
Rheinland-Pfalz Umstrittene rechte Burschenschaft wirbt in Schulen in Mainz - weitere Fälle
Die Burschenschaft "Germania Halle zu Mainz", die rechtsextremen Kreisen nahesteht, hat offenbar an vier Mainzer Schulen Werbeflyer verteilt - mehr als bislang bekannt. Die Regierung spricht von einer "Rekrutierungsstrategie".
Mitte März war bekannt geworden: Die Burschenschaft Germania Halle hat in Mainzer Schulen Flyer verteilt. Damals war von zwei betroffenen Schulen die Rede gewesen - dem Frauenlob-Gymnasium in der Mainzer Neustadt und der Gustav-Stresemann-Schule in der Oberstadt. Offenbar sind aber noch zwei weitere Schulen von der Aktion der umstrittenen Burschenschaft betroffen.
Burschenschaft verteilte an mindestens vier Schulen Flyer
Das geht aus der Antwort der rheinland-pfälzischen Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) auf eine Anfrage der grünen Landtagsabgeordneten Daniel Köbler und Carl-Bernhard von Heusinger hervor. Anfang März, so bestätigt die Ministerin, hätten "eine oder mehrere Personen, mutmaßlich Mitglieder der genannten Burschenschaft", die Gebäude "einiger Schulen" in Mainz betreten und dort Flyer verteilt. Mit "Freibier in der Freistunde" - so stand es auf den Flyern - wollte die Burschenschaft Mainzer Schüler locken, die "patriotisch eingestellt" seien und "keine Lust auf den linken Sumpf" an der Uni hätten.
In der Antwort auf die Anfrage aus der Grünen-Fraktion listet das Bildungsministerium neben den bereits bekannten Schulen auch das Gymnasium Mainz-Oberstadt und das Rabanus-Maurus-Gymnasium auf - auch hier wurden Flyer der Burschenschaft ausgelegt. Außerdem seien Außenaufnahmen des Theresianum Mainz auf dem Instagram-Account der Burschenschaft zu sehen gewesen. Es gebe aber keine Informationen darüber, ob auch hier Flyer ausgelegt worden seien.
Burschenschaft bekommt Hausverbot
Die Flyer seien ohne Wissen der Schulleitungen verteilt worden und unmittelbar entfernt worden, erklärte das Ministerium weiter. Es seien Hausverbote gegen Mitglieder der Burschenschaft erteilt worden, im Wiederholungsfall würden die betroffenen Schulleitungen die Polizei informieren.
Laut Ministerium wurden alle Mainzer Schulen, an denen man Abitur machen kann, über die Verteilaktion informiert. Die Schulen seien außerdem angewiesen worden, mögliche Orte, an denen Flyer ausgelegt werden könnten, regelmäßig zu kontrollieren.
Landesregierung wertet Flyer als Rekrutierungsaktion der Burschenschaft
Die Burschenschaft sei in den vergangenen Jahren in der Öffentlichkeit zurückhaltend gewesen, schrieb das Ministerium. Zuletzt sei aber neben der Flyer-Verteilaktion auch eine verstärkte Präsenz in sozialen Netzwerken zu beobachten gewesen. Die Landesregierung wertet das nicht nur als Vernetzungs-, sondern vor allem als Rekrutierungsstrategie, "um weiteren Nachwuchs zu generieren".
"Germania Halle zu Mainz" wird vom Verfassungsschutz beobachtet
Anfang des Monats hatte der rheinland-pfälzische Verfassungsschutz angekündigt, die Burschenschaft "Germania Halle zu Mainz" zu beobachten. Die Burschenschaft hat laut Hubig "zahlreiche und zunehmend intensive Verbindungen in die rechtsextremistische Szene". Dies sei insbesondere im Zusammenhang mit dem Verein "Zentrum Rheinhessen" deutlich geworden. Darüber hinaus werde das Verbindungshaus seit Jahren "von rechtsextremen Personen aus der Region und anderen Teilen Deutschlands frequentiert". Die Burschenschaft zeige "eine kontinuierliche rechtsextremistische und völkische Weltanschauung".
Zuvor hatten die Zeitungen der VRM-Gruppe berichtet.
Sendung am Mo., 14.4.2025 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4