
Krieg gegen die Ukraine ++ Mindestens ein Toter bei russischen Angriffen ++
Bei neuen russischen Angriffen ist nach ukrainischen Angaben in der Region Dnipropetrowsk mindestens ein Mensch getötet worden. Wegen Drohnenangriffen ist der Betrieb an zwei wichtigen Moskauer Flughäfen eingeschränkt worden.
- Moskau: Russische Panzer dringen in Region Dnipropetrowsk vor
- Ukraine meldet mindestens einen Toten bei russischen Angriffen
Die russischen Streitkräfte sind nach eigenen Angaben am Boden in die ukrainische Region Dnipropetrowsk vorgedrungen. Die russische Armee teilte im Onlinedienst Telegram mit, Kräfte einer Panzereinheit hätten "die Westgrenze der Volksrepublik Donezk erreicht und führen weiterhin eine Offensive in der Region Dnipropetrowsk".
Donzek gehört zu den fünf Regionen, die Russland nach eigenen Angaben annektiert hat, das an Donezk angrenzende Dnipropetrowsk gehörte bislang nicht dazu. Der Vormarsch der russischen Streitkräfte in eine weitere Region der Ukraine wäre sowohl ein symbolischer als auch ein strategischer Rückschlag für Kiew nach monatelangen Verlusten auf dem Schlachtfeld. Eine Reaktion der Ukraine lag zunächst nicht vor.
Dnipropetrowsk ist ein wichtiges Bergbau- und Industriezentrum der Ukraine. Tiefere russische Vorstöße in die Region könnten ernste Folgen für die angeschlagene Armee und Wirtschaft der Ukraine haben.
Russland wartet nach eigenen Angaben auf ein Signal aus Kiew für den Austausch von Leichen getöteter Soldaten. Die Übergabe könnte sich demnach auf die kommenden Tage verschieben, melden russischen Nachrichtenagenturen unter Berufung auf General Alexander Sorin, der Teil der russischen Delegation bei den Verhandlungen mit der Ukraine über eine Waffenruhe war. "Es gibt Anzeichen dafür, dass die humanitäre Aktion auf nächste Woche verschoben wird. Ich bestätige, dass wir auf eine offizielle Benachrichtigung warten", zitierten die Agenturen den russischen General. Zuvor hatte es geheißen, erste russische Fahrzeuge mit Leichen ukrainischer Soldaten seien in der vereinbarten Übergabe-Zone angekommen.
Die ukrainische Koordinierungsstab hatte am Freitag erklärt, dass die russische Seite ohne genaue Terminabsprache den Zeitpunkt der Übergabe der Toten eigenmächtig festgelegt habe. Moskau hingegen warf Kiew eine Verzögerung vor.
Insidern zufolge ist Putins angedrohter Vergeltungsschlag gegen die Ukraine noch nicht wirklich erfolgt. Der Zeitpunkt der vollständigen russischen Reaktion sei unklar, werde aber innerhalb weniger Tage erwartet, sagte ein US-Regierungsmitarbeiter, der anonym bleiben wollte, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Der Angriff werde wahrscheinlich verschiedene Arten von Luftwaffen umfassen, darunter Raketen und Drohnen, erklärte ein weiterer. Man rechne mit Angriffen auf symbolträchtige ukrainische Ziele wie Regierungsgebäude, um Kiew ein klares Signal zu senden. Der Angriff werde laut Insider "gewaltig, brutal und unerbittlich sein"
Die zivile russische Luftfahrtbehörde (Rosaviatia) hat angesichts eines ukrainischen Drohnenangriffs am Morgen den Betrieb an zwei wichtigen internationalen Moskauer Flughäfen vorläufig gestoppt. Flüge in Wnukowo und Domodedowo wurden demnach aus Sicherheitsgründen ausgesetzt. Die Flugabwehr habe neun ukrainische Drohnen mit Kurs Moskau zerstört, teilte der Bürgermeister der Hauptstadt, Sergej Sobjanin, mit.
Auch der Betrieb am Flughafen der Stadt Kaluga, südwestlich von Moskau, ist laut Rosaviatia in der Nacht unterbrochen worden.
Bei neuen russischen Angriffen in der Nacht ist nach ukrainischen Angaben mindestens ein Mensch getötet worden. Die Industrieregion Dnipropetrowsk sei mit Drohnen, Artillerie und Raketen angegriffen worden, teilte der Leiter der örtlichen Militärverwaltung, Mykola Lukaschuk, mit. Dabei seien Gebäude, darunter ein Kindergarten, und Stromleitungen zerstört worden.
Ein ukrainischer Drohnenangriff hat nach Angaben örtlicher Behörden in der russischen Region Tula einen kurzzeitigen Brand im Chemiewerk Azot ausgelöst. Zwei Menschen wurden demnach verletzt. "Der Brand ist gelöscht", schriebt Gouverneur Dmitri Miljajew auf Telegram.
Der litauische Präsident Gitanas Nauseda hat Bundeskanzler Friedrich Merz scharf für seine nicht umgesetzten Sanktionsdrohungen gegen Russland kritisiert. "Das ist ein Problem", sagte Nauseda der Bild am Sonntag. "Und das betrifft nicht nur die Glaubwürdigkeit unserer Sanktionen, sondern die Glaubwürdigkeit all unserer Maßnahmen gegenüber Russland und unserer Unterstützung für die Ukraine." Mit Blick auf das Sicherheitsrisiko für die Nato sagte er der Zeitung: "Russland wird sich nicht auf die Ukraine beschränken. Das ist mehr als offensichtlich. Es geht um eine Bedrohung für uns alle."
Der Liveblog vom Samstag zum Nachlesen
Nach Vorwürfen aus Moskau hat die Ukraine betont, am vereinbarten Gefangenenaustausch festhalten zu wollen. Der ukrainische Außenminister fordert mehr Druck auf Russland.