Eine Boeing 787-10 "Dreamliner" steht auf dem Charleston International Airport. (März 2017)

US-Flugzeugbauer Boeing Defekt-Gefahr beim Dreamliner

Stand: 18.02.2021 09:21 Uhr

Nächste Hiobsbotschaft für Boeing: Nach dem 737-Max-Debakel hat die US-Luftfahrtaufsicht nun die Inspektion des Langstreckenjets 787 Dreamliner angeordnet. Ein Defekt könne fatale Folgen haben.

Der US-Flugzeugriese Boeing gerät erneut wegen möglicher Produktionsmängel beim Langstreckenjet 787 Dreamliner unter Druck. Die US-Luftfahrtaufsicht FAA ordnete am Mittwoch Inspektionen von rund 222 Maschinen an. Die Behörde begründete diesen Schritt mit der Gefahr von Schäden an sogenannten Dekompressionspaneelen zur Abtrennung des Passagierbereiches. Der Defekt könnte laut FAA fatale Folgen haben, etwa wenn Luftfracht Feuer fängt.

Gefährliche Qualitätsmängel?

Eine Stellungnahme von Boeing lag zunächst nicht vor. Der Airbus-Rivale hat schon länger mit Problemen beim Dreamliner zu kämpfen, die die Auslieferungen des wichtigen Modells ausbremsen. Renommierte Zeitungen wie die "New York Times" und das "Wall Street Journal" hatten seit Sommer vermehrt über Qualitätsmängel bei der Produktion des Dreamliners im Boeing-Werk in North Charleston im US-Bundesstaat South Carolina berichtet.

Hausgemachte Probleme wie überhöhter Produktionsdruck und mangelnde Qualifikation von Mitarbeitern sollen demnach zu gefährlichen Mängeln bei der Fertigung geführt haben. Im Dezember hieß es in einem Medienbericht, dass die seit Sommer bekannten Schwachstellen an der Oberfläche des Rumpfs nicht nur die Hecksektion des Dreamliners beträfen. Die US-Luftfahrtbehörde FAA weitete daraufhin ihre Untersuchung aus.

Nur noch fünf Dreamliner pro Monat

Die neuen Probleme mit dem Dreamliner kommen für Boeing zur Unzeit. Vor der Coronakrise hatte der US-Flugzeugbauer die 787-Linie in der Spitze auf bis zu 14 Einheiten pro Monat hochgetaktet und damit einen Teil der weggefallenen Geschäfte mit der 737 Max kompensiert.

Zuletzt hatte Boeing die 787-Produktion jedoch mehrfach gedrosselt. Im Dezember kündigte Finanzchef Greg Smith an, ab Mitte 2021 die Produktion auf fünf Dreamliner pro Monat herunterzufahren.

Erster europäischer 737-Max-Flug seit fast zwei Jahren

Doch nicht nur die Pandemie macht dem Konzern weiterhin zu schaffen, sondern auch das Debakel um seine einst bestverkaufte Baureihe 737 Max, die nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten mehr als anderthalb Jahre lang weltweit mit Flugverboten belegt war. Immerhin ist am Mittwoch, nach fast zwei Jahren Flugverbot, erstmals wieder eine Boeing 737 Max zu einem kommerziellen Flug in Europa gestartet.

Eine Maschine dieser Bauart der belgischen Tui Fly hob am Mittwochmorgen von Brüssel ins spanische Alicante sowie weiter nach Málaga ab, wie auf der Website Flightradar24 zu verfolgen war. Die europäische Flugsicherheitsbehörde Easa hatte Ende Januar die Rückkehr des Maschinentyps in den Flugbetrieb genehmigt.

Wie sehr die Doppelkrise aus Corona und 737 Max den US-Flugzeugkonzern ins Mark getroffen hat, zeigt ein Blick in den Jahresabschluss für 2020: Dort steht unterm Strich ein Minus von mehr als 11,9 Milliarden Dollar - ein Rekordverlust. Angesichts der neuen Probleme mit dem Dreamliner haben sich die Perspektiven für den angeschlagenen Airbus-Rivalen nun weiter verschlechtert.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 18. November 2020 um 12:30 Uhr.