Mitglieder des Augustinerordens in den USA ("Augustinian Province of Our Mother of Good Counsel") sind zusammen mit Kardinal Robert F. Prevost (M), Papst Leo XIV., zu sehen.

Neuer Papst Leo XIV. Wer sind die Augustiner?

Stand: 09.05.2025 22:55 Uhr

Leo XIV. ist der erste Papst aus dem Augustinerorden. Wofür steht dieser traditionsreiche Orden, bei dem viele zunächst an Münchner Bier oder vielleicht an Martin Luther denken dürften?

Von Anna Giordano, ARD Rom

Papst Leo XIV. gehört dem Orden der Augustiner an - das ist ein Novum in der Kirchengeschichte. Denn obwohl der Augustinerorden zu den traditionsreichsten gehört, gab es bisher noch nie einen Papst, der ihm angehörte.

Dennoch erlangte ein Augustiner in der Kirchengeschichte große Bekanntheit, und zwar ausgerechnet einer, der sich mit dem Papsttum anlegte und vor allem in Deutschland großen Einfluss hatte: Martin Luther. Seine typische Augustiner-Kleidung haben viele aufgrund zahlreicher Verfilmungen auch gleich vor Augen: eine schwarzer Ordenshabit mit Kapuze und Ledergürtel.

Gebet, Armut, Gehorsam und Nächstenliebe

Die Augustiner waren zunächst lose für sich lebende Eremiten-Mönche, die sich auf den Kirchenvater Augustinus von Hippo (354-430) bezogen. Dieser hatte eine Ordensregel verfasst, die etwa das Gebet, Armut, den Gehorsam und die Nächstenliebe umfasst. Im 13. Jahrhundert führte Papst Alexander IV. die Augustiner-Mönche zu einem strukturierten Orden zusammen.

Robert Francis Prevost, der jetzige Papst Leo XIV., kam schon sehr früh mit dem Orden in Kontakt. Bereits mit 14 Jahren trat er in das Augustiner-Knabenseminar in Chicago ein, wie er vor wenigen Tagen im italienischen Fernsehen erzählte. Auch, weil er einige Bekannte gehabt habe, die ebenfalls dem Augustinerorden angehörten.

Was ihm gefallen habe, sei, dass in dem Orden das Zusammenleben eine so große Bedeutung habe. Tatsächlich gibt es innerhalb der Gemeinschaft kaum Hierarchien: Laienbrüder sind in den Versammlungen genauso stimmberechtigt wie Priester und haben Zugang zu allen Ämtern.

Der Auftrag: Gotteswort verbreiten

In seinen jüngeren Jahren sei dann auch der Wunsch gewachsen, Priester und Missionar zu werden, sagte Prevost vor seiner Wahl zum Papst. Auch das ist in gewisser Weise augustinianisch: Der Ordens-Auftrag besteht unter anderem darin, das Gotteswort durch Predigt und Schriftauslegung zu verkünden.

Die Ordensbrüder sollen nicht in Abgeschiedenheit leben. Die städtische Bildung und Seelsorge spielte für den Orden vor allem im Spätmittelalter eine große Rolle.

Die Kapelle des Augustinerklosters Santo Tomas de Villanueva in Peru

Die Kapelle des Augustinerklosters Santo Tomas de Villanueva im peruanischen Trujillo. Hier lebte Leo XIV. zwischen 1988 und 1998. Der in den USA geborene Pontifex nahm 2015 die peruanische Staatsbürgerschaft an und war mehr als 20 Jahre lang als Missionar in Peru tätig.

"Geschenk für die Kirche"

Prevost hat viele Jahre seines Lebens als Missionar und später auch als Bischof in Peru verbracht. Er hat sich dort für die Armen eingesetzt, kennt die Kultur Lateinamerikas ebenso gut wie die US-amerikanische. Auch durch seine Beherrschung verschiedener Sprachen gilt er als Vermittler zwischen Völkern und Kulturen.

Der Augustinerorden hatte seine Blütezeit im 16. Jahrhundert und war besonders im deutschen Sprachraum beliebt. Die Reformationstätigkeit Luthers und das Zeitalter Aufklärung führten aber etwa ab dem 17. Jahrhundert zur Auflösung zahlreicher Konvente. In Bayern ist der Orden vielen vor allem aufgrund des Münchner Augustiner-Bieres noch ein Begriff. Die Brauerei ist allerdings nicht mehr in kirchlichem Besitz.

Pater Ramiro Castillo (C), Obervikar der Augustiner des Nordens, und Mitbrüder betrachten Bilder von Robert Francis Prevost, der am 8. Mai 2025 Papst Leo XIV. wurde, in dem Raum, in dem der neue Papst zwischen 1988 und 1998 im Augustinerkloster Santo Tomas de Villanueva in Trujillo lebte.

Die Augustiner sind stolz auf ihren neuen Papst. Auf diesem Bild sind Pater Ramiro Castillo (M), Obervikar der Augustiner des Nordens, und Mitbrüder in dem Raum im Augustinerkloster im peruanischen Trujillozu sehen, in dem Prevost damals lebte.

Der Generalprior der weltweiten Augustiner, Alejandro Moral Antón, sieht in der Papstwahl von Prevost ein "Geschenk für die Kirche". Die Augustiner seien sehr glücklich und hofften, dass Leo XIV. ein wahrer Diener der Kirche sein werde, so Antón gegenüber Vatican News.

Er kenne Prevost persönlich: Der neue Papst sei eine ausgeglichene, spirituelle Person, die allen nahestehe.

Dieses Thema im Programm: Dieser Beitrag lief am 09. Mai 2025 um 14:10 Uhr im Inforadio.