Äpfel

Studie Diese neuen Apfelsorten sind für Allergiker geeignet

Stand: 09.04.2025 06:51 Uhr

Zwei neue Apfelsorten sollen für Allergiker besonders verträglich sein. Was zeichnet sie aus - und wann kommen sie auf den Markt?

Von Hannah Hoffschulz, SWR

Für rund drei Millionen Menschen in Deutschland bedeutet der Biss in einen Apfel bisher vor allem eins: Juckreiz, Brennen und Schwellungen im Mund-Rachen-Bereich. Denn betroffene Allergiker reagieren auf ein bestimmtes Protein im Apfel.

Forschende haben nun zwei Apfelsorten gefunden, die diese allergenen Proteine kaum noch enthalten. Das Projekt war eine Kooperation der Hochschule Osnabrück und der TU München in Zusammenarbeit mit der Charité in Berlin und der Züchtungsinitiative Niederelbe.

Jahrelange Forschung an allergiefreundlichen Äpfeln

Auf der Suche nach allergiefreundlichen Äpfeln wurden aus mehreren bereits gezüchteten Sorten zunächst Kandidaten mit gutem Aussehen, gutem Geschmack und gutem Ertrag ausgewählt - unabhängig von ihrer Allergenität. Forschende der TU München untersuchten dann den Allergengehalt der Äpfel. Die Apfelsorten mit einem niedrigen Allergengehalt wurden anschließend an der Charité in Berlin in einer klinischen Studie an Allergikern getestet.

Die Studie dauerte drei Jahre. Denn die Schwere einer Allergie wird nicht nur durch die Apfelsorte bestimmt. Auch Wachstumsbedingungen, Reifung und Lagerung der Äpfel spielen eine Rolle. Daher kann eine Apfelallergie jedes Jahr unterschiedlich ausfallen.

Am Ende blieben schließlich zwei Apfelsorten übrig, die während der dreijährigen Studie bei keiner der 30 Versuchspersonen Allergiesymptome ausgelöst hatten. Die beiden Sorten ZIN 168 und ZIN 186 sind die europaweit ersten offiziell allergiefreundlichen Apfelsorten - ausgezeichnet mit einem Siegel der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF).

Ab wann sind die Äpfel auf dem Markt?

Nach Abschluss der Studie im Jahr 2022 wurden die allergiefreundlichen Apfelsorten angepflanzt. In den vergangenen drei Jahren sind die Bäume herangewachsen. Ab Herbst 2025 wird voraussichtlich die erste Ernte der Äpfel in Supermärkten zu finden sein. Bis dahin werden die beiden Sorten auch noch “richtige” Namen erhalten.

Es handelt sich um eine frühe und eine späte Sorte. Nach Angaben der Züchter sind beide Sorten groß, haben einen süßen Geschmack und knackiges Fruchtfleisch. Da die Bäume aber noch weiter wachsen müssen, wird die Ernte zunächst noch überschaubar sein.

Allergiker könnten trotzdem Symptome haben

Das ECARF-Siegel ist allerdings noch keine Garantie dafür, dass gar keine Symptome auftreten. In der klinischen Studie konnten zwar keine Reaktionen beobachtet werden, im Einzelfall kann es aber trotzdem zu Symptomen kommen.

Einige der getesteten Äpfel waren aber bereits besser verträglich als die Vergleichsapfelsorte Santana, die ebenfalls als allergiefreundlich gilt. Santana hat kein offizielles Qualitätssiegel der ECARF.

Allergiefreundliche Äpfel helfen auch bei Pollenallergie

In einer anderen Studie konnte die Charité zeigen, dass der Verzehr allergenarmer Äpfel auch die Toleranz gegenüber anderen Apfelsorten steigern kann. So könnten die neuen Sorten möglicherweise als Sprungbrett dienen und für Allergiker auch andere Sorten besser verträglich machen.

Ein weiterer Nebeneffekt: Teilnehmende der Studie zur Toleranzentwicklung berichteten auch über eine Abnahme von Heuschnupfensymptomen. Das liegt daran, dass die meisten Apfelallergien Kreuzallergien sind und ursprünglich aus einer Allergie gegen Birkenpollen entstanden.

Einige Proteine im Apfel haben eine sehr ähnliche Struktur wie die Proteine im Birkenpollen, sodass der Körper Apfel und Pollen nicht auseinanderhalten kann. Bei 50 Prozent der von einer Birkenpollenallergie betroffenen Menschen tritt daher zusätzlich eine Apfelallergie auf. Die Desensibilisierung scheint also nicht nur gegen andere Apfelsorten zu wirken, sondern auch gegen die Pollenallergie.