
Thüringen Wenn "Baumarkt-Pflanzen" Bergwiesen bedrohen
Zum Start in die Gartensaison warnen Naturschützer vor unüberlegten "Baumarkt-Käufen". Laut NABU und Landschaftspflegeverband Thüringer Wald werden in den Gartencentern zum Teil invasive Pflanzen angeboten. Weil sich die Samen ungehindert verbreiten, bedrohen die Pflanzen sogar Bergwiesen im Thüringer Wald.
Auf den geschützten Wiesen rund um das Hochplateau Knüllfeld bei Steinbach-Hallenberg im Landkreis Schmalkalden-Meinigen sind ganze Flächen von Lupinen bevölkert. Auch der Laie kann überall auf der Wiese kleine Inseln einer Pflanze erkennen, die anders aussieht als die anderen. Die Vielblättrige Lupine gehört hier mitten im Thüringer Wald eigentlich nicht hin.

Optisch gibt die vielblättrige Lupine ein schönes Bild ab, doch der Schein trügt.
Samen und Gartenabfälle verbreiten invasive Pflanzen
Im Sommer blüht die Pflanze, die es auch in jedem Baumarkt gibt, blau, rot oder lila. Laut Dennis Ullrich vom NABU-Kreisverband Schmalkalden-Meinigen verdrängen die sogenannten Neophyten andere geschützte Pflanzen. Kühe fressen die Lupinen nicht. Für Landwirte werden die Wiesen unattraktiv. Ein Kreislauf der nur schwer aufzuhalten sei.

Dennis Ullrich vom NABU Kreisverband Schmalkalden-Meinigen steht auf dem Hochplateau Knüllfeld.
Eingeschleppt werden die invasiven Pflanzen durch Samen, die sich ungehindert verbreiten. Auch durch Gartenabfälle, die illegal im Wald entsorgt werden, so Dennis Ullrich. "Umso schlimmer ist es, wenn man Pflanzenreste der Lupine im Wald entsorgt. Das ist wie ein kleines Epizentrum und von dort kann sich die Pflanze entlang von Böschungen und Wegen verbreiten."
Viel Arbeit für Naturschützer und Landwirte
Unter anderem der Landschaftspflegeverband Thüringer Wald kümmert sich darum, dass die sogenannten Neophyten wieder von den Wiesen verschwinden. Mühevoll werden die Pflanzen per Hand ausgestochen. Aber das geht nur bis zu einem bestimmten Punkt, sagt Maya Ehmig: "Wenn es einmal so weit vorangeschritten ist, wie hier auf dieser Wiese, dann gibt es fast kein Entgegenwirken mehr."

Maya Ehmig vom Landschaftspflegeverband Thüringer Wald weiß, wie schwierig es ist, invasive Pflanzen wieder los zu werden.
Wenn es einmal so weit vorangeschritten ist, wie hier auf dieser Wiese, dann gibt es fast kein Entgegenwirken mehr. Maya Ehmig | Landschaftspflegeverband Thüringer Wald |
Große Teile der Wiese sind damit wertlos, sagt Gerd Hermann von der Agrargenossenschaft Schmalkalden-Schwallungen: "Ich habe dann viel Arbeit, wenn ich die große Wiese einzäune. Aber ich kann die Tiere dann nicht vier oder fünf Tage auf der Wiese lassen, sondern nur vielleicht zwei Tage, weil so viele Lupinen drauf sind und die Tiere die nicht fressen. Der Aufwand wird größer und der Nutzen der Fläche geht definitiv zurück."
Naturschützer fordern Verkaufsverbot für invasive Pflanzen
Damit sich die Pflanzen gar nicht erst verbreiten, raten Naturschützer vom Kauf invasiver Arten ab. Wenn sie einmal im Garten sind, dann sollten verblühte Pflanzen rechtzeitig abgeschnitten und korrekt entsorgt werden. Dennis Ullrich vom NABU geht allerdings noch weiter: "Es gibt kein Verkaufsverbot für diese Pflanzen und da muss angesetzt werden. Da muss einfach eine gesetzliche Regelung her."
Ansonsten könnten immer mehr Bergwiesen im Thüringer Wald regelrecht befallen werden. Die artenreichen Lebensräume wären dann bedroht, so Maya Ehmig vom Landschaftspflegeverband: "Die Bergwiesen sind einfach ein absoluter Hotspot der biologischen Vielfalt, der unbedingt erhalten werden muss."
MDR (mru)