Weight Watchers Studio Fassade

Konkurrenz durch Abnehmspritzen Weight Watchers beantragt Insolvenz

Stand: 07.05.2025 14:07 Uhr

Der US-Diätkonzern Weight Watchers ist pleite. Mit einem Chapter-11-Verfahren will sich der Konzern, der vor allem unter der Konkurrenz der Abnehmspritzen leidet, sanieren.

Zunehmende Konkurrenz durch kostenlose Online-Kurse, Fitnessarmbänder und Abnehmspritzen: Der US-Diätkonzern Weight Watchers ist pleite. Das Unternehmen beantragte ein sogenanntes Chapter-11- Insolvenzverfahren, wie es heute mitteilte. Damit kann Weight Watchers (WW) geschützt vor Gläubigern sein Geschäft neu ordnen.

Lange Zeit war das 1963 im US-Bundesstaat New York gegründete Unternehmen für viele Menschen, die Gewicht verlieren wollten, die erste Adresse. Mit einer gezielten Ernährungsumstellung soll ein langfristiger Abnehmeffekt erreicht werden. Kern des Angebots ist ein Punktesystem, bei dem jedem Lebensmittel ein bestimmter Punktwert zugewiesen wird. Die Teilnehmer dürfen täglich eine individuell berechnete Punktmenge konsumieren, die auf Faktoren wie Geschlecht, Alter, Körpergröße und Gewicht basiert. 

Bei einer kostenpflichtigen Mitgliedschaft gibt es unter anderem einen Abnehmplan und Rezepte. Auch die Interaktion mit anderen Teilnehmern ist zentraler Bestandteil des Programms - man solle von Erfahrungen anderer profitieren können. Seit einigen Jahren versucht WW, sich als "Wellness"-Unternehmen eher denn als Abnehm-Unternehmen zu vermarkten. Es gehe darum, die "Beziehung zu Essen langfristig zu ändern", heißt es auf der WW-Seite.

Abnehmen mit Spritzen statt Punkten

Doch das Unternehmen hat schon seit längerem mit Schwierigkeiten zu kämpfen - vor allem die Konkurrenz durch Abnehmspritzen stellt das Geschäftsmodell in Frage. Immer mehr Menschen greifen zu Abnehmmedikamenten wie Ozempic und Wegovy, anstatt auf Programme wie das Punktesystem von WW zu setzen.

Auch der Rückzug von Oprah Winfrey machte dem Unternehmen zu schaffen: Die US-amerikanische Moderatorin war 2015 als Großaktionärin bei WW eingestiegen und hatte einen Posten im Aufsichtsrat übernommen. Doch diesen legte sie im vergangenen Jahr nieder. Kurz zuvor hatte sie in einem Interview mit dem People-Magazin erklärt, dass sie Medikamente zur Gewichtsreduktion einnehme.

Damals sagte sie gegenüber dem Magazin: "Die Tatsache, dass es zu meinen Lebzeiten ein medizinisch anerkanntes Rezept für die Gewichtskontrolle gibt, fühlt sich wie eine Erleichterung an, wie eine Erlösung, wie ein Geschenk und nicht etwas, hinter dem man sich verstecken und für das man sich wieder einmal lustig machen muss."

Mehr als eine Milliarde Schulden

Zwar hatte auch WW 2023 mit der 106 Millionen Dollar schweren Übernahme von Sequence, einer digitale Gesundheitsplattform für das klinische Gewichtsverlustmanagement, versucht, in das Geschäft einzusteigen. Der Anteil des Telemedizingeschäfts konnte im ersten Quartal 2025 nach Unternehmensangaben zwar ein Plus von 57 Prozent verbuchen.

Dennoch steckt der Diätkonzern in finanziellen Schwierigkeiten: WW International hat Schulden von 1,15 Milliarden Dollar (rund eine Milliarde Euro) angehäuft. Im Insolvenzverfahren will das Unternehmen nun seine Schulden abbauen und Weight Watchers "für langfristiges Wachstum und Erfolg positionieren".

Betrieb soll weiterlaufen

"Wir machen Fortschritte bei unseren strategischen Prioritäten mit anhaltender Dynamik in unserem klinischen Geschäft und legen gleichzeitig den Grundstein für langfristiges, nachhaltiges Wachstum", sagte Tara Comonte, Chefin von WW International gestern in New York: "Während sich die Landschaft des Gewichtsmanagements weiterentwickelt, glauben wir, dass unsere einzigartige Kombination aus wissenschaftlich fundierter Verhaltensunterstützung, klinischer Versorgung und engagierter Gemeinschaft uns in die Lage versetzt, hervorragende Ergebnisse zu erzielen."

Der Betrieb werde ohne Auswirkungen auf die Mitglieder fortgesetzt, versicherte das Unternehmen. WW hat weltweit nach eigenen Angaben derzeit mehr als drei Millionen Mitglieder. 

Mit Informationen von Lilli-Marie Hiltscher, ARD-Finanzredaktion.