Recep Tayyip Erdogan
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Lage in Nahost ++ Türkei bietet Vermittlung an ++

Stand: 16.06.2025 14:23 Uhr

Der türkische Präsident Erdogan hat angeboten, zwischen Israel und dem Iran zu vermitteln. Israel zerstörte nach eigenen Angaben ein Drittel der Abschussrampen für Boden-Boden-Raketen im Iran.

Die wichtigsten Entwicklungen im Überblick:

Erneut sind in der Nähe von Verteilungszentren für humanitäre Hilfsgüter im Gazastreifen Schüsse gefallen. Mindestens 38 Palästinenser seien dabei im Süden des Gazastreifens getötet worden, teilte das von der militant-islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium mit. Die Nachrichtenagentur Reuters meldet unter Berufung auf Behörden mindestens 20 Tote. Zwei Augenzeugen sagten der Nachrichtenagentur AP, die israelischen Soldaten hätten das Feuer eröffnet, um die Menschenmenge unter Kontrolle zu bringen. Das israelische Militär gab zunächst keine Stellungnahme ab.

Tausende Palästinenser versuchen seit Einführung des neuen umstrittenen Verteilungssystems durch die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) jeden Tag, die festgelegten Ausgabestellen zu erreichen, wobei immer wieder Menschen ums Leben kamen. 38 wäre aber die bislang höchste Opferzahl bei solchen Zwischenfällen an einem Tag. Das Ministerium teilte mit, die meisten Opfer habe es unter jenen gegeben, die versucht hätten, zu einem Verteilungszentrum nahe der Stadt Rafah zu gelangen. Einige seien aber auch auf dem Weg zu einer neu eröffneten Ausgabestelle außerhalb von Chan Junis gewesen.

Die beiden Palästinenser, Heba Dschuda und Mohammed Abed, die sich in Rafah Hilfsgüter sichern wollten, sagte der AP, dass die israelischen Soldaten gegen 4.00 Uhr morgens an einem Kreisverkehr, an dem bereits mehrfach Schüsse gefallen waren, das Feuer auf die Menschenmenge eröffnet hätten. Das Militär hat bestimmte Routen für den Zugang zu den Lebensmittelzentren ausgewiesen, und GHF hat die Hilfesuchenden davor gewarnt, die Straßen zu verlassen, Viele versuchen es trotzdem, um die Lebensmittel zuerst zu erreichen.

Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" hat die europäischen Staaten aufgefordert, mehr politischen Druck für einen Waffenstillstand im Gazastreifen und ungehinderte humanitäre Hilfe auszuüben. "Dieser Moment verlangt mehr als Worte. Er verlangt politischen Mut, rechtliche Konsequenz und ein moralisches Bekenntnis, um das Leiden der Menschen in Gaza sofort zu beenden", sagte Generalsekretär Christopher Lockyear in Brüssel vor einem Treffen der EU-Außenminister. Das medizinische Personal der Organisation beschreibe die Lage im Gazastreifen als "schlimmer als die Hölle auf Erden", berichtete Lockyear. Das Gesundheitssystem sei kollabiert. Nur wenige Krankenhäuser seien noch teilweise funktionsfähig und arbeiteten ohne verlässlichen Strom, sauberes Wasser und essenzielle Medikamente.

Das Bundesverteidigungsministerium hat Spekulationen über eine Unterstützung israelischer Kampfjets bei Angriffen auf den Iran zurückgewiesen. Es habe "keine Betankung israelischer Kampfflugzeuge durch Flugzeuge der deutschen Luftwaffe stattgefunden", sagte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums. Anlass waren Berichte, wonach in der Region ein Airbus A400M der Bundeswehr während der israelischen Angriffe unterwegs gewesen sein soll.

