
Sachsen Nach rassistischer Anzeige im Sebnitzer Amtsblatt: Verlag entlässt Mitarbeiter
Mit menschenverachtenden Worten hat ein Dachdecker aus Sebnitz im Amtsblatt deutlich gemacht, dass bei ihm nicht jeder Azubi willkommen ist. Jetzt hat der Verlag, der das Amtsblatt produziert, erste Konsequenzen aus dem Vorfall gezogen. Der für die Anzeige zuständige Mitarbeiter wurde gekündigt - fristlos.
Eine rassistische Stellenanzeige des Sebnitzer Dachdeckers Ronney W. im Amtsblatt erschütterte am Donnerstag viele Menschen. Jetzt hat der Verlag Konsequenzen gezogen. Wie der Geschäftsführer der in Herzberg ansässigen Linus Wittich Medien KG, Andreas Barschtipan, mitteilte, ist in der Nacht zum Karfreitag die Entscheidung gefallen: "Wir haben dem für die Anzeige zuständigen Mitarbeiter fristlos gekündigt", sagte Barschtipan.
Zuvor seien die Prüfmechanismen auf den Kopf gestellt worden. Da die Anzeige nicht fix und fertig gewesen sei und Anpassungen nötig gewesen wären, habe man sich für die Kündigung entschieden.
Verlag: Ähnliche Anfragen bisher immer gelöscht
Trotzdem wissen die Verantwortlichen nach eigenen Angaben noch nicht, wie die Anzeige konkret ins Blatt gekommen ist: "Wir hatten im vergangenen Jahr drei Wahlen. Auch da gab es ähnliche Anfragen, die wir immer gelöscht haben. Ich kann mir nicht erklären, warum es diesmal anders war", sagte Barschtipan. Man werde die internen Prozesse umgehend überprüfen und anpassen, um sicherzustellen, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederholt.
Dachdecker vorher nie negativ aufgefallen
Gegen den Sebnitzer Dachdecker Ronney W. hat die Linus Wittich Medien KG laut einer Stellungnahme Anzeige erstattet und die Geschäftsbeziehung beendet. Letztere funktionierte demnach über viele Jahre ohne Probleme. "Es gab eine vertrauensvolle Geschäftsbeziehung zu Herrn W. Er ist nicht mal ansatzweise mit solchen Formulierungen aufgefallen. Daher habe ich mich im ersten Moment gefragt: Geht der bald in Rente?", beschreibt Andreas Barschtipan seine Wahrnehmung.
Der Verlag bezeichnet die Veröffentlichung der Zeitungsanzeige als schwerwiegenden Fehler und bittet um Entschuldigung. Es gebe eine enge Abstimmung mit der Polizei und der Stadtverwaltung, um alles restlos aufzuklären.
MDR (sth)