
Wahl in Kanada Trumps Drohungen bringen Liberalen den Sieg
Das Rennen bei der Parlamentswahl in Kanada schien für die Liberalen um den neuen Premier Carney lange aussichtslos. Am Ende sorgten die US-Drohungen doch für eine Mehrheit im künftigen Parlament.
Dieses Comeback hätte sich vor wenigen Wochen noch keiner vorstellen können: Mark Carney bleibt Premierminister von Kanada - obwohl seine Liberale Partei in Umfragen Anfang Januar noch über 20 Prozentpunkte hinter den Konservativen lag.
"Wer ist bereit, mit mir für Kanada einzustehen?", fragte Carney seine Anhänger auf der Wahlparty der Liberalen in Ottawa. Der 60-Jährige hatte im Wahlkampf vor allem auf ein Thema gesetzt: Donald Trump. Dessen Annexionsdrohungen und Strafzölle führten zu einem dramatischen Meinungsumschwung in Kanada. Dies verhalf Carney und den Liberalen zum erneuten Wahlsieg.
Carney stellt Kanadier auf harte Monate ein
Mit dem ehemaligen Bankenmanager und Zentralbankchef Mark Carney haben die Kanadier einen erfahrenen Krisenmanager und Wirtschaftsexperten an die Spitze ihres Landes gewählt. Ihm trauen sie am ehesten zu, Kanadas Interessen gegenüber Trump selbstbewusst zu vertreten.
In seiner Siegesrede stellte Carney die Kanadier auf harte Monate ein, versprach jedoch, er werde in die schwierigen Verhandlungen mit Trump als Premierminister einer souveränen Nation gehen. "Präsident Trump will uns brechen, damit die USA uns besitzen können. Das wird nie und nimmer passieren!", versicherte er.
Wähler kleinerer Parteien schwenken um
Selbst Wähler, die sonst eher kleinere Parteien unterstützt haben, gaben diesmal ihre Stimme für Carney ab. Die linke NDP und der im französischsprachigen Raum Kanadas beliebte Bloc Québécois haben deshalb viele ihrer Sitze im kanadischen Unterhaus verloren.
Die konservative Opposition konnte dagegen - wie die Liberalen - Parlamentssitze dazugewinnen. Am Ende reichte es für Parteichef Pierre Poilievre trotzdem nicht zum Sieg. Sein Dilemma war, dass ihm mit dem Rückzug des früheren Premierministers Justin Trudeau der Hauptgegner abhanden kam.
Die Liberalen können zum vierten Mal in Folge die Regierung bilden. Das gab es in Kanadas Geschichte nur selten. Selbst wenn es am Ende nicht zu einer absoluten Mehrheit der Parlamentssitze reichen sollte, könnten die Liberalen eine Minderheitsregierung führen, die von der Linkspartei unterstützt wird.