Rote Projektile über Srinagar im indisch kontrollierten Kaschmir

Konflikt um Kaschmir-Region Indien wirft Pakistan Bruch der Waffenruhe vor

Stand: 10.05.2025 22:59 Uhr

Nur wenige Stunden nach der Verkündung einer Waffenruhe zwischen Indien und Pakistan wird von neuen Explosionen berichtet. Indien macht dem Nachbarland Vorwürfe - Pakistan weist diese zurück.

Erst tagelange Kämpfe und dann eine überraschende Waffenruhe: Im Konflikt zwischen Indien und Pakistan hat sich am Samstag eine Beruhigung der Lage angedeutet. Doch nur wenige Stunden nach der verkündeten Feuerpause gibt es wieder Berichte über neue Explosionen.

Der Staatssekretär im indischen Außenministerium, Vikram Misri, sprach auf einer Pressekonferenz von "wiederholten Verstößen" gegen die Vereinbarung beider Länder. Pakistan missachte das Abkommen. Er rief das Nachbarland auf, "geeignete Schritte" zu ergreifen, um die Verstöße zu beheben und die Situation mit "Ernsthaftigkeit und Verantwortungsbewusstsein" anzugehen. Die indischen Streitkräfte seien angewiesen, auf die Verstöße entschieden zu reagieren.

Im indisch kontrollierten Teil der Himalaya-Region Kaschmir kam es zu Explosionen. Die Luftabwehreinheiten in der Stadt Srinagar seien aktiviert worden, teilte der Regierungschef des indischen Unionsterritoriums Jammu und Kaschmir, Omar Abdullah, mit. Das sei keine Waffenruhe.

Die Zeitung India Today berichtete, dass es möglicherweise auch an anderen Stellen der westlichen Grenze einen Bruch der Feuerpause gegeben habe. Zwei eingedrungene Drohnen seien abgeschossen worden.

Widersprüchliche Angaben aus Pakistan

Pakistan hat unterdessen die indischen Berichte über einem Bruch der Waffenruhe zurückgewiesen. "Bis jetzt gibt es keine Verstöße von pakistanischer Seite", sagte Informationsminister Attalullah Tarar in einem Interview mit dem Nachrichtensender Geonews. "Dies ist eine haltlose Anschuldigung, und es sollte Vernunft herrschen", sagte er weiter.

In einer Mitteilung des Außenministeriums hieß es zudem, Pakistan setze sich weiterhin für die Umsetzung des Waffenstillstands ein.

Ein pakistanischer Minister, der für die umstrittene Region Kaschmir zuständig ist, hatte zuvor erklärt, im Grenzgebiet sei es weiter zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen.  

Trump verkündet Waffenruhe

Verkündet wurde die Waffenruhe zunächst von den USA. "Nach einer langen Nacht mit Gesprächen unter Vermittlung der USA freue ich mich, mitteilen zu können, dass Indien und Pakistan sich auf eine vollständige und sofortige Waffenruhe geeinigt haben", schrieb Präsident Donald Trump in seinem Onlinedienst Truth Social. Er gratulierte beiden Ländern dazu, "gesunden Menschenverstand und große Intelligenz" gezeigt zu haben.

Karte: Indien und Pakistan sowie die Region Kaschmir

Die beiden betroffenen Länder bestätigen die Einigung. "Pakistan und Indien haben sich auf eine sofortige Waffenruhe geeinigt", erklärte der pakistanische Außenminister Ishak Dar. Pakistan habe sich "stets für Frieden und Sicherheit in der Region eingesetzt, ohne dabei seine Souveränität und territoriale Integrität zu gefährden", fügte Dar hinzu.

Der indische Staatssekretär Misri sagte, die Leiter der militärischen Operationen beider Länder hätten miteinander gesprochen. "Es wurde vereinbart, dass beide Seiten den Beschuss und alle militärischen Aktionen zu Land, in der Luft und zur See einstellen werden." Beide Seiten hätten Anweisungen erhalten, diese Vereinbarung umzusetzen. Die ranghöchsten Militärvertreter würden am Montag erneut miteinander sprechen.

Tagelang Angriffe von beiden Seiten

Als Auslöser der jüngsten Spannungen gilt ein Terroranschlag vom 22. April im indischen Teil Kaschmirs, bei dem 26 Menschen - überwiegend indische Touristen - getötet wurden. Indien macht dafür islamistische Extremisten mit Verbindungen nach Pakistan verantwortlich. Pakistan bestreitet eine Verwicklung.

Am Mittwoch war der Konflikt dann militärisch eskaliert. Indien bombardierte mehrere Ziele in Pakistan, Islamabad antwortete mit Artilleriefeuer. Bisher wurden bei den Angriffen rund 60 Zivilisten getötet. Noch Stunden vor der Einigung hatte es neue Meldungen von Toten und Verletzten nach erneuten Angriffen gegeben.

Streit um Kaschmir-Region

Die eigentlichen Ursprünge des Konflikts zwischen den beiden Staaten reichen bis in die Kolonialzeit zurück. 1947 entließen die Briten den indischen Subkontinent in die Unabhängigkeit und teilten diesen auf. Aus der Teilung entstand neben dem überwiegend hinduistischen Indien der neue Staat Pakistan für Muslime.

Die gewaltvoll verlaufene Teilung nährt bis heute eine erbitterte Rivalität. Denn die Region Kaschmir im Himalaya ist seit der Unabhängigkeit geteilt. Beide Länder beanspruchen sie vollständig für sich und haben bereits zwei Kriege um die Kontrolle über die Bergregion geführt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 10. Mai 2025 um 15:00 Uhr.