
Neuer Papst Auf ihn warten fast übermenschliche Aufgaben
Dass der Papst sein Pontifikat mit einem Friedensgruß begonnen hat, ist ein starkes Zeichen. In einer von Krisen geschüttelten Welt wird er als Vermittler gebraucht. Auf Leo XIV. warten fast übermenschliche Aufgaben.
Diese Wahl ist eine Überraschung: Dass das Konklave einen US-Amerikaner zum Papst wählt, damit konnte nicht unbedingt gerechnet werden - und dass einmal ein Papst aus Chicago kommt. Nun lässt sich Papst Leo XIV. nicht allein auf diese Herkunft reduzieren. Er hat lange in Peru gelebt, war dort Bischof und stellvertretender Vorsitzender der peruanischen Bischofskonferenz.
Er hat bei seinem ersten Auftritt auch an dieses Kapitel in seiner Biografie erinnert - mit einem spanischen Gruß an seine Diözese in Peru. Also ein weltgewandter und weltoffener Papst, der fließend viele Sprachen spricht. Seine erste Rede auf dem Petersplatz hält er in perfektem Italienisch. Kommunikationsfähigkeit ist eine zentrale Voraussetzung für dieses Amt.
Manager-Qualitäten sind gefragt
Er ist ein Ordensmann: Augustiner - also wie sein Vorgänger - der Jesuit Franziskus, ein Christ, der es gewohnt ist, seinen Glauben in Gemeinschaft zu leben. Und schließlich, er ist ein Manager. Papst Franziskus hat ihn aus Südamerika nach Rom geholt und ihm eines der wichtigsten Ämter im Vatikan anvertraut: die Abteilung für die Bischöfe - die Personalabteilung.
Auch diese Manager-Qualitäten werden in den nächsten Jahren gefragt sein. Der Vatikan ist in schweren Finanznöten. Zuletzt betrug das Minus etwa 80 Millionen Euro im Jahr.
Auch die Namenswahl ist eine kleine Überraschung: Leo. Der letzte Papst, der diesen Namen trug, Leo XIII. hat die erste Sozialenzyklika der katholischen Kirche geschrieben. Er hat im 19. Jahrhundert die Frage der sozialen Gerechtigkeit ins Zentrum des Katholizismus gerückt. So eine Namenswahl ist programmatisch und ein Versprechen, dass auch Leo XIV. die Menschen an den Rändern im Blick hat - so wie Papst Franziskus.
Referenz an Franziskus
Die Rede, mit der sich Papst Leo der Kirche und der Welt vorgestellt hat, war eine große Referenz an seinen Vorgänger. An Franziskus, der das Leitmotiv der Barmherzigkeit vor alles andere gestellt hat - vor das Dogma, vor die Disziplin. Und Leo XIV. sagt: "Gott hat uns gern, Gott liebt alle." Da klingt es an das "alle, alle, alle" von Franziskus.
Das Wichtigste: Papst Leo hat sein Pontifikat mit einem Friedensgruß begonnen. In dieser von den großen Kriegen und den vermeintlich kleinen Konflikten zerrissenen Welt ist das ein starkes Signal. Wie dringend braucht diese Welt einen starken Anwalt für den Frieden.
Er muss Antworten auf offene Fragen finden
Und schließlich haben die Kardinäle einen Papst gewählt, der das Reformwerk seines Vorgängers vollenden muss. Franziskus hat viele Türen geöffnet, neue Ideen ins Spiel und alte Vorschläge endlich auf den Tisch gebracht. Zum Beispiel die Frage, welche Rolle Frauen in der katholischen Kirche spielen sollen. Jetzt bekleiden sie bereits Führungsämter im Vatikan, von Weiheämtern sind sie ausgeschlossen. Wie lange noch?
Oder das dunkelste Kapitel in der neueren Kirchengeschichte: Der massenhafte Missbrauch von Minderjährigen, Schutzbefohlenen. Franziskus hat die Regeln verschärft und die Strafen. Wann werden die endlich konsequent angewandt?
Diese Fragen muss der neue Papst beantworten und gleichzeitig seiner wichtigsten Aufgabe gerecht werden: Die Einheit der Kirche bewahren. Die katholische Kirche droht zu zerreißen, zwischen Süden und Norden, Reformern und Bewahrern, Männern und Frauen. Leo XIV. muss ein Papst für alle sein: eine schier übermenschliche Aufgabe.