Junge liegt auf einer Couch und benutzt sein Handy.

Gen Z und Medienkompetenz Wer häufig Fake News glaubt

Stand: 23.04.2025 16:32 Uhr

Forscher haben 66.000 Menschen befragt, um mehr über ihre Medienkompetenz zu erfahren. Die 12- bis 27-Jährigen konnten Fake News schlecht von Tatsachen unterscheiden. Doch sie waren nicht die Einzigen.

Von Daniel Peter, BR

20 Fragen beinhaltete der Test auf Englisch, den die Teilnehmenden online abrufen konnten. Darin wurden mehrere Überschriften vorgestellt, zum Beispiel: "Linke lügen eher, um eine gute Note zu bekommen", "Die Regierung vertuscht massiv ihre Beteiligung am 11. September" oder "Eine kleine Gruppe von Menschen kontrolliert die Weltwirtschaft durch die Manipulation des Gold- und Ölpreises."

Die Teilnehmer mussten per Mausklick entscheiden, ob diese Aussagen richtig oder falsch sind. Friedrich Götz ist Assistenzprofessor für Psychologie an der University of British Columbia und leitender Autor der Studie. Er weiß, dass die Hälfte der 20 Meldungen wahr ist, die andere fake.

Über 66.000 Menschen aus 24 Ländern und fünf Kontinenten haben bei dem Test mitgemacht. Damit ist die Studie eine der weltweit größten. Hauptziel der Untersuchung war, herauszufinden, welche sozialen, demografischen sowie kognitiven Faktoren eine Rolle spielen, um Fake News zu erkennen.

Gen Z erkennt Fake News am schlechtesten

Interessant sei, sagt Friedrich Götz, dass gerade die Generation Z, also junge Menschen im Alter von zwölf bis 27 Jahren, am anfälligsten für Fake News sei. Das zeigten die Daten der Studie. Dabei würde man oft davon ausgehen, dass die Menschen, die besonders häufig im Netz unterwegs sind, besser darin seien, richtige von falschen Meldungen zu unterscheiden.

Im Test ebenfalls schlechtere Ergebnisse hatten Menschen mit niedrigem Bildungsabschluss, politisch konservativ eingestellte Menschen, Frauen und nicht-binäre Personen.

Allerdings hätten die Teilnehmer aus der sogenannten Gen Z sowie Frauen ihre Fähigkeiten zutreffender eingeschätzt, wie gut sie Fake News erkennen können - oder eben nicht. Bei konservativ eingestellten Personen finde hingegen öfter eine Selbstüberschätzung statt: sie gingen im Vorfeld davon aus, sie könnten Fake News besser erkennen, so der leitende Studienautor.

Medienethiker: mehr Medienkompetenz an Schulen unterrichten

Christian Schicha ist Professor für Medienethik an der Universität Erlangen-Nürnberg. Er ist von den Ergebnissen der Studie nicht überrascht. Jüngere Menschen seien prinzipiell öfter im Netz unterwegs und daher auch öfter mit Falschinformationen konfrontiert.

Für ihn ist klar: Damit diese Generation und die nachfolgenden jungen Menschen lernen, wie sie mit der Datenfülle im Internet und auf Social Media klarkommen, brauche es mehr Vermittlung von Medienkompetenz an den Schulen. Nur so lasse sich vermeiden, dass junge Menschen Falschinformationen für richtig halten.

Schicha fällt auf, dass nur die wenigsten seiner Studierenden noch wüssten, was ein Impressum ist: Die Angabe, anhand derer sich überprüfen lässt, wer der Verantwortliche für den publizierten Inhalt ist, kennen viele nicht. Dies sei aber ein Qualitätskriterium, um zu prüfen, wie seriös die Quellen sind.

"Seriosität bleibt auf der Strecke"

Generell sieht Schicha auch darin ein Problem, dass bei vielen Meldungen und Nachrichten, egal ob auf Social Media oder im Internet, die Seriosität auf der Strecke bleibe. Das Problem fängt für den Medienethiker damit an, dass der Beruf des Journalisten kein geschützter ist.

Jeder, der sich artikulieren kann, bekomme heute Aufmerksamkeit. Reißerische, aggressive und polarisierende Meldungen würden dabei schnell an Reichweite gewinnen. Faktenchecks, wie sie von seriösen Medien durchgeführt werden, seien in der Regel auf Social Media schwieriger zu finden.

Viele Medien seien zudem kommerziell angelegt und müssten mit ihren Inhalten Geld verdienen. Oft spielen die Quote und Reichweite eine besonders große Rolle. Das sei in Ordnung und legitim, meint Schicha. Seriosität und Faktenchecks würden aber manchmal weniger gewichtet, weil der Kommerz und die Verbreitung der Nachrichten im Vordergrund stehen würden.

Große Bedeutung professioneller Faktenchecks

Was den Medienethiker besonders beunruhigt, ist der Trend aus den USA unter der Regierung von Donald Trump: Unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit würden Falschinformationen und Lügen verbreitet, Menschen verleumdet.

Dass sich der Konzern Meta, zu dem Facebook, Instagram und WhatsApp gehören, von professionellen Faktenchecks verabschiedet hat, findet Schicha alarmierend. Europa und Deutschland müssten deshalb weiterhin daran arbeiten, dass es hohe Standards wie den Digital Services Act der EU gebe, damit sich Fake News nicht so schnell verbreiten.

Ähnlich sieht das auch Friedrich Götz, leitender Autor der Studie: Fake News sind aus seiner Sicht mehr als ein Ärgernis. Sie seien gefährlich, denn sie hätten das Potenzial, die Gesellschaft zu spalten und die Demokratie und den Frieden zu gefährden. Durch Künstliche Intelligenz gebe es außerdem weitere Optionen, um Menschen in die Irre zu führen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete WDR 5 in der Sendung "Quarks - Wissenschaft und mehr" am 17. April 2025 um 17:05 Uhr.