Ein Bundeswehr-Tankflugzeug ist im Rahmen des internationalen Einsatzes gegen die Dschihadisten-Miliz Islamischer Staat in Jordanien stationiert. Es betankt Kampfjets von Partnernationen in dem Einsatz, etwa aus den USA, Großbritannien oder Frankreich. Die Betankung im Rahmen dieses Einsatzes erfolge regelmäßig, sagte der Ministeriumssprecher. In den vergangenen Wochen seien dabei französische Maschinen vom Typ Rafale betankt worden. Es sei natürlich auch Auftrag der dort stationierten alliierten Kräfte, sich zu schützen. Es sei damit nicht auszuschließen, dass Piloten von Kampfflugzeugen zur Selbstverteidigung gegen Bedrohungen vorgingen. Dies sei legitim und auch vom Mandat des Einsatzes gedeckt.

Organisationen der UN haben vor einer beispiellosen Nahrungsmittelkrise im Gazastreifen gewarnt. In einem neuen Bericht hieß es, die neuerlichen Einsätze des israelischen Militärs in dem Küstengebiet ließen die bestehende Krise auf ein noch nie da gewesenes Niveau eskalieren. Im Bericht "Hunger Hotspots" des Welternährungsprogramms und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hieß es, seit dem Ende der achtwöchigen Feuerpause zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas im März erreichten keine ausreichenden Hilfslieferungen den Gazastreifen. Laut den jüngsten Prognosen vom Mai besteht für die 2,1 Millionen Einwohner des Küstengebiets bis September die Gefahr, in akute Ernährungsunsicherheit zu geraten.

Aus dem Iran flüchtende Ausländer gelangen zum Teil auch über Aserbaidschan in ihre Heimatstaaten zurück. Bürger Portugals, der Philippinen, Finnlands und einiger anderer Länder hätten den Grenzübergang Astara passiert und sich auf den Weg zum Flughafen in Aserbaidschans Hauptstadt Baku gemacht, berichteten aserbaidschanische Medien. Zuvor hatte das iranische Außenministerium mitgeteilt, dass Staatsangehörige Kasachstans, Kirgistans, Usbekistans und Tadschikistans über das Nachbarland Turkmenistan ausgeflogen worden seien. Ein Sprecher des aserbaidschanischen Außenministeriums sagte, 41 eigene Bürger, darunter auch Diplomaten und deren Familien, seien aus dem Iran in ihre Heimat zurückgekehrt. Die diplomatischen Vertretungen im Iran arbeiteten aber noch wie gewohnt.

Die EU hat sich gegen Russland als Vermittler im eskalierenden Konflikt zwischen Israel und dem Iran ausgesprochen. Russland könne aufgrund seiner Beziehungen zum Iran "kein objektiver Vermittler sein", sagte ein Sprecher der EU-Kommission in Brüssel. Zudem besitze Russland "angesichts des Angriffskriegs gegen die Ukraine keinerlei Glaubwürdigkeit". Der Kommissionssprecher verwies auf ein im Januar abgeschlossenes Partnerschaftsabkommen zwischen Moskau und Teheran, das unter anderem eine Stärkung der militärischen Zusammenarbeit vorsieht. Zudem verstoße Russland in der Ukraine "kontinuierlich gegen das Völkerrecht und die UN-Charta".

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte sich in dem Konflikt als Vermittler angeboten; Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hatte dieses Angebot zuletzt bekräftigt. Der Vorschlag, hoch angereichertes Uran aus dem Iran zu lagern und in Brennstoff für zivile Reaktoren umzuwandeln, liege weiter auf dem Tisch, sagte Peskow. Mit dem Ausbruch der Kämpfe zwischen Israel und dem Iran habe sich die Situation jedoch "erheblich verkompliziert". US-Präsident Donald Trump hatte sich nach einem Telefonat mit Putin für russische Vermittlung offen gezeigt. 

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sich im Konflikt zwischen Israel und dem Iran als Vermittler angeboten. In einem Telefongespräch mit dem iranischen Präsidenten Massud Peseschkian betonte Erdogan nach Angaben seines Büros das Engagement der Türkei für Frieden und Stabilität in der Region. Die Türkei sei bereit, bei der Lösung des aktuellen Konflikts und auch bei der Wiederaufnahme der Atomverhandlungen als Vermittler zu fungieren, hieß es in der Mitteilung. Der türkische Präsident versucht seit Samstag, über Telefonate mit anderen Staats- und Regierungschefs eine Entspannung der Lage im Nahen Osten zu erreichen. Mit Peseschkian war es sein zweites Telefonat. Auch mit US-Präsident Donald Trump sprach Erdogan am Wochenende zweimal.

