Nietzsche-Portrait von Edvard Munch

Thüringen Nachlass von Nietzsche wird Unesco-Welterbe

Stand: 11.04.2025 10:34 Uhr

Die Entscheidung ist gefallen: Die Unesco-Kommission in Paris hat den Nachlass von Friedrich Nietzsche (1844-1900) in das Weltdokumentenerbe aufgenommen. Darum hatte sich die Klassik Stifung Weimar gemeinsam mit anderen Insitutionen bemüht. Im Besitz der Stiftung befinden sich Nietzsches Manuskripte, sein Briefwechsel und seine Privatbibliothek. Der Philosoph hat seine letzten Lebensjahre in Weimar verbracht und ist im Jahr 1900 auch dort gestorben.

Von MDR Kulturdesk

Der Nachlass von Friedrich Nietzsche (1844-1900) wird Weltdokumentenerbe. Das hat die internationale Unesco-Kommission bei einer Sitzung in Paris am Donnerstagabend entschieden. Die Klassik Stiftung Weimar, die Universitätsbibliothek und das Staatsarchiv Basel sowie die schweizerische Stiftung Nietzsche-Haus in Sils Maria bewahren das Erbe des Philosophen und hatten sich gemeinsam um die Neuaufnahme beworben.

Friedrich Nietzsche

Friedrich Nietzsche starb im Jahr 1900 in Weimar, wo er auch seine letzten Lebensjahre verbrachte.

Nietzsches Nachlass in Weimar umfasst Briefe und Bücher

Im Besitz der Klassik Stiftung Weimar befinden sich Nietzsches Manuskripte, sein Briefwechsel und seine 1.400-bändige Privatbibliothek. Laut Angaben der Stiftung geht der Bestand auf die Sammlungen von Elisabeth Förster-Nietzsche zurück, die ab 1894 den Nachlass ihres Bruders verwaltete. Dieser werde heute zum größten Teil nicht ausgestellt, sei bei wissenschaftlichem Interesse aber zugänglich.

Nietzsches eigenhändiges Druckmanuskript zu "Also sprach Zarathustra. Vierter und letzter Teil", Titelseite

Die Titelseite von Friedrich Nietzsches eigenhändigem Druckmanuskript zu "Also sprach Zarathustra"

Für die Klassik Stiftung sei die Aufnahme des Nietzsche-Nachlasses ins Unesco-Register "Memory of the World" eine "große Ehre", wie der Leiter des Nietzsche-Kollegs, Helmut Heit, MDR KULTUR sagte. Es sei für ihn eine große Freude, "dass Nietzsche, diesem subversiven, diesem oft auch verkannten, immer wieder in widersprüchliche Rezeptionen geratenen Denker, diese Anerkennung zuteil wird."

Bestand in Weimar soll restauriert werden

Die Würdigung sei "großer Rückenwind" und eine große Anerkennung für die Arbeit im Goethe- und Schiller-Archiv und in der Anna Amalia Bibliothek, betonte Helmut Heit. Verbunden mit dieser Anerkennung sei aber auch die Verpflichtung, den Bestand in Weimar sicherzustellen und die Unterlagen dauerhaft zu erhalten. "Sowohl die Papiere, als insbesondere auch die Bibliothek Nietzsches sind in einem sehr prekären Zustand. Sie sind einzigartige Dokumente, sie lassen sich nicht ersetzen", sagte Heit. Viele Bücher Nietzsches müssten dringend noch einmal restauriert werden. An der Herzogin Anna Amalia Bibliothek würden derzeit auch entsprechende Projekte vorbereitet werden.

Nietzsches später verworfener Entwurf zu einem Buch mit dem Titel: "Der Wille zur Macht"

Aus dem Bestand der Klassik Stiftung Weimar: Nietzsches später verworfener Entwurf zu einem Buch mit dem Titel: "Der Wille zur Macht"

Weitere Werke aus Deutschland als Welterbe aufgenommen

Neben dem Nietzsche-Nachlass wurden aus Deutschland auch die Münchner Handschrift des mittelalterlichen Babylonischen Talmuds sowie die im Deutschen Röntgen-Museum in Remscheid aufbewahrten Röntgenbilder von Wilhelm Conrad Röntgen als Weltdokumentenerbe aufgenommen. Insgesamt wurden 73 Anträge zur Neuaufnahme bei der Unesco-Kommission eingereicht.

Goethe und Luther gehören bereits zum Weltdokumentenerbe

Das internationale Unesco-Register "Memory of the World", zu deutsch Weltdokumentenerbe, wurde 1992 gegründet. Es zählt bislang 496 Einträge, darunter Buchbestände, Handschriften, Partituren, Bild-, Ton- und Filmaufnahmen von außergewöhnlichem Wert für die Menschheitsgeschichte. Aus den Beständen der Klassik Stiftung Weimar gehören dazu bereits der Nachlass von Johann Wolfgang von Goethe sowie zwei Texte Martin Luthers.

Quellen: epd, Klassik Stiftung Weimar / redaktionelle Bearbeitung: vp, lig