
Sachsen-Anhalt Gestohlene Stolpersteine in Magdeburg – Polizei hat noch keine Spur
Anfang April waren fünf von sieben Stolpersteinen im Magdeburger Stadtteil Alte Neustadt gestohlen worden. Ein gemeinsamer Zeugenaufruf des Polizeireviers Magdeburg und der Stadt Magdeburg hat bisher zu keinem Erfolg geführt. Noch immer werden Zeugen gesucht, die den Diebstahl der Stolpersteine beobachtet haben.
Im Fall der gestohlenen Stolpersteine in Magdeburg gibt es noch keine Spur zu möglichen Tätern. Das teilte die Polizei MDR SACHSEN-ANHALT am Dienstagnachmittag mit. Ein Sprecher sagte, man habe sich Hinweise aus der Bevölkerung erhofft, bislang aber ohne Erfolg.
Stolpersteine gestohlen: Staatsschutz ermittelt
Mitarbeiter der Stadt Magdeburg hatten am vergangenen Donnerstag im Hohenstaufenring im Stadtteil Alte Neustadt den Diebstahl bemerkt. Fünf von insgesamt sieben Stolpersteinen fehlten im Gehweg. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.
Erinnerung an die im Nationalsozialismus verfolgten Menschen
In Magdeburg sind nach Angaben der Polizei 800 Stolpersteine verlegt. Die zehnmal zehn Zentimeter großen Beton-Quader haben eine Messing-Oberfläche. Darauf sind die Namen und Daten von Juden und anderen NS-Opfern eingraviert, die während der Nazizeit aus ihren Wohnungen vertrieben und deportiert wurden. Die meisten kamen später in Konzentrationslagern um.
Auch in anderen Städten Sachsen-Anhalts wurden schon Stolpersteine beschädigt, herausgerissen oder entwendet. So hatten im vergangenen Jahr Unbekannte in Zeitz alle zehn Stolpersteine in der Stadt gestohlen.

Die Stolpersteine wurden in der Alten Neustadt gestohlen.
800. Stolperstein in Magdeburg Anfang April verlegt
Erst in der vergangenen Woche waren am 3. und 4. April in Magdeburg weitere 27 Stolpersteine verlegt worden. Sie erinnern nach Angaben der Stadt an das Schicksal der Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Anlässlich der Verlegung des 800. Stolpersteins für Wilhelm Kronheim sprach Oberbürgermeisterin Simone Borris ein Gedenk-Wort.
Kronheim war Kaufmann und einer der Repräsentanten der Vertretung der jüdischen Gemeinde in Magdeburg. Für seine Frau Anna und den gemeinsamen Sohn Heinz Karl sind ebenfalls an der Stelle Stolpersteine verlegt worden. Borris teilte mit: "Jener zu gedenken, die inmitten unserer Stadt-Gesellschaft mit Unrecht behandelt wurden und enormer Gewalt ausgesetzt waren, ist heute Teil unserer bürgerschaftlichen Moral in Magdeburg." Sie danke der AG Stolpersteine für ihr zivilgesellschaftliches Engagement und für die nicht abnehmende Spendenbereitschaft, die diese Stolperstein-Aktion erst möglich mache. Sie zeige, wie wichtig den Magdeburgerinnen und Magdeburger diese vielen persönlichen Zeichen der Verantwortung und Versöhnung seien.
MDR (Marila Zielke, Norma Düsekow, Susanne Ahrens)