
Griechenland Aufrüstung gegen Waldbrände
Nach mehreren verheerenden Waldbrand-Sommern setzt Griechenland auf mehr Einsatzkräfte und moderne Technik. Allein das wird aber nicht reichen, sagen Forschende.
Ein Ferienlager voller Kinder ist von Flammen umzingelt. Die Einsatzkräfte müssen versuchen, die Kinder in Sicherheit zu bringen und die Feuer aufzuhalten. Dicht über dem Wald werfen Löschflugzeuge Wasser ab, am Boden bahnen sich Feuerwehr-Fahrzeuge ihren Weg durch eine Brandschneise.
Es ist nur eine großangelegte Übung, die südöstlich von Athen stattfindet. Und doch macht sie den Ernst der Lage klar. Jederzeit könnte sich ein Feuer in Windeseile ausbreiten - so wie vergangenen August: Unaufhaltsam war ein Waldbrand bis in die nördlichen Vororte Athens vorgedrungen, rund 100 Gebäude wurden zerstört, eine Frau starb. "Sie wissen, dass die Bedingungen auch dieses Jahr sehr schwierig sein werden", sagt Griechenlands Zivilschutzminister Ioannis Kefalogiannis am Rande der Übung. "Aber wir beginnen mit guten Bedingungen."
Mehr Personal, mehr Drohnen
Man habe das Personal auf rund 18.000 Feuerwehrleute aufgestockt, rechnet der Minister vor. Dazu kämen Tausende Freiwillige. Um Brandherde noch schneller zu entdecken, hat Griechenland die Zahl seiner Überwachungsdrohnen in den letzten zwei Jahren fast verdoppelt, auf jetzt 82.
Zuletzt gab es allerdings auch Berichte, wonach dieses Jahr weniger der großen Canadair-Löschflugzeuge zur Verfügung stehen. Sie sind teils technisch in die Jahre gekommen. Neu bestellte Flugzeuge würden erst 2028 ausgeliefert, wie die Tageszeitung Kathimerini berichtete. Mehr als die Hälfte der Löschflotte von insgesamt rund 85 Flugzeugen und Helikoptern hat Griechenland geleast.
Mehr Prävention gefordert
Doch ohnehin stellt sich die Frage, ob Personal und Technik allein im Kampf gegen die Waldbrände helfen. Bei dem Feuer im vergangenen Jahr rund um Athen hatte eine Aufklärungsdrohne den Brandherd sofort erkannt. Bereits fünf Minuten später warf ein Löschhubschrauber seine Wasserladung ab. Trotzdem konnte sich das Feuer rasend schnell auf einer Fläche von rund 100 Quadratkilometern ausbreiten und in Siedlungen vordringen.
Forschende des European Academies Science Advisory Council (EASAC) kommen in einer kürzlich veröffentlichten Studie zu dem Schluss: Man müsse ein Stück weit wegkommen von der "reaktiven" Waldbrandbekämpfung, also wenn bereits Feuer ausgebrochen ist. Stattdessen bräuchte es europaweit noch viel mehr Präventionsarbeit. Es geht unter anderem um ein gutes "Land-Management": Gezieltes Verbrennen von trockener Vegetation könne helfen, den Waldbränden ihre Nahrung zu nehmen, sagt EASAC-Direktor Thomas Elmqvist.
Auch Weidetierhaltung kann dazu beitragen, die Vegetation kurz zu halten. Menschliche Siedlungen sollten weniger in Waldgebiete vordringen, sondern sich eher kompakt entwickeln. In einigen Waldgebieten sind schon Brandschneisen angelegt, aber dies ist längst noch nicht überall der Fall. Und wenn es um Wiederaufforstung geht, müsse auf natürlich vorkommende Arten gesetzt werden, die oft feuerresistenter sind.
Die meisten Brände sind menschengemacht
Die Forschenden rechnen in Europa in Zukunft alle zwei Jahre mit einem schweren Waldbrand-Ereignis. Umso wichtiger sei es auch, die Gesellschaft über das Risiko aufzuklären. In Griechenland sind laut WWF bis zu 95 Prozent der Wald- und Buschbrände menschengemacht, teils aus Unachtsamkeit, teils auch absichtlich gelegt.
Das Feuer im vergangenen Jahr bei Athen wurde vermutlich durch ein defektes Stromkabel ausgelöst, ein anderes Feuer bei Korinth durch einen Imker. "Wir müssen vor allem auch junge Menschen in den Schulen erreichen", sagt Professor Elmqvist. "Nicht nur im Mittelmeerraum, sondern auch in Zentraleuropa und in Deutschland, weil auch dort das Risiko für große Waldbrände steigt."
Bei all den Maßnahmen gegen Waldbrände darf laut Studienautoren ein Punkt nicht fehlen: Es müsse mehr gegen den Klimawandel als Treiber getan werden - etwa, indem Moore renaturiert werden und wieder als CO2-Speicher fungieren können. Und indem Wälder nachhaltig bewirtschaftet werden.