Harald Kiesewetter mit seiner Frau. Er wurde Opfer eines Bank-Betrugs.

Sachsen-Anhalt Bankbetrug durch KI-Unterstützung: Rentner wird Opfer von Betrügern

Stand: 15.04.2025 10:51 Uhr

Harald Kiesewetter wird Opfer eines Bank-Betrugs. Wie die Kriminellen an seine Kreditkartendaten kommen, weiß er nicht. Oft verschicken die Täter via Künstlicher Intelligenz Mails oder Nachrichten auf Social Media. Hier sollen dann Kontodaten verifiziert werden. Kiesewetter hat den Betrug zur Anzeige gebracht, doch die Dunkelziffer, der nicht gemeldeten Taten ist hoch, sagt die Polizei.

Von Martin Krause, MDR SACHSEN-ANHALT

Harald Kiesewetter traut seinen Augen nicht, als er auf dem Handy eher zufällig eine Mitteilung seiner Bank bemerkt: "Eine Push-Nachricht, dass unsere Kreditkarte benutzt worden ist. Aber diese Kreditkarte, hatten wir seit Monaten nicht verwendet, die lag unversehrt auf ihrem Platz in der Wohnung." Beim 69-Jährigen schrillen sofort die Alarmglocken.

Der Rentner informiert umgehend seine Bank und lässt die Karte sperren. "Von der Sperrung bis zur nächsten versuchten Abbuchung hat es nur wenige Minuten gedauert. Und dann wurde noch elf Mal versucht, auf die Karte zuzugreifen." So belegt es ein Ausdruck der Bank, den der Dessauer kopfschüttelnd in den Händen hält. Den Zahlen nach, versuchten Täter aus dem fernen München teils im Minutentakt an kleinere Geldbeträge zu kommen. Von der Dreistigkeit ist Kiesewetter entsetzt. "Man ist schon etwas schockiert und man hat damit auch erst mal eine Menge Arbeit, die man eigentlich nicht haben will. Man kann da auch nicht luschig drüber hinweggehen."

Kontoauszug von Harald Kiesewetter:Er wurde Opfer eines Bank-Betrugs.

In kurzen Abständen wurden Kleinstbeträge von der Kreditkarte von Harald Kiesewetter abgebucht.

Cyberkriminelle nutzen oft Künstliche Intelligenz

Familie Kiesewetter erstattet Anzeige, fordert von der Bank den bereits abgebuchten Betrag zurück. Mit Erfolg, auch wenn es ein paar Tage gedauert hat, wie der Senior erzählt. Wie die Unbekannten an seine Kontodaten gelangt sind, kann sich der Dessauer nicht erklären. "Wir benutzen die Kreditkarte selten, zuletzt vor Monaten. Mir ist rätselhaft, wie sie an die 16-stellige Kartennummer kommen und dann ist ja auch noch diese dreistellige Sicherheitsnummer und gleichzeitig muss man das Ende der Kartengültigkeit eingeben."

Die Ermittlungen der Polizei haben bislang nichts ergeben. Die Cyberkriminellen nutzen offenbar zunehmend auch Künstliche Intelligenz (KI). Damit verschicken sie betrügerische Nachrichten per E-Mail oder auch über soziale Medien. Dabei fordern sie die Herausgabe von vertraulichen Informationen, sagt Cindy Triest von der Dessauer Polizei-Inspektion: "Die Nachrichten wirken dabei täuschend echt und die Absender vermeintlich seriös. Viele Empfänger schöpfen deswegen keinen Verdacht." Über mitgeschickte Links werden potentielle Opfer dann auf manipulierte Internetseiten gelockt, die ebenfalls ziemlich echt aussehen. "Dann fordern die Betrüger dazu auf, persönliche Daten oder Passwörter zu aktualisieren." So gelangen die Täter an den Zugang etwa zu Bankkonten.

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Polizei: Dunkelziffer von nichtgemeldeten Fällen ist groß

Die Cyber-Kriminellen zu fassen, sei schwierig, sagt Triest: "Die Täter agieren höchst professionell. Sie entwickeln ihre Techniken und Taktiken immer wieder weiter. Zum Teil agieren sie auch aus dem Ausland, was natürlich die Strafverfolgung erschwert." Nach Auskunft der Polizeikommissarin werden viele Betrugsfälle gar nicht angezeigt. Die Dunkelziffer sei groß, "Weil die Geschädigten oftmals ein gewisses Schamgefühl haben und sich nicht trauen, zur Polizei zu gehen, wenn Schaden entstanden ist."

Um den Betrügern nicht auf den Leim zu gehen, gilt es einige Dinge zu beachten, sagt Triest. So wäre es ratsam, auf Computern regelmäßig Software-Updates vorzunehmen und Antivirenprogramme zu installieren. Niemals sollte man Pin-Codes oder Tan-Nummern preisgeben oder notieren, mahnt die Polizeisprecherin. "Viele Accounts bieten zudem mittlerweile auch die Zwei-Faktor-Authentisierung an. Das erhöht ebenfalls die Sicherheit."

Harald Kiesewetter: Er wurde Opfer eines Bank-Betrugs.

Harald Kiesewetter kontrolliert nun jede Abbuchung seiner Kredikarte. Er will nicht erneut Opfer werden.

Hundertprozentigen Schutz im Internet gibt es jedoch nie. Das weiß auch Harald Kiesewetter. Der Rentner will seine Kreditkarte behalten. Aber das Erlebte lässt ihn nicht los. Der 69-Jährige lässt sich auch weiterhin jede Abbuchung auf dem Handy bestätigen. Aber damit nicht genug: "Ich kontrolliere seitdem auch genauestens die Kontoauszüge und rechne in einer Excel-Tabelle nach, ob nicht irgendwo Minimalbeträge verlustig gehen". Der Dessauer will kein zweites Mal Opfer von Betrügern werden.

MDR (Martin Krause, Maximilian Fürstenberg), zuerst veröffentlicht am 14.04.2025