Bei den israelischen Luftangriffen im Westen Irans ist Berichten zufolge auch eine Klinik getroffen worden. Wie iranische Medien überstimmend berichteten, traf es ein Krankenhaus in der Großstadt Kermanschah. Ein Video der Zeitung Shargh zeigte eine beschädigte Intensivstation sowie ein blutüberströmtes Bett. Ein israelischer Armeesprecher sagte, man prüfe die Berichte.

Kliniken stehen unter besonderem Schutz des humanitären Völkerrechts. Sie gelten als zivile Einrichtungen und dürfen nur dann gezielt angegriffen werden, wenn eine klare militärische Nutzung vorliegt. Ohne entsprechenden Nachweis kann ein solcher Angriff gegen internationales Recht verstoßen.

Die Versorgungssicherheit in Deutschland bleibe während der gegenseitigen Angriffe Israels und des Iran gewährleistet, sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums. Deutschland beziehe keine direkten Rohöl-Lieferungen aus dem Iran. Die Bundesregierung beobachte den Ölmarkt und die Preisentwicklung sehr genau. Dieser sei zwar leicht gestiegen, aber noch unter dem Vorjahresniveau.

Das Auswärtige Amt fordert alle Deutschen in Israel, dem Iran und angrenzenden Staaten auf, sich in die Krisenvorsorgeliste Elefand einzutragen. Damit können die deutschen Auslandsvertretungen im Notfall schnell Kontakt zu ihnen aufzunehmen. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts sagte, derzeit hätten sich knapp 4.000 Deutsche in Israel bei Elefand registriert - die Zahl steige. Im Iran seien knapp 1.000 Deutsche eingetragen. Konkrete Pläne für Evakuierungen gebe es derzeit nicht, man halte sich aber alle Optionen offen, sagt der Sprecher.

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, hat im israelisch-iranischen Konflikt alle Seiten zu maximaler Zurückhaltung aufgefordert. Die militärische Eskalation "verzögert die unerlässliche Arbeit an einer diplomatischen Lösung, um langfristig sicherzustellen, dass der Iran keine Atomwaffen erwirbt", warnte er in einer Sondersitzung des IAEA-Gouverneursrates in Wien.

Israel hat nach eigenen Angaben die Luftüberlegenheit über Teheran erlangt. Die iranische Luftabwehr und die Raketensysteme seien so stark geschwächt worden, dass israelische Flugzeuge ohne größere Bedrohungen über die Hauptstadt hinwegfliegen könnten.

Die iranische Stadt Teheran.

Israel kontrolliert nach eigenen Angaben den Luftraum vom Westen des Iran bis nach Teheran.

Nach den neuen israelischen Luftangriffen auf den Iran gibt es laut der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) keine Anzeichen für weitere Schäden an den Urananreicherungsanlagen in Natans und Fordow. Die UN-Behörde bleibe im Iran präsent, teilt IAEA-Chef Rafael Grossi mit.

Nach Angaben des iranischen Außenministeriums sind etwa 120 Ausländer aus dem Land gebracht worden. Die meisten seien Diplomaten und ihre Familien gewesen, die über Turkmenistan ausgeflogen worden seien. Viele von ihnen stammten aus den zentralasiatischen Staaten Kasachstan, Kirgistan, Usbekistan und Tadschikistan.

Israel hat nach eigenen Angaben in der vergangenen Nacht ein Drittel der Abschussrampen für Boden-Boden-Raketen - also solche, die vom Boden aus gegen Ziele am Boden abgefeuert werden - im Iran zerstört. Ein Sprecher sagte, es seien auch Raketenlager und Einrichtungen zur Raketenherstellung getroffen worden. "Man kann jetzt sagen, dass wir volle Luftüberlegenheit im Himmel über Teheran erreicht haben." Man greife Einheiten an, die dabei seien, Raketen auf Israel und auf israelische Flugzeuge abzufeuern. Er kündigte weitere Angriffe an. "Es liegen noch harte Tage vor uns, aber wir werden sie gemeinsam durchstehen und siegen."

