter spielte Ego-Shooter-Spiele

Nach Auskunft der Ermittler war der Amokläufer ein sehr introvertierter Mensch gewesen, der sehr zurückgezogen gelebt habe. Zudem habe er leidenschaftlich Ego-Shooter gespielt. "Er führte ein extrem zurückgezogenes Leben und wollte nicht an Aktivitäten des normalen Lebens in der echten Welt teilnehmen, er bevorzugte, sich in die virtuelle Welt zurückzuziehen", sagte Lohnegger.

Der 21-jährige Täter sei bei dem siebenminütigen Amoklauf in seiner ehemaligen Schule mit einer halbautomatischen Pistole, einer am Schaft abgesägten Doppelflinte und einem Messer bewaffnet gewesen, teilten die Ermittler weiter mit. Die Tat sei bis ins kleinste Detail geplant gewesen.

21-Jähriger trug Headset während der Tat

Während des Angriffs auf die Schule trug der Täter laut Polizei ein Headset. Er habe allein gehandelt, ermittelt werde jedoch, ob er mit jemandem in Kontakt gestanden habe.

Bei einer Hausdurchsuchung am Wohnort des Angreifers entdeckten Ermittler auch eine Rohrbombe, die allerdings nicht funktionstüchtig war. Aus den gefundenen Dokumenten gehe hervor, dass dem 21-Jährigen die Zeit fehlte, die Bombe funktionstüchtig zu machen, sagte der LKA-Leiter. 

Debatte über Waffenrecht

Nach dem Amoklauf ordnete Österreich eine dreitägige Staatstrauer an. Die Tat entfachte eine Debatte über das relativ liberale Waffenrecht. Der Täter hatte die Pistole und das Gewehr legal erworben. Bislang haben sich Kommunisten und Grüne für eine Verschärfung ausgesprochen, die rechte FPÖ ist dagegen. 

Am Abend werden zu einem Gedenkgottesdienst im Wiener Stephansdom die Staats- und Regierungsspitzen erwartet. Auch der britische König Charles III. sprach den Angehörigen der Opfer und allen weiteren Betroffenen des Amoklaufs in Graz sein tiefes Beileid aus. Er und seine Frau, Königin Camilla, seien geschockt und zutiefst traurig, schrieb der 76-Jährige in einer Stellungnahme auf der Plattform X. Das Königspaar sende allen Österreicherinnen und Österreichern "unser tiefstes Mitgefühl in dieser äußerst schmerzlichen Zeit".

Wolfgang Vichtl, ARD Wien, tagesschau, 12.06.2025 13:46 Uhr