Bundespräsident Steinmeier spricht auf einer Bühne.

Schleswig-Holstein 150 Jahre Thomas Mann: Lübeck feiert den Jahrhundertautor

Stand: 06.06.2025 22:00 Uhr

Lübeck feiert den berühmtesten Sohn der Stadt: Vor 150 Jahren wurde Literatur-Nobelpreisträger Thomas Mann geboren. Zum Festakt kam auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Besonderes Highlight: ein Konzert im Theater Lübeck - inspiriert von einer Playlist, die der Autor 1954 erstellt hat.

Die Hansestadt, in der der Autor 1875 geboren wurde, würdigt ihn mit einem vielschichtigen Programm: Eine große Ausstellung, ein hochkarätiger Festakt und ein Konzert im Theater Lübeck spannen einen Bogen von Thomas Manns Zeit bis in die Gegenwart.

Ausstellung beleuchtet den politischen Wandel Thomas Manns

Im Mittelpunkt steht die Ausstellung "Meine Zeit. Thomas Mann und die Demokratie", die an Manns Geburtstag gestartet ist und bis zum 18. Januar 2026 läuft. Sie wurde vom Buddenbrookhaus konzipiert und ist im St. Annen-Museum zu sehen - da das Stammhaus wegen umfassender Sanierung derzeit geschlossen ist.

Die Schau beleuchtet den politischen Wandel Thomas Manns: vom Verteidiger der Monarchie hin zum überzeugten Anhänger der Weimarer Republik und entschiedenem Gegner des Nationalsozialismus. In seinen BBC-Radioansprachen aus dem US-Exil wurde er zum moralischen Gegengewicht eines gleichgeschalteten Deutschlands.

Festakt mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

Freitag um 16 Uhr begann der offizielle Festakt zur Ausstellungseröffnung in der St. Aegidienkirche. Dort sprach auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Steinmeier würdigte Mann dabei als Menschen, der "durch und durch Künstler, Schriftsteller, seinem Werk hingegeben wie kaum ein anderer" gewesen sei. Der Bundespräsident hob zudem besonders das spätere Engagement des gebürtigen Lübeckers für die Demokratie hervor. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) konnte krankheitsbedingt nicht kommen, stattdessen kamen Dr. Dorit Stenke, Ministerin für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur, und Lübecks Stadtpräsident Henning Schumann. Nach Reden und Musik stand ein Gespräch mit der Leiterin des Buddenbrookhauses, Caren Heuer, auf dem Programm, die vom NDR Literaturexperten und eat.READ.sleep.-Host Jan Ehlert interviewt wurde.  

Konzert: "Thomas Mann. Das Konzert seines Lebens"

Highlight des Abends war das Konzert "Thomas Mann. Das Konzert seines Lebens" im Großen Haus des Theater Lübeck. Das Philharmonische Orchester spielte Werke von Wagner, Debussy, Beethoven und Franck - alles Stücke, die Mann selbst 1954 als Wunschprogramm für die Radiosendung "Wer wünscht was" im Süddeutschen Rundfunk ausgewählt hatte. Es sind die Klänge, die ihn sein Leben lang begleiteten. Dirigiert wurde das Konzert von Stefan Vladar, Opern- und Generalmusikdirektor in Lübeck. Die Festrede hielt Frido Mann, Enkel des Schriftstellers.

Dass Thomas Mann seine ersten Theatererlebnisse genau dort hatte - im früheren Lübecker Stadttheater, an derselben Stelle wie das heutige Theatergebäude - verlieh dem Konzert zusätzliche Symbolkraft. Schon als Schüler lauschte er dort Aufführungen von Lohengrin, wie er selbst später erinnerte: "Meine dankbarste Erinnerung knüpft sich doch eben an diese ersten Jugenderinnerungen."

Fischer Verlag: Gute Umsätze mit Thomas Mann im Jubiläumsjahr

Das Jubiläum ist mehr als eine Hommage an einen großen Schriftsteller - es stellt auch die Frage, was seine Stimme heute noch bedeutet. Manns Entwicklung vom reaktionären Monarchisten zum überzeugten Demokraten, seine klare Haltung im Exil und seine literarische Auseinandersetzung mit Macht, Moral und Identität machen ihn bis heute relevant. Laut dem Fischer Verlag haben sich die Umsätze seiner Werke im Jubiläumsjahr verdoppelt. Und auf der Leipziger Buchmesse war er der meistverkaufte Autor am Stand - auch 150 Jahre nach seiner Geburt bleibt Thomas Mann ein literarisches Ereignis.

Dieses Thema im Programm:
NDR Kultur | Journal | 04.06.2025 | 16:00 Uhr