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, will Regierungen in aller Welt wegen der verzweifelten Situation der Menschen im Gazastreifen wachrütteln. "Alle, die Einfluss haben, müssen maximalen Druck auf Israel und die Hamas ausüben, um diesem unerträglichen Leid ein Ende zu setzen", sagte er zum Auftakt der Sitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf. Nur eine Zwei-Staaten-Lösung mit dem Gazastreifen als Teil eines Palästinenserstaates könne für nachhaltigen Frieden sorgen. "Israels Mittel und Methoden der Kriegsführung fügen den Palästinensern im Gazastreifen entsetzliches, unvorstellbares Leid zu", sagte Türk. Israel hat dem Menschenrechtsrat den Rücken gekehrt.

Neben Tschechien bereitet auch Polen die Evakuierung von etwa 200 Staatsbürgern aus Israel vor. Die Ausreise solle über Jordanien erfolgen, kündigte die stellvertretende Außenministerin Henryka Moscicka-Dendys an. "Wir gehen davon aus, dass wir in den nächsten Stunden bereit sein werden. Die Evakuierung betrifft diejenigen, die als Touristen festsitzen, sowie Personen, die sich nur kurz dort aufhalten."

Tschechien hat damit begonnen, seine Bürger aus Israel in Sicherheit zu bringen. Ein Konvoi habe Tel Aviv verlassen und die Grenze eines Nachbarlandes erreicht, sagte die tschechische Botschafterin in Israel, Veronika Kuchynova-Smigolova, der Nachrichtenagentur CTK. Um welches Nachbarland es sich handelt, wurde aus Sicherheitsgründen nicht mitgeteilt. Von dort soll es mit einem Regierungsflugzeug weiter nach Prag gehen. Es werde mit rund 80 Passagieren gerechnet.

Der iranische Justizchef Gholam-Hussein Mohseni-Edschehi hat Menschen, die mit Israel kollaborieren, mit Strafen im Schnellverfahren gedroht. "Ohne Nachsicht und mit voller Entschlossenheit wird ihnen gemäß den geltenden Gesetzen und mit höchster Dringlichkeit die härteste Strafe drohen", sagte er laut der Nachrichtenagentur Tasnim.

Wer aufgrund von Verbindungen oder Zusammenarbeit mit Israel festgenommen werde, solle umgehend vor Gericht gestellt werden. Ein Urteil werde zügig gefällt, die Strafe sei schnell zu vollstrecken und öffentlich bekannt zu geben, sagte Mohseni-Edschehi. Kooperation mit dem Feind oder ausländischen Geheimdiensten wird im Iran oft mit der Todesstrafe geahndet.

Israel hat erneut einen Raketenangriff aus dem Jemen gemeldet. Allerdings sei die Rakete niedergegangen, bevor sie israelisches Gebiet erreicht habe, teilte das Militär mit.

Die Huthi-Rebellen aus dem Jemen hatten am Wochenende erstmals in den Luftkrieg zwischen Israel und dem Iran eingegriffen und erklärt, in Abstimmung mit der Führung in Teheran mehrere Raketen auf Israel abgefeuert zu haben.

Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen hat Israels Angriffe auf strategische Ziele im Iran verteidigt. "Es hätte verheerende Folgen, wenn Iran - ein Terrorregime nach innen und nach außen - Atommacht würde", sagte Röttgen im ARD-Morgenmagazin, und zwar "für die Sicherheit und Existenz Israels, für die gesamte Region des Nahen Ostens und auch für die gesamte Welt, auch für Europa". 

Norbert Röttgen, CDU, Auswärtiger Ausschuss, zu Deutschlands Rolle im Nahost-Konflikt

Morgenmagazin, 16.06.2025 08:00 Uhr

Die iranische Bevölkerung sei vergleichsweise schutzlos, sagt ARD-Korrespondentin Isabel Gotovac. Denn es gebe weder Schutzbunker noch einen Sirenenalarm, der die Bevölkerung vor möglichen weiteren Angriffen warnen könnte. In der vergangenen Nacht suchten Menschen laut Gotovac deshalb auch in der U-Bahn Zuflucht.

