
Thüringen Thüringer verbrauchen weniger Gas - und bauen mehr Wärmepumpen ein
Der Gasverbrauch von Kunden der Thüringer Energie AG ist nach Angaben des Unternehmens seit Beginn des Ukrainekriegs um 13 Prozent zurückgegangen. Einer der Gründe dafür sind die massiv gestiegenen Preise im Jahr 2022.
Rund 7.400 Gigawattstunden seien im vergangenen Jahr in Thüringen verkauft worden, teilte die Thüringer Energie AG mit. Die massiv gestiegenen Preise hätten viele Thüringer animiert, ihren Verbrauch einzuschränken, aber auch viele Unternehmen.
Ein Grund sind eher schlechte Erwartungen an die künftige Entwicklung in Deutschland. Das sagte ein Sprecher des Unternehmens Thüringer Energie AG (Teag) MDR THÜRINGEN.
Immer mehr Wärmepumpen im Einsatz
Eine wesentliche Verschiebung kommt aus dem Wohnbereich. Dass bei Neubauprojekten immer öfter auf Wärmepumpen gesetzt wird, spielt eine Rolle. Ein Blick in die Daten des Landesamtes für Statistik zeigt, was sich verändert: Bei mehr als 1.200 genehmigten Neubauwohnungen lag der Anteil der Heizungen mit Luftwärmepumpe im letzten Jahr bei etwa 62 Prozent, Gas kommt auf weniger als neun Prozent.
Noch vor fünf Jahren waren Gasheizungen bei Neubauten mit fast 40 Prozent am gefragtesten. Damals kamen Wärmepumpen auf gut 36 Prozent.
Neubauten allein wirken sich auf den Gesamtverbrauch allerdings kaum aus - dazu ist der Anteil der Neubauten der vergangenen Jahre am Gesamtbestand zu gering. 1.200 neuen Wohnungen steht ein Bestand von mehr als 1,2 Millionen Wohnungen in Thüringen gegenüber.
Das Interesse unserer Kundinnen und Kunden an alternativen Heizformen wächst jedoch deutlich. Stadtwerke Jena |
Die Verbrauchsdaten etwa bei den Stadtwerken Jena lassen nach eigenen Angaben bisher nur "eine marginale Entwicklung weg vom Gas hin zu strombasierten Heizsystemen wie der Wärmepumpe" erkennen. Aber: "Das Interesse unserer Kundinnen und Kunden an alternativen Heizformen wächst jedoch deutlich - spürbar auf Messen und Veranstaltungen", schreiben die Stadtwerke.
Auch im ländlichen Raum erkennen Stadtwerke solche Trends - etwa im Eichsfeld. Es sei ein "bewussterer Umgang mit Energie zu verzeichnen", schreiben etwa die Eichsfeldwerke.
Gasspeicher leer - Preisentwicklung ungewiss
Wie sich die Preise für Erdgas in naher Zukunft entwickeln, das sei allerdings Spekulation, heißt es von der Teag. Zuletzt hatte es viele Mutmaßungen gegeben, dass der Preis für Erdgas und Fernwärme in Deutschland steigen würde.
Auch die Erdgas-Speicher bei einer Tochter der Teag sind Anfang April fast leer. Mehr als 90 Gigawattstunden können in Allmenhausen und Kirchheilingen im Untergrund gespeichert werden. Der niedrige Stand jetzt sei aber kein Problem. "Die Heizperiode ist ja praktisch zu Ende", so Teag-Sprecher Martin Schreiber. Jetzt beginne die Einspeisezeit - das heißt, die Thüringer Gasspeicher werden wieder aufgefüllt, um ab Oktober wieder abrufbar zu sein.
"Aktuell sehen die Preise gut aus", so Schreiber. Ein Grund seien die schlechten Wirtschaftserwartungen, zu denen auch US-Präsident Donald Trump mit seinen sich immer wieder ändernden Zöllen beigetragen habe. Das habe die Erwartungen vieler Unternehmen gebremst. Spekulanten rechneten dann mit weniger Verbrauch - und die Einkaufspreise sinken.
Thüringer Stadtwerke oder die Teag kaufen in der Regel mit mehreren Monaten Vorlauf ein, um weniger Schwankungen beim Preis zu unterliegen. Ob die Preise aber im Sommer oder Herbst für Verbraucher sinken oder steigen, das könne man derzeit in einer unruhigen Weltlage nicht vorhersagen. "Das wäre Spekulation."
Stadtwerke wollen auf Erdgas verzichten
Wegen der schwindenen Rolle von Erdgas-Heizungen und der Umstellung auf klimaneutrale Energieträger wollen auch einige Stadtwerke in Deutschland die Versorgung mit Erdgas einstellen - Mannheim etwa ab 2035. Weder die Eichsfeldwerke noch die Stadtwerke Jena haben dafür konkrete Pläne, schreiben beide auf Anfrage von MDR THÜRINGEN. Die Teag gibt an, die Versorgung noch mindestens 15 Jahre aufrechterhalten zu wollen.
MDR (ltt)