
Vorgezogene Parlamentswahl Was für Kanadas Jungwähler wichtig ist
Besonders junge Kanadierinnen und Kanadier sorgen sich um ihre Zukunft. Die immer höheren Lebenshaltungskosten und die teuren Mieten im Land sind für die 18- bis 34-Jährigen die wichtigsten Themen im Wahlkampf.
Wenn Magnus Kurbis nach der Uni nach Hause fahren will, braucht er nicht mal 15 Minuten mit der U-Bahn. Etwas südwestlich vom Stadtzentrum von Montreal lebt er zusammen mit seinem Mitbewohner in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung im Erdgeschoss. Selbst die überschaubare Veranda dürfen sie draußen mitbenutzen. Die beiden hatten viel Glück - mit dem Vermieter, der Lage und dem Preis.

Magnus Kurbis studiert in Montreal. Das Leben dort ist teuer.
Zusammen müssen sie im Monat 1.400 kanadische Dollar bezahlen, umgerechnet knapp 890 Euro. Für Montreal fast ein Schnäppchen. Trotzdem kann Magnus sich die Miete und die hohen Lebenshaltungskosten in der Stadt nur leisten, weil er neben der Uni noch arbeitet. Außerdem bekommt er Geld aus der Lebensversicherung seines verstorbenen Vaters. Viele andere in seinem Alter könnten sich das Leben in Montreal nicht leisten: "Viele meiner Freunde müssen sehr hohe Studentendarlehen aufnehmen, um hier leben zu können - das ist schon hart."
Konservative bei jungen Wählern leicht vorne
Wie sehr die hohe Inflation im Land junge Millennials und die Gen Z belastet, zeigen auch Befragungen über ihre wichtigsten Themen für die Wahl am 28. April. Während der Zollkonflikt mit den USA bei den älteren Wählern Thema Nummer eins ist, finden junge Wähler die hohen Lebenshaltungskosten und teuren Mieten noch wichtiger. Dabei traut eine knappe Mehrheit der Kanadier im Alter von 18 bis 34 Jahren Piere Poilievre am ehesten zu, ihre Situation zu verbessern. Vor allem bei jungen Männern kommt der Spitzenkandidat der Konservativen gut an.
Auch der 24-jährige Steve will Poilievre wählen: "Die Konservativen sind die einzige Hoffnung für Kanada. Die Liberalen oder die anderen Parteien haben einfach nicht die Kraft was zu verändern." Der 23-jährige Chris sieht das ähnlich. Er macht die seit mehr als neun Jahren regierende liberale Partei für die schlechte wirtschaftliche Lage im Land verantwortlich. Auch mit ihrem neuen Spitzenkandidaten, Mark Carney, können die Liberalen ihn nicht überzeugen: "Mark Carney sagt das Gleiche, was die Liberalen immer schon gesagt haben. Es gibt keine echte Veränderung."
Magnus dagegen findet, dass Carney einige neue Ideen mitbringt. Zum Beispiel seinen Plan, um schneller mehr Wohnungen zu bauen: "Carney will jetzt auch modularen Wohnungsbau betreiben, also Teile vorfertigen, was viel schneller geht als konventioneller Bau. Das wird die Massenproduktion von neuen Wohnungen viel einfacher machen."
Bei der vergangenen Wahl hat Magnus noch die linke NDP gewählt, weil sie sich besonders für Klimaschutz eingesetzt hat. Diesmal will er strategisch wählen und Carney seine Stimme geben. Er hofft, dass die Liberalen mit einer Mehrheit im Parlament viel voranbringen können. Vielleicht sogar so viel, dass auch seine Generation in der Lage sein wird, eigenes Eigentum zu erwerben: "Ich würde gerne in einem Land leben, wo ich für meine Zukunft gerüstet bin, wo ich ein Haus kaufen und eine Familie gründen kann, ohne mich total zu verschulden. Und wo jeder die Möglichkeit hat, erfolgreich zu sein."