Isabel Gotovac, ARD Istanbul, zur Perspektive Irans im Nahost-Konflikt

Morgenmagazin, 16.06.2025 08:00 Uhr

Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) rechnet nach eigenen Worten nicht mit einem Eingreifen der USA in den Krieg zwischen Israel und dem Iran. Im Interview mit dem Deutschlandfunk wies er darauf hin, dass Washington das bereits in der ersten Stellungnahme von Außenminister Marco Rubio ausgeschlossen habe. "Das ist sehr klar in allen Erklärungen, auch in allen Handlungen. Ich habe nicht den geringsten Hinweis darauf, dass die USA ein Interesse daran hätten, sich zu beteiligen", so Wadephul.

Bei den neuen iranischen Raketenangriffen auf israelische Städte sind in der Nacht nach neuen Angaben von Sanitätern acht Menschen getötet und 92 verletzt worden. Eine Sprecherin bestätigte, damit sei die Zahl der seit Freitag bei Angriffen in Israel getöteten Menschen auf 23 gestiegen. 

In der Hafenstadt Haifa im Norden des Landes wurden in Trümmern drei Menschen tot geborgen. Aus einem am Vortag in Bat Jam getroffenen Gebäude wurden zwei weitere Leichen geborgen. In Petach Tikva bei Tel Aviv seien drei Menschen durch einen direkten Treffer in dem Schutzraum getötet worden, in dem sie Zuflucht gesucht hatten, berichtete das israelische Nachrichtenportal ynet.

Karte: Israel Hauptstadt Tel Aviv und mit den Städten Haifa , Bat Jam und Petach Tikva

Pia Steckelbach, ARD Tel Aviv, zur Perspektive Israels im Nahost-Konflikt

Morgenmagazin, 16.06.2025 08:00 Uhr

Angesichts der anhaltenden Luftangriffe zwischen Israel und dem Iran entsenden die USA offenbar den Flugzeugträger "USS Nimitz" in die Region. Das Kriegsschiff verließ am Montagmorgen das Südchinesische Meer und nahm Kurs nach Westen Richtung Nahost, wie aus Daten des Online-Schiffsbeobachtungsdienstes Marine Traffic hervorging.

Ein für zum Ende der Woche geplanter Stopp in der vietnamesischen Hafenstadt Danang einschließlich offiziellem Empfang wurde abgesagt, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters mit Bezug auf Insider und Diplomatenkreise. Als Grund für die Absage habe die US-Botschaft in Hanoi "eine dringende operative Anforderung" genannt, sagt einer der Insider. Eine Stellungnahme von US-Seite lag zunächst nicht vor.

Der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Jürgen Hardt, hat mit Verständnis auf die israelischen Angriffe auf die iranischen Atomanlagen reagiert. Im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk erklärte er: "Eine iranische Atombombe wäre nicht nur eine Bedrohung für Israel, sondern für weite Teile der Region."

 Hardt fügte hinzu: "Ich glaube, dass die Israelis den Glauben an eine Verhandlungslösung für das iranische Atomprogramm aufgegeben haben." Israel sei höchst besorgt und gehe davon aus, "dass nur dieser Schlag Israel vor einer iranischen Atombombe schützen kann".

Auf den Straßen rund um Teheran bilden sich lange Staus, berichtet ARD-Korrespondentin Isabel Gotovac. "Das ist ein Zeichen dafür, dass die Menschen versuchen, so schnell wie möglich aus der Stadt herauszukommen", so Gotovac. Doch der Verkehr komme kaum voran.

Isabel Gotovac, ARD Istanbul, zur Situation in Iran

Morgenmagazin, 16.06.2025 07:00 Uhr

Der Einschlag einer iranischen Rakete in der Nähe des US-Konsulats in Tel Aviv hat leichte Schäden an dem Gebäude verursacht. Es sei aber niemand verletzt worden, teilte der US-Botschafter in Israel, Mike Huckabee, auf der Plattform X mit. Das Konsulat in Tel Aviv und die Botschaft in Jerusalem blieben aber als Vorsichtsmaßnahme den ganzen Tag geschlossen.

Wie sich die Lage zwischen Israel und dem Iran weiterentwickelt, hängt nach Einschätzung von ARD-Korrespondentin Pia Steckelbach maßgeblich vom Verhalten der USA ab. "In den kommenden Tagen wird viel davon abhängen, wie sich die USA verhalten" - und ob sie tatsächlich aktiv eingreifen, so Steckelbach.

Pia Steckelbach, ARD Tel Aviv, zur Situation in Israel

Morgenmagazin, 16.06.2025 07:00 Uhr

Die Politikwissenschaftlerin Bente Scheller von der Heinrich-Böll-Stiftung sieht derzeit keine Anzeichen für eine Entspannung im Verhältnis zwischen Israel und dem Iran. Die Hoffnung lasse noch auf sich warten, so Scheller.

Bente Scheller, Politikwissenschaftlerin Heinrich-Böll-Stiftung, zur geopolitischen Lage

Morgenmagazin, 16.06.2025 07:00 Uhr

Nach den iranischen Angriffen auf Israel hat Verteidigungsminister Israel Katz den Bewohnern Teherans mit Konsequenzen gedroht. Die Menschen in der iranischen Hauptstadt würden "den Preis bezahlen, und das bald", erklärte Katz.

Angesichts der schweren Zerstörungen im eigenen Land zeigten sich einige Menschen in Israel schockiert, berichtet ARD-Korrespondentin Pia Steckelbach. Gleichzeitig gebe es in der Bevölkerung auch Unterstützung für die israelischen Angriffe auf den Iran.

Pia Steckelbach, ARD Tel Aviv, zur Eskalation in Nahost

Morgenmagazin, 16.06.2025 06:00 Uhr

Im Iran ist einem Bericht der halbamtlichen Nachrichtenagentur Fars zufolge ein Mann hingerichtet worden. Er soll für den israelischen Geheimdienst Mossad spioniert haben. Es wäre die dritte Hinrichtung in den vergangenen Wochen im Zusammenhang mit Vorwürfen, die sich um Spionage für Israel drehen.

Der Iran habe nicht die Absicht, Atomwaffen zu entwickeln, erklärte Präsident Massud Peseschkian. Der Iran werde aber weiterhin auf sein Recht auf Atomenergie und Kernforschung beharren.

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben mehrere Kommandoeinrichtungen der iranischen Revolutionsgarden in Teheran angegriffen. Ziel des Angriffs seien unter anderem Kommandozentralen der Al-Kuds-Brigaden sowie des iranischen Militärs gewesen, teilte das Militär mit.

Bei den Al-Kuds-Brigaden handelt es sich um die Auslandseinheit der Elitestreitmacht des Irans, deren offizielle Aufgabe es ist, im Ausland verdeckte Operationen auszuführen.

Bei iranischen Luftangriffen auf Israel sind nach Angaben des israelischen Rettungsdienstes Magen David Adom mindestens drei Menschen getötet worden. Zudem wurden 74 weitere verletzt, wie der Dienst auf der Plattform X mitteilte. Davon erlitten 68 Personen leichte Verletzungen. Die Angriffe trafen demnach vier Orte im Zentrum Israels.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mehr humanitäre Hilfe für den Gazastreifen zugesagt. "Ich habe darauf bestanden und darauf gedrängt, dass die humanitäre Hilfe, die den Gazastreifen nicht erreicht, nach Gaza gebracht werden muss. Er hat mir versprochen, dass dies der Fall ist und sein wird", sagte von der Leyen nach einem Telefonat mit Netanjahu vor Journalisten. Bei dem Telefonat habe sie auch die jüngste Eskalation des Konflikts zwischen Israel und dem Iran angesprochen.

Israels öffentlich-rechtlicher Sender Kan hat mehrere Verletzte nach einem iranischen Raketenangriff auf die Hafenstadt Haifa gemeldet. Auch iranische Staatsmedien bestätigten, dass die drittgrößte Stadt Israels beim letzten Angriff getroffen wurde.

Das britische Sicherheitsunternehmen Ambrey teilte mit, dass in einem Kraftwerk in der Nähe des Hafens in Haifa Brände beobachtet wurden. Ambrey habe auf Videoaufnahmen beobachtet, wie das israelische Militär den Angriff abfing, dann aber die Einschläge zweier Hyperschallraketen folgten.

Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, hat dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu nach eigenen Aussagen gesagt, dass eine Verhandlungslösung zwischen Israel und dem Iran langfristig die beste Option sei. Sie habe auch mit US-Präsident Donald Trump gesprochen und sei bereit, sich mit gleichgesinnten Partnern zu koordinieren, um die Stabilität der Märkte, insbesondere der Energiemärkte, zu sichern, so von der Leyen vor dem G7-Gipfel im kanadischen Kananaskis.

Israel ist nach Angaben des Militärs in der Nacht erneut vom Iran aus mit Raketen angegriffen worden. Die Verteidigungssysteme wurden aktiviert, nach Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom gab es dennoch mehrere Einschläge im Zentrum des jüdischen Staates. Mehrere Menschen wurden demnach verletzt. Die Bevölkerung könne die Schutzräume inzwischen aber wieder verlassen, teilte das Militär auf Telegram mit.

Such- und Rettungskräfte waren nach Armeeangaben an mehreren Orten im ganzen Land im Einsatz. Während des iranischen Angriffs waren im Zentrum der Küstenmetropole Tel Aviv Explosionen zu hören, anschließend die Sirenen mehrerer Krankenwagen. In Jerusalem waren laute Explosionen zu hören, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete.

Zuvor hatte die israelische Luftwaffe nach eigenen Angaben Abschussrampen für Boden-Boden-Raketen im Landesinneren des Irans angegriffen - anscheinend mit dem Ziel, einem erneuten Angriff des Erzfeindes zuvorzukommen.

Der Iran hat jegliche Verhandlungen während des laufenden israelischen Großangriffs ausgeschlossen. Die Regierung in Teheran habe gegenüber den Vermittlern Katar und Oman deutlich gemacht, dass sie "nicht verhandelt, während sie angegriffen wird", sagte ein mit den Atomverhandlungen vertrauter Beamter am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. Erst "wenn der Iran seine Antwort auf die israelischen Präventivschläge abgeschlossen hat", könne es zu ernsthaften Gesprächen kommen.

Angesichts der massiven israelischen Angriffe auf Ziele im Iran waren die für Sonntag geplanten Atomverhandlungen zwischen Teheran und Washington unter Vermittlung des Oman abgesagt worden. Der Beamte dementierte Berichte, wonach der Iran den Oman und Katar darum gebeten habe, "die Vereinigten Staaten einzuschalten, um einen Waffenstillstand mit Israel zu vermitteln und möglicherweise die Atomverhandlungen wieder aufzunehmen".

US-Präsident Donald Trump hat seine Hoffnung geäußert, dass Israel und der Iran bald einen Waffenstillstand verhandeln werden. Im Gespräch mit Reportern auf dem Weg zum G7-Gipfel in Kanada sagte Trump allerdings, dass Länder manchmal die Dinge erst einmal ausfechten müssten. Die USA würden Israel weiterhin unterstützen. Er lehnte es jedoch ab zu sagen, ob er Israel bereits gebeten habe, die Angriffe auf den Iran zu unterbrechen.

Israel hat nach eigenen Angaben Standorte von Boden-Boden-Raketen im Iran bombardiert. Bei den Angriffen würden Ziele im Zentrum des Landes ins Visier genommen, teilte die israelische Armee im Onlinedienst X mit. "Wir gehen aus unserem Luftraum und aus dem iranischen Luftraum gegen diese Bedrohung vor." Am Sonntagabend hatte die israelische Armee bereits Angriffe auf dutzende Ziele im Westen des Iran gemeldet, wo Boden-Boden-Raketen stationiert sein sollen.

Israels Premier Netanjahu hat die Tötung des Chefs des Geheimdienstes der iranischen Revolutionsgarden bekannt gegeben. Palästinenser melden mindestens 41 Tote nach israelischen Luftangriffen im Gazastreifen.